Publizist Ginzel: Syrienkonflikt überschattet jüdisches Neujahrsfest

Ein süßes 5774!

Die Feiern zum jüdischen Neujahrsfest sind überschattet von der Syrienkrise. "Man bemüht sich fröhlich zu sein, trotz der vielen Sorgen", sagt der Publizist Günther B. Ginzel. Aus Angst vor Angriffen besorgten sich viele Israelis Gasmasken.

Betende Juden in Israel (dpa)
Betende Juden in Israel / ( dpa )

"Das sind Formen der Bedrohung, wie man es hier nicht kennt", sagte Ginzel am Donnerstag im domradio.de-Interview. Die Vorgänge im Nahen Osten bewegten Juden weltweit sehr stark. Die aktuelle Krise rufe Erinnerungen an den Jom-Kippur-Krieg von 1973 hervor, damals hatten Ägypten und Syrien Israel am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur überraschend angegriffen.

Die Diaspora-Situation in Deutschland stelle Juden vor ganz praktische Probleme. Da gehe es etwa um die Frage, ob Kinder schulfrei bekommen, der Arbeitgeber Urlaub gibt oder wie Ruhepausen geschaffen werden können, wenn ringsherum der Alltag weitergehe.

Gauck ermuntert jüdische Gemeinden zu mehr Engagement

Bundespräsident Joachim Gauck und  die beiden großen Kirchen haben ihre Glückwünsche zum Beginn des jüdischen Neujahrsfests übermittelt. "Ich freue mich darüber, dass die jüdischen Gemeinden eine immer lebendigere Rolle in unserer Bürgergesellschaft spielen", erklärte Gauck.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warb für einen weiteren Ausbau der christlich-jüdischen Beziehungen. In seinem Glückwunschschreiben erinnerte Zollitsch an die gemeinsame Verpflichtung, dass Christen und Juden „stärker noch als bislang gemeinsam gegen die offenen und versteckten Formen der Herabsetzung von Menschen Stellung nehmen, wie es in den Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit auch schon geschieht. Wo wir für die Würde des Menschen eintreten, erstrahlt das Licht der messianischen Zeit schon in unserer Zeit“, so der Freiburger Erzbischof.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider ging in seinem Gratulationsschreiben auf den christlich-jüdische Dialog in Deutschland ein. Er werde in „guter und vertrauensvoller Weise“ geführt und stehe auf einer belastbaren und soliden Grundlage. Schneider zeigte sich besorgt um die besondere Gefährdung Israels im Syrien-Konflikt. "Wir sehen mit großer Anteilnahme die besondere Gefährdung Israels in dem kaum zu durchschauenden Machtpoker um die Region. Umso dringender begleitet Sie und uns heute der Wunsch nach Frieden und nach dem besonnenen Umgang aller Beteiligten mit ihrer Macht und Verantwortung", so Schneider.

Juden in aller Welt feiern am Donnerstag und Freitag das Neujahrsfest "Rosch Haschana" (Haupt des Jahres). Das zweitägige Fest zum Beginn des Jahres 5774 fällt auf den 1. und 2. des jüdischen Kalendermonats Tischri und findet gewöhnlich im September oder Oktober des gregorianischen Kalenders statt. Wie alle hohen Feiertage im Judentum beginnt das Neujahrsfest am Abend des Vortages. "Rosch Haschana" feiert den Anfang der Schöpfung, als Gott dem Menschen Atem einhauchte.


Günther B. Ginzel (KNA)
Günther B. Ginzel / ( KNA )
Quelle:
DR , dpa , epd