Prozess zu Verbrechen in bayerischem Kinderheim beginnt

Diebstahl und Kindesmissbrauch

Vor zehn Monaten soll ein Dieb in ein katholisches Kinderheim in Oberfranken eingestiegen sein. Am Morgen danach war eine zehnjährige Bewohnerin tot. Die juristische Aufarbeitung ist komplex und belastet die Einrichtung.

Symbolbild Justiz / © Chinnapong (shutterstock)

Vor dem Landgericht Hof werden ab Donnerstag mehrere mutmaßliche Verbrechen in einem Kinderheim im oberfränkischen Wunsiedel juristisch aufgearbeitet. Die Staatsanwaltschaft wirft einem 25-Jährigen unter anderem Diebstahl und mehrfachen Kindesmissbrauch vor. Der Mann habe die Taten weitgehend gestanden. Der vermutlich gewaltsame Tod einer zehnjährigen Heimbewohnerin ist nicht Gegenstand der Anklage.

Kinderheimbewohner soll Mädchen umgebracht haben 

Die Ermittler gehen davon aus, dass nicht der Angeklagte, sondern ein elfjähriger Mitbewohner das Mädchen umgebracht hat. Dieser ist noch nicht strafmündig. Er soll allerdings als Zeuge aussagen. Das Gericht hat neun Verhandlungstage angesetzt. Zu dem Prozess vor der Jugendkammer sind drei Sachverständige geladen.

Laut Anklageschrift soll der 25-Jährige in der Nacht auf den 4. April 2023 in das Kinderheim eingestiegen sein, um einen Diebstahl zu begehen. In dem Heim soll er auf einen elfjährigen Jungen und später auf ein zehnjähriges Mädchen getroffen sein. Beide soll der Mann sexuell missbraucht haben.

Streit zwischen Junge und Mädchen

An der Aufklärung waren 40 Einsatzkräfte beteiligt. Zum Abschluss der Ermittlungen hieß es Anfang September, eine Beteiligung am Tod des Mädchens habe dem 25-Jährigen nicht nachgewiesen werden können. Der elfjährige Mitbewohner habe das Mädchen erst getötet, nachdem der Mann das Heim wieder verlassen gehabt habe. Zwischen dem Jungen und dem Mädchen sei es wohl zum Streit gekommen.

Träger des Kinder- und Jugendhilfezentrums Sankt Josef in Wunsiedel ist die Katholische Jugendfürsorge Regensburg (KJF). Sie teilte mit, der Prozessbeginn verunsichere die Kinder in der Einrichtung schwer. Ihre psychologische Begleitung sei deshalb intensiviert worden. Man konzentriere sich darauf, emotionale Belastungen der Kinder und der Beschäftigten auszugleichen.

"Mit großem Respekt vor der Justiz erwartet die KJF den Prozessauftakt", heißt es in der Mitteilung. Während der Verhandlung werde der Träger keine Fragen von Journalisten beantworten.

Quelle:
KNA