Prominente Fälle von Sterbehilfe

Pretty - Schiavo - Englaro

Immer wieder haben in den vergangenen Jahren prominente Einzelschicksale die Debatte um Sterbehilfe in Europa und den USA angefacht. domradio.de dokumentiert einige Fälle, die Schlagzeilen machten.

 (DR)

Mai 2002: Die bis zum Hals gelähmte Britin Diane Pretty stirbt eines natürlichen Todes. Die 43-Jährige hatte durch alle Instanzen vergeblich auf ein Recht auf Beihilfe zum Selbstmord geklagt. Pretty wollte verhindern, dass ihr Mann bei einer Beihilfe rechtlich belangt wird. Das britische Recht belegt seit 1961 Hilfe zum Selbstmord mit bis zu 14 Jahren Haft. Im April 2002 verneint auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg ein "Recht auf Sterben"; dies lasse sich aus der Europäischen Menschenrechtskonvention nicht ableiten.

März 2005: Der langsame Tod der US-Amerikanerin Terri Schiavo bewegt die Menschen weltweit und löst Kontroversen aus. Die Wachkoma-Patientin stirbt, nachdem ihr zwei Wochen zuvor auf Antrag des Ehemannes die Magensonde zur künstlichen Ernährung entfernt wurde. Der Fall Schiavos, die nach einer misslungenen Herzoperation 15 Jahre lang im Koma lag, führt zu einem juristischen und politischen Tauziehen, an dem sich auch US-Präsident George W. Bush und höchste Gerichte beteiligen. Die Eltern der Frau plädierten für eine Fortsetzung der Behandlung.

Dezember 2006: In Rom stellt ein Arzt das Beatmungsgerät des muskelkranken Künstlers Piergiorgio Welby ab und führt damit seinen vorzeitigen Tod herbei. Der 60-jährige Sohn eines Schotten war neun Jahre von Beatmungsgeräten abhängig. Er hatte seit längerem um die Abschaltung der Apparate und die Gabe eines Schmerzmittels gebeten. Im September bat er per Videobotschaft Staatspräsident Giorgio Napolitano um eine Legalisierung von Sterbehilfe. Welby erhält eine zivile Totenfeier, da die Diözese Rom eine kirchliche Bestattung ablehnt. Sie begründet die Entscheidung damit, dass der erklärte Wunsch zu sterben im Gegensatz zur katholischen Lehre stehe.

März 2008: Die 53-jährige Französin Chantal Sebire wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie starb laut Autopsie nach Einnahme von Betäubungsmitteln. Die Lehrerin litt an einer extrem seltenen Tumor-Erkrankung, die starke Schmerzen und erhebliche Entstellungen im Gesicht verursacht. Französische Gerichte lehnten wenige Tage zuvor das Ersuchen der Frau um aktive Sterbehilfe ab. Sie hatte gewünscht, dass ein Arzt ihr ein würdiges Sterben ermöglichen solle.

Oktober 2008: Die schwer kranke Britin Debbie Purdy (45) scheitert mit einem Gesuch zur gesetzlichen Klärung von Sterbehilfe. Der Oberste Gerichtshof Großbritanniens weist das Anliegen der an Multipler Sklerose erkrankten Frau zurück, Straffreiheit für ihren Mann zu erreichen, wenn er Beihilfe zum Selbstmord leistet und sie etwa in eine Schweizer Sterbeklinik begleitet.

Februar 2009: Die 38-jährige Eluana Englaro stirbt nach 17 Jahren im Koma in einem Pflegeheim im norditalienischen Udine. Tags zuvor war die künstliche Ernährung eingestellt worden. Mit einer Notverordnung versucht Ministerpräsident Silvio Berlusconi, eine Fortsetzung der Ernährung zu erzwingen. Die Nachricht vom Tod der Patientin löst im Parlament, das noch über die Eilverfügung berät, Tumulte aus. Englaros Vater hatte die Einstellung der Lebenserhaltung gewünscht.