Prominente Bücherfreunde beteiligen sich am Vorlesetag

Vorlesen macht Kinder fit

Vorlesen ist eine wunderbare Sache: Für alle, die vorgelesen bekommen – aber auch für diejenigen, die vorlesen. Beim heutigen bundesweiten Vorlesetag soll die Vorlesekultur in Deutschland durch zahlreiche (Vor)Leseaktionen an den unterschiedlichsten Orten bundesweit gestärkt werden. Mit an Bord: zahlreiche Prominente.

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

Wenn es draußen nass, kalt und nebelig wird, beginnt die Zeit, in der man es sich mit einem guten Buch im heimischen Wohnzimmer gemütlich machen kann. Der November ist wie dafür gemacht, dem Lesen und besonders dem Vorlesen einen eigenen Tag zu widmen. Schon seit sechs Jahren tut die Stiftung Lesen genau das und organisiert gemeinsam mit der Wochenzeitung «Die Zeit» und der Deutschen Bahn den bundesweiten Vorlesetag. Die Aktion, die in diesem Jahr am Freitag stattfindet, soll bei Kindern und Erwachsenen das Vorlesen und Erzählen wieder populärer machen und Lesefreude wecken.

Das Vorlesen gilt als entscheidende Grundlage für Sprachkompetenz und Bildungsfähigkeit. «Gäbe es einen Beipackzettel fürs Vorlesen, dann wäre der lang und eng bedruckt», meint Christoph Schäfer, Sprecher der Stiftung Lesen. «Vorlesen macht Kinder nicht nur im sprachlichen Bereich fit, sondern fördert auch Selbstbewusstsein und soziale Kompetenz», zählt er die Vorzüge des Vorlesens auf.

Trotzdem wird das gemeinsame Lesen häufig vernachlässigt. Einer aktuellen Studie zufolge lesen 42 Prozent aller Eltern ihren Kindern nur selten oder gar nicht vor. Vor allem bei Vätern ist das Vorlesen unpopulär: vier von fünf lesen ihren Kindern selten oder nie vor. «Dabei ist das Vorlesen für Kinder und Eltern etwas Schönes», findet Schäfer. «Es ist ja keine Einbahnstraße, beim Lesen entsteht vielmehr ein Dialog zwischen Kindern und Eltern.» Das Vorlesen diene dem Kind unter anderem auch als Mittel zur Weltaneignung. «Nicht umsonst wollen Kinder Baustellen- oder Ponyhofgeschichten hören», so Schäfer. «Mit Hilfe der Bücher ordnen sie ihre eigenen Erfahrungen.»

Höhepunkt ist die Fahrt eines Lesezugs
Aus solchen Gründen wollen am Vorlesetag rund 8.000 Bücherfreunde deutschlandweit in Kindergärten, Schulen und Buchhandlungen gegen den Trend zum Nicht-Lesen ankämpfen. Viele Büchereien beteiligen sich; der katholische Büchereiverband Borromäusverein hat eigens Lektüre-Tipps veröffentlicht.

Zahlreiche Prominente aus Politik, Kultur und Medien greifen zu ihren Lieblingsgeschichten, um ihre Freude am Buch an Kinder weiterzugeben. Unter ihnen sind Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Innenminister Thomas de Maiziere, Finanzminister Wolfgang Schäuble und prominente Persönlichkeiten wie Marietta Slomka, Wolfgang Stumph und Rolf Zuckowski.

Ein besonderer Höhepunkt ist die Fahrt eines Lesezugs von Dortmund nach Duisburg und zurück. Auf dem Reiseplan steht vor allem eins: Lesespaß. Während der Fahrt packen unter anderem Marie Luise Marjan, Ingo Nommsen und Ranga Yogeshwar ihre Lieblingsbücher aus, um die kleinen Fahrgäste mit auf eine Fantasiereise zu nehmen. Auch rund 170 Mitarbeiter der deutschen Bahn beteiligen sich an der Aktion und lesen in Kindereinrichtungen und an besonderen Orten wie dem Nürnberger Deutsche-Bahn-Museum vor. Daneben finden viele privat organisierte Lesestunden in ganz Deutschland statt. «Mit dem bundesweiten Vorlesetag wollen wir das Thema einer breiten Öffentlichkeit nahebringen», sagt Schäfer. «Denn eigentlich sollte jeder Tag ein Vorlesetag sein.»