Seit zwei Jahren dominiert das pandemische Geschehen die Medien - wissenschaftlich bestimmt von Medizinern, Juristen und Naturwissenschaftlern. Geisteswissenschaftler dagegen, und ganz speziell Theologen, kommen in Talkshows, Zeitungen und Hörfunk so gut wie nicht vor. Aber warum? Haben sie nichts zu sagen, wollen sie nichts sagen, oder werden sie nicht gehört?
Auch vor diesem Hintergrund befasste sich der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) am Donnerstag und Freitag in einem Studienteil mit dem Thema "Medien - Theologie und Kirche. Theologische Debattenkultur in den Medienlandschaften".
Die KThF-Chefin, die Tübinger Theologin Johanna Rahner, formulierte es einfacher: "Wie kann man so pointiert reden, dass man nicht unterreflektiert spricht und theologisch Niveau hält, aber trotzdem von anderen verstanden wird." Eine Frage, auf die es offenbar keine einfache Antwort gibt.
Journalisten sitzen mit am Tisch
Mit Christiane Florin, Ludwig Ring-Eifel, Björn Odendahl und Joachim Frank hatte die Professorenschaft vier Journalisten an den virtuellen runden Tisch gebeten, die bei der medialen Umsetzung religiöser und kirchlicher Themen allesamt als sehr profiliert gelten.
Sie alle sprachen den Theologen ihr grundsätzliches Interesse an solchen Fragestellungen aus, erlaubten sich aber auch Hinweise, dass ihre Arbeit in redaktionelle Abläufe eingebunden sei und die Theologen sich medialen Eigengesetzmäßigkeiten anpassen müssten - etwa mit einer verständlichen Sprache und klaren Botschaften. Schnell fand sich dann in der die Diskussion begleitenden Kommentarspalte der Begriff "Theologen-Bashing".
Als Beispiel für Probleme ging es immer wieder um die Debatte zwischen Rahner und dem Passauer Bischof Stefan Oster aus dem Vorjahr, in der die Professorin den Begriff "Rassismus" im Zusammenhang mit der Debatte um Frauenrechte in der katholischen Kirche nutzte. Nach wochenlangem medialem Geplänkel kam es dann zu einer gemeinsamen Erklärung.
Darin lasteten, so nahmen es die Journalisten wahr, Rahner und Oster die Schuld für den Konflikt vor allem den Medien an, weil die zugespitzt und überpointiert berichtet hätten. Nein, sagten die Journalisten, damit hätten es sich aber beide Seiten sehr einfach gemacht und auf Kosten dritter geeinigt: "Wir hatten die Arschkarte. Das war nicht fair."
Ein bisschen wirkte die Diskussion wie das Treffen zweier Berufsgruppen, denen das Divenhafte nicht ganz fremd ist und die beide besser austeilen als einstecken können. Einig waren sich indes die Standesvertreter, dass es "tiefe Gräben" zwischen Medienschaffenden und Professorenschaft gebe.
Beiderseitig bekundeter Bereitschaft zur Besserung
Unklar blieb trotz grundsätzlich beiderseitig bekundeter Bereitschaft zur Besserung und einer gewissen Selbstkritik, ob und wie sich diese Gräben im Interesse beider Seiten zuschütten lassen. Denn Medien und Wissenschaft funktionieren nun einmal nach ihren jeweiligen, aber sehr unterschiedlichen Mechanismen.
Sicher scheint nur, dass die Zeiten schon lange vorbei sind, in denen sich Theologen wie Hans Küng, Dietmar Mieth oder Johann Baptist Metz auch in gesellschaftliche Debatten einschalten konnten und medial stark gehört wurden. Aber ist dies der Professorenschaft von heute zuzurechnen, oder hat sich mit den Jahren und Jahrzehnten nicht auch die Medienwelt immer weiter und ganz neu entwickelt - und dabei die Geisteswissenschaften zunehmend aus dem Blick verloren?
Auf alle Fälle ist die Situation heute anders als damals. Thomas Schüller, der Münsteraner Kirchenrechtler und vielfach von Medien angefragter Bewerter kirchlicher Entwicklungen, zeigte es auf seine Weise: Er veröffentlichte seine Einschätzung der Theologen-Journalisten-Debatte noch am Donnerstagabend - auf Facebook.