Professor für christlich-muslimische Begegnung zum Stand des Dialogs

"Im Grunde wollen wir ja zusammenleben"

Erregte Diskussionen zwischen Muslimen und Protestanten auf dem Evangelischen Kirchentag, Disput um die Kölner Moschee, Vorwürfe an Kardinal Meisner und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann und ein Koordinierungsrat der Muslime, der nicht wirklich als Vertretung anerkannt wird: Der Dialog zwischen Christen und Muslimen in Deutschland ist ein stetiges Auf- und Ab. Doch wo steht er genau? Ein Interview mit Pater Christian Troll, Professor für Islam und christlich-muslimische Begegnung an der Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a.M.

 (DR)

Das "Auf und ab" im Dialog zwischen Christen und Muslimen sei nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, es sei "wie das Leben", meint Pater Troll, Professor für Islam und christlich-muslimische Begegnung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main
.
Allerdings gehe die positive Entwicklung einher mit einer Entwicklung, die im Hinblick auf die Verständigung gefährlich werden könne. Ein Beispiel hierfür sei der Vorwurf der "Schulmeisterei" im Umgang mit Muslimen. Man begegne sich nicht auf Augenhöhe. Um zu vermeiden, dass "gewisse Missverständnisse sich festsetzen", müsse man sie im Gespräch ausräumen, so Pater Troll.

Koordinierungsrat soll konkreter werden
Von dem vor acht Wochen begründeten Koordinierungsrat der Muslime wünscht sich Pater Troll eine klarere Position im Bezug auf die Auslegung von einigen viel diskutierten Koran-Versen. Ein Beispiel hierfür sei die Stellung der Frau oder Gewaltanwendung im Namen der Religion.

Eine Übersetzung des Korans hält Pater Troll für sinnvoll, gerade im Hinblick auf die umstrittenen Verse. "Damit der Nicht-Muslime weiß, wo er dran ist."
Insgesamt betrachtet er den Koordinierungsrat als "einen Schritt in die richtige Richtung". Auch die Ernennung des neuen Präsidenten des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog Jean-Louis Kardinal Tauran begrüßt Pater Troll. Dies könnte dazu beitragen, dass "der Zug wieder an Fahrt gewinnt".

Moscheebau in Köln "natürlich"
"Es gibt eine gewisse Anzahl Bürger, die muslimisch Leben wollen", so Pater Troll im Hinblick auf die Diskussionen um den Bau einer Moschee. Durch den Bau von "im Stadtbild sichtbaren" Moscheen würde das vielen erst jetzt bewusst. Es stelle aber auch gleichzeitig dar, dass die Bundesrepublik eine Gesellschaft geworden sei, in der Menschen verschiedenen religiösen Hintergrunds immer besser zusammen zu leben versuchen.

Des weiteren sei es nur natürlich, dass "Moscheen aus den Hinterhöfen heraus" kämen, wenn es der muslimischen Bevölkerungszahl entspräche. "Wenn die gut geplant und schön gebaut werden, warum sollte das eine Schwierigkeit sein", sagt Pater Troll. Es sei letztlich eine Frage, die zwischen Bürgern geklärt werden müsse.

Pater Troll beleuchtet dieses Thema aber auch von einer kritischen Seite: "Wenn nun aber ganze muslimische Areale gebaut würden, dann sind natürlich gewisse Ängste nicht unbegründet", sagte er.

Diese Ängste hätten aber nichts mit christlich-islamischen Beziehungen zu tun.
"Das ist dann auch eine Frage der Entwicklung der Stadt und ob es klug ist, so große Räume nur einer Religion zuzusprechen", so Pater Troll. "Im Grunde wollen wir ja zusammenleben."


Vortrag in Köln
Professor Troll hält am Donnerstag im Kölner Domforum einen Vortrag zum Thema: "War Muhammad ein christlicher Prophet?" Beginn ist um 19:30 Uhr. Das Domforum liegt direkt gegenüber des Domes, der Eintritt kostet drei Euro. Sie werden den Vortrag in Kürze auch in der domradio-Reihe "Kopfhörer" hören können!


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