Prof. Ulrich Hemel neuer BKU-Vorsitzender

"Eine Betriebsgemeinschaft ist auch eine Gemeinschaft"

Der Theologe und Unternehmensberater Prof. Ulrich Hemel ist neuer Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer. Im DOMRADIO erzählt er, wie Katholiken einen Betrieb leiten - und warum er eine päpstliche Goldmedaille besitzt.

Prof. Ulrich Hemel / © BKU (BKU)
Prof. Ulrich Hemel / © BKU ( BKU )

domradio.de: Sie haben gesagt, viele Menschen unterschätzen, was engagierte Unternehmer für unsere Gesellschaft leisten. Was meinen Sie damit?

Prof. Ulrich Hemel (katholischer Theologe und Unternehmensberater, Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer): Unternehmerinnen und Unternehmer tragen in aller Regel ein Risiko und meistens auch ein persönliches Risiko. Das wird deshalb unterschätzt, weil kein Unternehmer, wenn es ihm schlecht geht, zur Tür reinkommt in seinem Betrieb und sagt: Mir geht es total schlecht. Das wird gelegentlich so sein, aber in aller Regel muss jemand, der einen Betrieb leitet, natürlich auch eine Ruhe und Sicherheit ausstrahlen. Ansonsten entsteht eine Abwärtsspirale. Und mit diesen Situationen sind viele Unternehmerinnen und Unternehmer häufig alleine. Das habe ich oft erlebt. Und deswegen breche ich eine Lanze dafür, ihren Beitrag wertzuschätzen.

domradio.de: Was unterscheidet einen katholischen von einem nicht-katholischen Unternehmer?

Prof. Hemel: Wir haben ja eine Gesellschaft, in der das Christentum stark verankert ist, aber viele Menschen haben ihre Gründe, sich davon zu distanzieren. Aber wir finden beim BKU, dass eine solche christlich orientierte Wertebasis einfach eine gute Grundlage ist. Sodass man sagen kann: Wir sind stolz darauf, Werte im Betrieb zu leben. Und das könnte katholische Unternehmer von anderen unterscheiden. Aber es nimmt nichts davon weg, dass natürlich auch andere Menschen werteorientiert leben können. Ich finde es aber gut, dass man so eine gemeinsame Basis hat und die auch zum Ausdruck bringt.

domradio.de: Könnte man sagen: Zusätzlich zum klassischen Unternehmer-Dasein die christliche Werte zu leben ist eine noch größere Herausforderung?

Prof. Hemel: Ja, wobei ich glaube, dass das den Menschen schon auch nahe liegt. Denn, wenn sie mit christlichen Werten ein Unternehmen führen, dann ist das ja etwas, das ihnen vertraut ist und zu dem sie stehen. Sie sind davon überzeugt, dass sie mit Vertrauen, das sie in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, weiter kommen als mit einem ständigen Misstrauen. Das heißt nicht, dass keine Kontrolle sein muss. Aber ich glaube, so ein Wertegerüst trägt durch den Alltag und es vermittelt sich auch den Mitarbeitern.

domradio.de: Vielleicht geht man dann abends auch ein bisschen zufriedener nach Hause?

Prof. Hemel: Das glaube ich schon! Am Ende ist es ja eine Gemeinschaft. Eine Betriebsgemeinschaft ist eine Gemeinschaft, die viele Situationen erlebt, von denen manche nach außen dringen und andere nicht. Und es ist eine Gemeinschaft, von der man weiß: So leben wir das hier. Oder: Nein, das passt nicht, wenn sich jemand so verhält. Und dieses Gefühl, wie so ein Unternehmen tickt, das hat jeder, der in einem Betrieb arbeitet.

domradio.de: Sie haben jetzt eine neue Funktion in einer Gemeinschaft: Als Vorsitzender des BKU. Was machen Sie da?

Prof. Hemel: Ich habe erlebt, dass beim BKU sehr viele Menschen für die Werteorientierung einstehen. Sehr engagierte Leute mit Ecken und Kanten. Ich freue mich, wenn wir die Werteorientierung ein bisschen stärker als bislang in die Gesellschaft hineinbringen können. 

domradio.de: Gibt es da für Ihre Amtszeit besondere Herausforderungen?

Prof. Hemel: Ich glaube, eine der Herausforderungen ist, dass wir tatsächlich zeigen, wie interessant es ist, in einer solchen Vereinigung wie dem BKU mitzumachen. Wir haben derzeit 1.100 Mitglieder und ich wünsche mir, dass wir bei der Mitgliederzahl einen Zahn zulegen. Warum? Weil es Menschen gut tut, zu wissen, dass sie von Werten getragen werden und dass sie das nicht alleine tun, sondern gemeinsam mit anderen.

domradio.de: Abschließend eine ganz andere Frage: Sie sind im Besitz einer päpstlichen Goldmedaille. Wie kommt das?

Prof. Hemel: Das ist lange her. Ich habe auch mal studiert und war Jahrgangsbester. Ich habe in Rom studiert an der Päpstlichen Gregoriana Universität. Und wenn Sie Jahrgangsbester wurden, haben Sie eine solche Medaille bekommen. Das stimmt, aber es ist auch schon lange her.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast. 

Ulrich Hemel

Professor Dr. Dr. Ulrich Hemel ist seit 2018 Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen und seit 2004 Direktor des von ihm begründeten Instituts für Sozialstrategie. 2017 übernahm er den Vorsitz des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).

Hemel studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Katholische Theologie, Philosophie und Sprachwissenschaften in Mainz und Rom. Es folgten verschiedene Lehrtätigkeiten und bald auch Aufgaben in der Wirtschaft, etwa als Projektleiter, Manager und Vorsitzender von Geschäftsleitungen.

Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel (KNA)
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel ( KNA )
Quelle:
DR