Prof. Dr. Ulrich Ruh

Karl Rahner – ein katholischer Jahrhunderttheologe

Theologe und Weggefährte von Karl Rahner blickt auf Leben und Werk des bedeutenden Jesuiten zwischen denkerischem Aufbruch und selbstverständlicher Kirchlichkeit. Manches seiner Zitate ist auch heute noch brandaktuell.

Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger (epd)
Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger / ( epd )

Die Theologie Karl Rahners ist beim Lesen seiner Bücher und Aufsätze einerseits faszinierend, aber auch aufgrund der Komplexität und der Länge seiner Sätze eine enorme Herausforderung. Karl Rahner hat den Weg der katholischen Kirche in ganz besonderer Weise mitgeprägt und beim Nachdenken über Gott eine anthropologische Wende vollzogen.

Rainer setzte beim Menschen an

Bei seiner Theologie setzt er nämlich beim Menschen an. Den Menschen kann man für Rahner nur dann verstehen, wenn man seine Beziehung auf das göttliche Geheimnis mitdenkt. Bei dem Verwiesensein auf das göttliche Geheimnis spricht Rahner von einer transzendentalen Erfahrung. Der Mensch weiß sich in seiner Erfahrung in dieser endlichen und begrenzten Welt immer schon auf das Unendliche hin offen.

Der Theologe und Publizist Ulrich Ruh, lange Zeit für die Herder Korrespondenz und zuletzt als Chefredakteur tätig, ist persönlich sehr mit Karl Rahner verbunden. In seinem Vortrag berichtet er einerseits über seine Eindrücke vom Theologen Karl Rahner und würdigt andererseits dessen theologisches Werk.

Prof. Ruh hielt seinen Vortrag im Rahmen der mittwochsgespräche im August 2022 im Düsseldorfer Maxhaus.

Karl Rahner

Karl Rahner (1904-1984) war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts und ein Kämpfer, der nie laut und aufdringlich in seiner Gottesleidenschaft, sondern sich eher scheu und immer nachdenklich im beharrlichen theologischen Ringen um das Gottesthema zeigte. 

In seiner anthropologischen Wende der Gottesrede wollte er Theologie und Kirche in eine produktiv-kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Moderne führen, um so den Symptomen einer innerkirchlichen Verzweiflung an der Gottesbegabung des modernen Menschen entgegenzuwirken.

Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb (KNA)
Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb ( KNA )