Prof. Dr. Manfred Gailus

Gläubige Zeiten

Historiker blickt auf die Religiosität im Dritten Reich, eine Zeit der Instrumentalisierung und des bekennenden Widerstands. Religion spielt in vielen autoritären Regimen eine Rolle, da sie bestehende Strukturen festigen kann.

Chortreffen auf dem Frankfurter Römerberg 1933 (KNA)
Chortreffen auf dem Frankfurter Römerberg 1933 / ( KNA )

Die Zeit des "Dritten Reichs" gilt als eine Zeit, in der institutionalisierte Religionsformen mit großer Skepsis gesehen wurden. Angehörige des Judentums oder Menschen, die ihm zugeschrieben wurden, sind systematisch verfolgt und vernichtet worden. Doch wie sah das religiöse Bild für individuell ausgelebte Religiosität in der Mehrheitsbevölkerung aus? Gleichzeitig stellt Religion und Religiosität eine Ressource dar, die große politische Wirkmächtigkeit erwirken kann. Manfred Gailus, Professor für Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin, befasst sich mit der Frage, woran die 65 Millionen Deutschen im Dritten Reich geglaubt haben und welche Rolle die "religiöse Frage" für Bestand und Stabilität des NS-Regimes gespielt hat. Denn dies war nicht von "Gottlosigkeit" bestimmt, sondern vielmehr von religiösen Erneuerungen geprägt.

Professor Gailus hielt seinen Vortrag im Rahmen der mittwochsgespräche im Düsseldorfer Maxhaus im September 2022.