Prodi erklärt sich bereit, UN-Einsatz im Libanon anzuführen

Italien - Israels zweiter Wunschkandidat

Eine italienische Führung der UNO-Friedenstruppe im Südlibanon wird immer wahrscheinlicher. Die italienische Regierung hat sich jetzt auch offiziell dazu bereit erklärt. Italien fordert aber ein klar abgegrenztes Mandat. Die entgültige Entscheidung werde aber Kofi Annan nach Beratungen mit den beteiligten Staaten treffen, sagte Prodi vor Journalisten im Ferienort Castiglione della Pescaia in der Toskana.

 (DR)

Eine italienische Führung der UNO-Friedenstruppe im Südlibanon wird immer wahrscheinlicher. Die italienische Regierung hat sich jetzt auch offiziell dazu bereit erklärt. Italien fordert aber ein klar abgegrenztes Mandat. Die entgültige Entscheidung werde aber Kofi Annan nach Beratungen mit den beteiligten Staaten treffen, sagte Prodi vor Journalisten im Ferienort Castiglione della Pescaia in der Toskana.

"Kofi Annan hat kaum eine andere Alternative"
Neben der Führung der Truppen stellt Italien nach Zeitungsberichten mit 3.000 Soldaten auch das bisher größte Kontingent aller EU Staaten. Deutschland will unter anderem Marinesoldaten in den Nahen Osten schicken. Angaben über Truppenstärken wurden von deutscher Seite noch nicht gemacht.

Der israelische Ministerpräsident Olmert hatte am Sonntag Italien gebeten, die Führung der UNIFIL-Truppe zu übernehmen, die von 2.000 auf 15.000 Mann aufgestockt und mit einem robusten Mandat ausgestattet werden soll.

Zur geplanten Führungsrolle Italiens beim UN-Einsatz im Libanon: Hören Sie im domradio-Interview Markus Kaim, Mitglied der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik und Autor einschlägiger Bücher zum Nahen Osten: "Kofi Annan hat kaum eine andere Alternative, als der Führung Italiens zuzustimmen. Kaum ein anderes Land bietet sich für diese Rolle an. Mit der Organisation einer Geberkonferenz für den Libanon in Rom hat Italien auch schon zu Beginn des aktuellen Konflikts begonnen, eine Führungsrolle zu übernehmen."

USA denkt an zweite Resolution
Angesichts der brüchigen Waffenruhe im Libanon werden die Rufe nach einem raschen Start der geplanten UNO-Friedensmission immer lauter. US-Präsident Bush sprach sich für die zügige Entsendung einer internationalen Truppe mit robustem Mandat aus. Washington will keine Soldaten bereitstellen, hat aber logistische Unterstützung angekündigt. Die USA brachten auch eine zweite Libanon-Resolution ins Gespräch, in der die Entwaffnung der schiitischen Hisbollah-Miliz gefordert werden soll. Am Dienstag ist nach Angaben der deutschen Regierung ein zweites Treffen der Truppensteller in New York geplant.

Der libanesische Ministerpräsident Siniora rief die Welt zur Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes auf. Er sprach von Kriegsschäden in Milliardenhöhe. Die Waffenruhe blieb indes weiter brüchig: Eine Woche nach Beginn der Waffenruhe feuerten israelische Soldaten am Montagabend erneut auf zwei mutmaßliche Hisbollah-Milizionäre.

Trügerische Stimmung
Die Stimmung in Israel beschreibt der Mitarbeiter eines Pilgerhauses am See Genezareth, Pfarrer Ludger Bornemann, als trügerisch: "Die entspannte Atmosphäre einer Pilgerreise kann man leider zurzeit bei uns nicht finden".

Hören Sie im domradio-Interview Pfarrer Ludger Bornemann, Mitarbeiter eines Pilgerhauses am See Genezareth.

UNESCO schickt Kulturexperten in den Libanon
Die UNESCO hat ein Expertenteam zur Bestandsaufnahme der Weltkulturerbe-Stätten in den Libanon entsandt. Es gehe darum, die Regierung bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die Folgen der Kämpfe zu beseitigen, erklärte UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura am Montag in Paris. So werde das Team die Ruinen von Byblos besuchen, die durch austretendes Öl nach einem israelischen Luftangriff in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Gespräche seien auch mit Kulturminister Tarek Mitri geplant.

Weiter gehe es um Unterstützung im Bildungswesen. So wolle die UNESCO Hilfen bei psychologischer Betreuung von Schülern und Lehrern leisten, die traumatisiert worden seien. Später wolle die Weltbildungsorganisation Gespräche für langfristige Kooperationen führen. Libanon hat sechs Weltkulturerbe-Stätten. Neben Byblos und der Omeyaden-Stadt Anjar zählen Baalbek und Tyros sowie das Heilige Tal (Wadi Qadisha) und der Wald der Libanonzedern (Horsh Arz el Rab) zu den Kultur- und Naturdenkmälern.
(KNA, dr)