Priesternetzwerk warnt vor Spaltung und kritisiert Bischöfe

"Die Zeit drängt"

Das konservative "Netzwerk katholischer Priester" warnt vor einer Spaltung der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum. In einer am Wochenende in Koblenz veröffentlichten Erklärung kritisiert die Vereinigung zudem die Bischöfe, die zu wenig gegen einen "zunehmenden Ungehorsam" gegenüber dem Vatikan unternähmen. Insbesondere gebe es nicht genug Widerstand gegen die österreichische sogenannte "Pfarrer-Initiative", die offen zum Ungehorsam aufrufe.

 (DR)

Diese Initiative sei "ein weiteres trauriges Symptom für das faktische Schisma, das sich im deutschsprachigen Raum unter den Augen der Bischöfe längst vollzogen" habe, heißt es in der Stellungnahme. Dieses Schisma trenne "jene, die sich zur Lehre und Ordnung der Kirche bekennen, von jenen, die den Glauben der Kirche nur noch selektiv akzeptieren und auf dem Weg sind, sich eine eigene "Kirche" aufzubauen".



Das Priesternetzwerk weist die Forderungen der österreichischen "Pfarrer-Initiative" zurück und äußert sich "befremdet" über die Reaktionen jener Bischöfe, in deren Diözesen sich Pfarrer dieser Initiative angeschlossen haben. Bislang habe kein einziger Bischof die Mitglieder zum Widerruf aufgefordert. Stattdessen werde Verständnis signalisiert und beteuert, es werde selbstverständlich keine Sanktionen geben.



Insgesamt entstehe der Eindruck, "dass sich die Bischöfe scheuen, ein klares Wort zu sprechen, und lieber zusehen, wie der Papst als Hirte der Gesamtkirche in seiner Autorität untergraben" werde. Die gesamte Entwicklung lasse "Rückschlüsse auf die Geisteshaltung jener zu, die in den deutschsprachigen Diözesen Verantwortung tragen".



Das Priesternetzwerk habe in der Vergangenheit immer wieder auf Fälle hingewiesen, bei denen "Priester, die sich an das geltende Recht der Kirche halten, vertrieben wurden". In den deutschsprachigen Ländern würden stattdessen "Priester, die offen zum Ungehorsam aufrufen, von der Hierarchie hofiert". Wörtlich heißt es in der Erklärung weiter: "Wie tief sind wir gesunken, dass dieser Zustand bisher keinen Empörungsschrei verursacht hat?"



Einschreiten gegen Reformbemühungen

Abschließend fordert das Priesternetzwerk von den Bischöfen ein "entschiedenes Einschreiten gegen die zweifelhaften "Reformbemühungen" der "Pfarrer-Initiative"". Wer sich weiter "aufs Zuschauen verlegt, versündigt sich an der Einheit der Kirche. Die Zeit drängt."



Das konservative "Netzwerk katholischer Priester" hat nach eigenen Angaben etwa 500 Mitglieder und wurde 2001 in Frankfurt gegründet. Es will seinen Mitgliedern durch "mitbrüderlichen Austausch und durch Vernetzung von glaubenstreuen katholischen Geistlichen" Hilfestellung bieten.



In Österreich hatte im Juni 2011 eine Gruppe von Klerikern um den früheren Wiener Generalvikar Helmut Schüller zu "Ungehorsam" gegen Rom aufgerufen. Die "Pfarrer-Initiative" forderte die Kommunion auch für wiederverheiratete Geschiedene, Mitglieder anderer Kirchen und Ausgetretene. Zudem setzt sich die Initiative unter anderem für eine Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt ein.