Ein Jahr später, 1987, wurde dort von der Münchner Bistumsleitung der wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafte Wiederholungstäter Peter H. mit der Seelsorge in Garching beauftragt.
Das bestätigte das Erzbistum München und Freising und rief mögliche Opfer des Eichstätter Diözesanpriesters auf, sich zu melden. Zuerst hatten die Zeitungen der Mediengruppe Bayern über den Fall berichtet.
"Der Erzdiözese München und Freising liegen bis heute keine Hinweise vor, dass dieser Priester sich auch in Garching an der Alz übergriffig verhalten haben könnte", heißt es in der Mitteilung. Das könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Erste Erkenntnisse seit August 2022
Zu Fragen, wer für den Einsatz in der Bistumsleitung verantwortlich war und welche Kenntnisse wem vorlagen, nahm das Ordinariat am Montag nicht konkret Stellung. Dazu sei eine "umfassendere Prüfung der komplexen Aktenlage erforderlich, die derzeit noch erfolgt", hieß es.
Erste Erkenntnisse zu dem Fall gibt es in der Münchner Bistumsverwaltung mindestens seit dem 8. August 2022. Die Gremien und Mitglieder der Pfarrei in Garching/Alz wurden indes am vergangenen Wochenende informiert.
Am 8. August veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) eine von ihr beauftragte Studie zu sogenannten Fidei-Donum-Priestern. Das sind Geistliche aus deutschen Diözesen, die für einen Missionseinsatz in Ländern des Südens freigestellt werden, vornehmlich in Südamerika. Ihre Einsätze werden vom Hilfswerk Adveniat in Essen koordiniert.
Beschuldigten Priester vor Strafverfolgung geschützt
Gegen den Eichstätter Priester lagen Missbrauchsvorwürfe vor, als er 1969 in Afrika untertauchte und sich von dort 1973 weiter nach Brasilien absetzte. Die Polizei ermittelte nach der Anzeige einer jungen Frau. Dem für die DBK erstellten Untersuchungsbericht der Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen zufolge haben sowohl Mitglieder der Eichstätter Bistumsleitung als auch der damalige Adveniat-Funktionär Emil Stehle den Priester vor Strafverfolgung geschützt, indem sie im Ausland zu seiner Tarnung beitrugen, etwa durch die Abänderung seines Namens bei Korrespondenzen und Geldüberweisungen.
1984, die Ermittlungen gegen ihn waren inzwischen wegen Verjährung eingestellt, kehrte der Geistliche nach Deutschland zurück – allerdings nicht in seine Heimatdiözese, sondern ins benachbarte Erzbistum München und Freising. Warum das Bistum Eichstätt ihn zunächst nicht mehr bei sich arbeiten lassen wollte, ist eine Frage, die bereits im Janssen-Bericht gestellt wird, aber bisher nicht beantwortet ist.
Fragen richten sich auch an das katholische Missionswerk missio München, das ausweislich des Reports spätestens seit 1974 darüber informiert war, dass deutsche Ermittler nach dem Mann fahnden. Der Eichstätter Priester übernahm im Herbst 1986 eine Pfarrgemeinde in seinem Heimatbistum und starb 2016.