Predigt von Generalvikar Schwaderlapp zu Priestermangel und Umstrukturierungen bei der Seelsorge

Kapitelsamt am 14. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrugt am 14. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Schwaderlapp. In seiner Predigt ging er auch auf die Perspektiven des kirchlichen Dienstes ein. Die musikalische Gestaltung übernahmen die Männerstimmen des Kölner Domchores unter der Leitung von Paul Clemens Steffens. Die Orgel spielte Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Evangelium
Wer eine längere Reise macht, bereitet sich gut vor: Er erkundet die Route, die Übernachtungsmöglichkeiten, packt Kleidung, Waschzeug, Papiere, eine Notfallapotheke ein, wechselt Geld, lernt vielleicht ein bisschen die Sprache und schließt die nötige Versicherung ab. Ganz anders bei der Aussendung der 72 Apostel. Sie reisen nicht einmal mit leichtem Gepäck, sondern ganz ohne. Selbst auf der Flucht, wo man das Wichtigste nur notdürftig schnell einpacken kann, hat man mehr dabei. Ist das nicht gefährlich leichtsinnig? Aber dies ist keine Reiseanleitung für Christen oder Missionare. Es soll die Apostel darauf verweisen, sich ganz auf Gott zu verlassen und sich ganz auf die dringliche und wichtige Botschaft zu konzentrieren: Das Reich Gottes ist nah.

Erste Lesung
Der Text der Lesung stammt aus der Zeit nach dem babylonischen Exil. Jesajas Prophezeiung hat sich erfüllt. Das Volk ist nach Jerusalem und Juda zurückgekehrt. Aber die große Freude droht abzuflauen. Denn die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor schwierig. Die Menschen sind müde und trostlos, einige drohen schon wieder vom Glauben abzufallen. Da entwirft ein Nachfolger des Propheten (Tritojesaja) das Hoffnungsbild des endzeitlichen Jerusalem: Die Stadt wird sein wie eine Mutter, die ein trauriges Kind in ihre Arme und an ihre Brust nimmt und es tröstet. Wie verdurstende Pflanzen wieder frisch werden, wenn sie Wasser bekommen, wird auch das Volk unter diesem Trost aufleben. Denn wie eine gute, tröstende Mutter ist letztlich Gott selbst.

Zweite Lesung
Paulus ist kein weltflüchtiger Idealist, wenn er davon spricht, dass er der Welt gekreuzigt sei. „Die Welt" ist hier der Gegensatz zu „neue Schöpfung" und meint ein Denken, das zuerst um sich selbst besorgt ist, dem es um Macht und Haben und Erfolg geht. Wer sich zur neuen Schöpfung machen lässt, erkennt, wo das wirklich Gute für ihn liegt. Sofern wir alle in der Welt leben, sind Gesetze und Regelungen notwendig. Aber in Bezug auf die neue Schöpfung verlieren sie ihre Bedeutung und führen, wenn man sie wieder als heilsrelevant einführen will, die Neuschöpfung ad absurdum. Denn sie nehmen die Freiheit, das Gute einfach zu tun. Sie würden das Heil wieder abhängig machen von der sehr unzuverlässigen Leistung des Menschen statt von Gott.

Impuls zur Lesung
Der Mensch ist um sich selbst besorgt. So hilft ihm die Natur zu überleben. Daher betreiben wir Vorsorge für das Alter, für Krankheit oder Unglücksfälle. Das ist nicht falsch oder schlecht. Auch religiös meinen wir manchmal solche Vorsorge treffen zu können. Wenn wir immer das Richtige, Vorgeschriebene tun, so meinen manche, muss Gott uns doch im Gegenzug beschützen und belohnen - oder nicht? Aber es gibt Dinge im Leben, die sich nicht verrechnen lassen. Das Heil, das uns erwartet, ist größer als alles, was wir planen und leisten könnten, weil Gott uns liebt wie eine unendlich gute Mutter. Diese Güte kann uns selbst sogar dazu bringen, das Wohl des anderen für dringlicher zu halten als unser eigenes. Die Botschaft Jesu, dass das Gute, das Gott für uns will, uns schon nahe gekommen ist und ergriffen werden kann, ist den Aposteln so wichtig, dass sie ohne jede verzögernde Vorsorge losziehen, um sie zu verkünden.

Aus: Magnificat, das Stundenbuch, erschienen im Verlag Butzon & Bercker Kevelaer