Predigt Kölner Dom - zum Nachhören und als Video

11. Sonntag im Jahreskreis

Am 11. Sonntag im Jahreskreis übertrug domradio das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom unter der Leitung von Domkapitular Josef Sauerborn. Der Mädchenchor am Kölner Dom führte unter der Leitung von Oliver Sperling die "Missa sine nomine" von Claudio Casciolini auf. Zum ersten Mal sangen 31 Mädchen des B-Chores gemeinsam mit den älteren Sängerinnen des A-Chores.

 (DR)

Alle Menschen machen sich schuldig. Schuld - das Wort aus der Finanzsprache zeigt, dass es um etwas sehr Reales, Handfestes geht. Wer Schulden hat, muss sie erst abzahlen, bevor er etwas Neues kaufen kann. Wer Schulden hat, ist dadurch oft gehindert am freien Zusammenleben mit den anderen, ist eingeschränkt in seinen Möglichkeiten. Schulden werden meist geheim gehalten und bedrücken den Menschen. Einigen gelingt es dabei, ihre Schuld(en) vor anderen, ja vor sich selbst abzustreiten oder sie sogar anderen aufzubürden.

Die Bibellesungen machen heute deutlich: Vor Gott ist keiner schuldlos und keiner kann diese Schulden selbst abtragen. Alle Menschen sind auf Vergebung angewiesen, darauf, dass Gott die Schuld ersatzlos streicht. Hier ist der Gläubiger bereit, den Verlust auf sich zu nehmen, damit der Schuldner wieder atmen kann. Möglich ist das jedoch nur, wenn der Schuldner seine Schuld anerkennt.

Erste Lesung
David, der von Gott erwählte König Israels, hat seine Macht missbraucht. Er, der viele Frauen hat, hat sich auch noch die Frau eines seiner Untergebenen genommen und, als sich der Übergriff nicht mehr vertuschen lässt, ihn dem Tod ausgeliefert. Als der Prophet Natan ihm seinen Machtmissbrauch in einem Gleichnis vorhält, spricht er sich selbst das Urteil: „Der Mann, der das getan hat, verdient den Tod!" (2 Sam 12, 5). Dies ist das Urteil für die Tat selbst. Natan zeigt dem König, was die schlimme Sache noch gravierender macht: David, einstiger kleiner Hirtenjunge, der alles unverdient aus Gottes Hand empfangen hat, ist sich seiner Eigenmacht so sicher, dass er Gottes Gesetz missachtet. Damit hat er Gott selbst verachtet. Der Mächtige in der Welt, der anscheinend ungestraft schalten und walten kann, wird doch von Gott zur Rechenschaft gezogen.

Zweite Lesung
Das Gesetz, die Weisung Gottes, ist gut. Sie ist der Weg zum Heil für den, der sie ganz erfüllt. Aber faktisch erfüllt niemand das Gesetz ganz. Alle verstoßen dagegen und wirken so mit an Vernichtung und Tod. Diesen Tod hat der Einzige, der nicht sein Komplize wurde, Christus, auf sich genommen. Wie Paulus etwas später schreibt, sind wir in der Taufe mit Christus gestorben. Hier sagt er: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden." Christus hat meinen Tod genommen und ich bekomme dafür sein Leben. Insofern kann Paulus sagen: Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben. Wer das begriffen hat, kann sein Heil nicht von der eigenen Erfüllung des Gesetzes erwarten: Er lebt ja durch Christus.


Evangelium
Jesus lässt sich berühren. Er hat keine Berührungsängste. So besucht er den Pharisäer Simon und lässt sich dort von einer öffentlich bekannten Sünderin salben. Sie erhofft etwas von ihm, nämlich ihre Schuldenlast loszuwerden. Die Frau sucht Vergebung, die Möglichkeit, aus der Rolle, auf die sie festgelegt ist, herauszukommen. Jesus gibt ihr die Chance, er traut ihr die Veränderung zu. Simon glaubt zunächst, Vergebung weniger nötig zu haben.

Wie Simon auf das Gleichnis Jesu reagiert, sagt uns Lukas nicht, doch seine Einladung an Jesus zeugt von einer gewissen Offenheit. Jesus macht deutlich: In seiner Gemeinschaft müssen scheinbar „Reine" den Mut zur Berührung mit scheinbar „Unreinen" haben, sich mit ihnen „gemein machen". Denn alle brauchen Vergebung.