Predigt aus dem Kölner Dom zum Nachhören und als Video

13. Sonntag im Jahreskreis

Das domradio übertrug am Sonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt zum Lukas-Evangelium zu Jesu Aufbruch nach Jerusalem und seiner Ablehnung durch die Samariter erinnerte Zelebrant Domkapitular Dr. Günter Assenmacher an das Schicksal Vertriebener und Abgelehnter des 20. Jahrhunderts und dem von Millionen Flüchtlingen in diesen Tagen.

 (DR)

Das Doppelquartett des Vokalensembles am Kölner Dom sangt die Messe für vier Stimmen von William Byrd. Die musikalische Leitung hatte Domkapellmeister Eberhard Metternich, die Orgel spielte Domorganist Winfried Bönig. Zu Beginn sang die Gemeinde das Lied aus dem Gotteslob mit der Nr. 516 "Herr Jesus Christ".

"Gott setzt einen frei entscheidenden Menschen voraus"
Die Rede von Gehorsam und Demut ist oft missbraucht worden - auch in der Kirche. Immer wieder erreichen Menschen mit dem Argument, man müsse Gott bedingungslos gehorchen und demütig dienen, dass man ihnen selbst bedingungslos gehorcht und dient.

Das ist nicht nur blasphemisch, weil hier ein Mensch beansprucht, was nur Gott beanspruchen darf, es ist auch ein falsches Gehorsamsverständnis. Gott setzt einen frei entscheidenden, erwachsenen Menschen voraus. Wer sich für das Reich Gottes einsetzen will, muss selbstständige Entscheidungen treffen können - auch gegen die Richtung, die die Gesellschaft, die Familie oder Freunde vertreten.

Erste Lesung
Elischa soll kein normaler Prophet unter vielen werden. Er soll an die Stelle des große Elija treten, dem man nach dem Leben getrachtet hat. Als Elija den Elischa mitten aus der Feldarbeit, aus dem Alltag heraus beruft, gibt dieser sofort seine bisherige Tätigkeit auf. Denn er erkennt, dass hier und jetzt seine Entscheidung gefragt ist, dass es auf ihn ankommt. Keiner kann ihn in diesem Amt vertreten. Es ist kein sklavischer Gehorsam, den er dem Elija leistet, sondern die klare, freie und schnelle Entscheidung einer starken Persönlichkeit. Die Schlachtung seiner Ochsen zeigt, dass er erkennt, wie endgültig dieser Schritt ist. Der Abschied von den Eltern macht deutlich, dass er weiß, dass es vielleicht kein Wiedersehen gibt, dass die Aufgabe ihn das Leben kosten kann.

Zweite Lesung
Irrlehrer versuchen in der Gemeinde der Galater, das Heil wieder von der Einhaltung einzelner Vorschriften abhängig zu machen. Paulus beschreibt dagegen einen anderen Glauben: Gott  hat uns durch die Erlösung frei gemacht von der Notwendigkeit stets darauf zu achten, nur ja keinen Fehler zu machen. Der Christ ist frei. Er soll selbst entscheiden, denn dazu ist ihm der Geist gegeben, der ihm zeigt, was das Gute ist, was Gottes Willen entspricht. Er gibt auch die Kraft, das Gute tatsächlich zu tun, die Freiheit nicht zum Bösen zu gebrauchen, damit wir unsere Freiheit nicht durch neue Abhängigkeiten aufs Spiel setzen.

Evangelium
Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, wo ihn der Tod erwartet. Einige Jünger begleiten ihn, aber ganz haben sie seine Sendung noch nicht verstanden, denn sie suchen ihre Aufgaben immer noch in Posten und Macht (vgl. Lk 9, 46ff.). Doch nun ist die Zeit der Entscheidung gekommen. Wer ihm folgen will, muss bereit sein, alles aufzugeben. Das erfahren einige  Jünger, die noch - religiös begründete - Pflichten erfüllen wollen, die auch rein menschlich jeder verstehen kann: den Vater begraben und sich von der Familie verabschieden - kann man das jemandem verdenken? Auch dies ist eine der bewusst ärgerlichen Geschichten bei Lukas. Sie zeigt: die Entscheidung hier ist noch dringender und radikaler, als sie bei Elischa war.