Präsident der Bischöfe Europas zieht Bilanz aus Prag-Treffen

"Wichtiger als jeder Text"

Als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Weltsynode hat der Präsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen die sechstägigen Beratungen von Kirchenvertretern aus allen Teilen Europas in Prag bewertet.

Gintaras Linas Grusas, Erzbischof von Vilnius und Präsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Gintaras Linas Grusas, Erzbischof von Vilnius und Präsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Bei der sogenannten Europa-Etappe der katholischen Weltsynode seien viele Unterschiede deutlich geworden, doch das gegenseitige Zuhören trage dazu bei, "zusammen voranzukommen und zu wachsen", sagte Erzbischof Gintaras Grusas der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Ende der Beratungen am Wochenende.
Diese Erfahrung sei "wichtiger als jeder Text, der herauskommen kann".

Die in Prag versammelten Bischöfe, Priester und Laien hatten am Donnerstag über ein 20-seitiges Schlussdokument beraten, in dem unterschiedliche Antworten auf die Krise der katholischen Kirche enthalten waren. Grusas erklärte, es sei nicht darum gegangen, Unterschiede aufzulösen, sondern darum, den Standpunkt der anderen zu hören und ihn besser zu verstehen.

Grech: Gute Kooperation war möglich

Der im Vatikan für die Synoden zuständige Kardinal Mario Grech äußerte sich nach der Konferenz ähnlich: "Wir haben gelernt, dass wir einen unterschiedlichen Hintergrund haben und unterschiedliche Positionen. Aber wir haben es geschafft, zusammen zu gehen und zusammen zu arbeiten." Das habe sich als produktiv erwiesen, so Grech am Sonntag im Interview des Schweizer Portals kath.ch.

Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, und Jean-Claude Hollerich, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Generalrelator der Bischofssynode und Erzbischof von Luxemburg; im Gespräch am 7. Februar 2023 bei der Europa-Etappe der Weltsynode in Prag (Tschechien). / © Ludwig Ring-Eifel (KNA)
Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, und Jean-Claude Hollerich, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Generalrelator der Bischofssynode und Erzbischof von Luxemburg; im Gespräch am 7. Februar 2023 bei der Europa-Etappe der Weltsynode in Prag (Tschechien). / © Ludwig Ring-Eifel ( KNA )

Hollerich: Spannungen seien normal

Mit Blick auf die in Prag zutage getretenen Spannungen sagte der Moderator ("Generalrelator") der Weltsynode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, dass so etwas "normal" sei. Er habe zugleich ein Gefühl kirchlicher Gemeinschaft erlebt, betonte der Erzbischof von Luxemburg im Interview des Kölner Portals DOMRADIO.DE. Es sei das erste Mal gewesen, "dass wir in Europa so frei sprechen konnten und dass jeder seine Ansicht darlegen konnte und von den anderen mit Respekt gehört wird".

"Keine Synode über Frauenweihe oder Homosexualität"

Hollerich warnte indes vor allzu ambitionierten Reformerwartungen. "Es ist keine Synode über Frauenweihe, auch keine Synode über Homosexualität", gab er zu bedenken. Stattdessen gehe es um Synodalität, Gemeinschaft, Partizipation, Sendung und Mission. «Und wenn wir da eine Verfasstheit der Kirche erleben, dann wissen wir, wie wir andere Probleme ansprechen können.» Die Europäer könnten dabei aber nicht alles bestimmen. «Wir sind eine große Weltkirche und Europa ist dabei ein ganz kleiner Haufen», so der Kardinal. Darum müsse man bescheiden werden.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA