Sogar Jesus selbst habe es zunächst nicht geschafft, dass jene, die ihm folgen wollten, die Gesamtheit seiner Lehre akzeptierten, betonte er. Wörtlich sagte der Erzbischof von Vilnius: "Wir müssen das Bild des Guten Hirten verkörpern und uns um jedes einzelne Schaf kümmern, unabhängig davon, ob es in der Herde bleibt oder umherwandert".
Der Lehre Jesu treu zu bleiben, sei in allen Jahrhunderten eine Herausforderung gewesen, auch für die Bischöfe, betonte Grusas. Gott stelle extreme Anforderungen an sein Volk und an dessen Hirten.
Zum Fortgang des weltweiten synodalen Prozesses, dessen Europa-Etappe am Samstag in Prag zu Ende ging, sagte der Erzbischof: "Wir sind aufgerufen, diesen Weg gemeinsam fortzusetzen, durch das Wort Gottes in unserer Freiheit bestätigt zu werden, auch scheinbar unmögliche Entscheidungen zu treffen, um seiner Weisheit treu zu bleiben."
Vertrauenskrise
Zugleich wandte sich Grusas dagegen, sich "der Weisheit der heutigen Zeit" anzupassen. Jesu Lehre sei früher wie heute nicht die Weisheit der jeweiligen Zeit gewesen, sondern die "Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist."
Grusas sprach in einem Gottesdienst zum Abschluss von sechstägigen Beratungen von 39 Bischofskonferenzen aus allen Teilen Europas. Dabei ging es auch um mögliche Antworten auf die Vertrauenskrise der Kirche in vielen europäischen Ländern.