Prälat Wilhelm Imkamp geht in Ruhestand

Champagner in der Bibliothek

Vor wenigen Jahren schaffte es der Priester in einem Style-Magazin unter die 100 bestangezogenen Männer Deutschlands. Das war beileibe nicht sein einziger PR-Coup. Wilhelm Imkamp bald im Ruhestand? Unvorstellbar.

Das Thurn und Taxis-Schloss Sankt Emmerich wird Prälat Imkamps neues Zuhause  / ©  Armin Weigel (dpa)
Das Thurn und Taxis-Schloss Sankt Emmerich wird Prälat Imkamps neues Zuhause / © Armin Weigel ( dpa )

Im Silvestergottesdienst hält Wilhelm Imkamp seine letzte Predigt in Maria Vesperbild. Dann geht in dem mittelschwäbischen Wallfahrtsort eine Ära zu Ende. In den vergangenen 30 Jahren hat es der Prälat geschafft, seinen Betrieb - und wohl auch sich selbst - zu einer Marke zu formen, die weit über das kirchliche Kernpublikum hinaus Beachtung findet. Jetzt zieht sich der 66-Jährige aus gesundheitlichen Gründen zurück - nach Regensburg.

Saloppe Sprüche in Talkshows

Magazine widmeten dem stets elegant gekleideten Geistlichen üppige Bildstrecken, in Talkshows war der um saloppe Sprüche selten verlegene Geistliche ein willkommener Gast. Aber auch unaufgefordert verstand sich Imkamp Gehör zu verschaffen. Er konnte wie ein Volksprediger des 17. Jahrhunderts wettern über "Pastoralbürokraten", "Memorandenschreiber", gerne auch den Rätekatholizismus.

Die "Genderideologie" und "Political correctness" trieben ihn ebenso auf die Palme wie die "Willkommenskultur".

Damit eckte der begabte Provokateur bei den einen an, die anderen liebten ihn genau dafür. Kritische Nachfragen konterte der von Papst Benedikt XVI. mit der höchsten Prälatenwürde Ausgezeichnete mit dem Hinweis, mindestens zwei Drittel aller Jesus-Worte seien auch Provokationen gewesen.

Ein Pfeichen zum Plausch

Seine Besucher empfing er in Maria Vesperbild nach einem stets gleich ablaufenden Ritual. Zuerst zeigte er ihnen seine Grablege, dann kredenzte er Champagner in seiner Privatbibliothek - umgeben von dicken Wälzern, darunter etliche Originalausgaben: Ausweise eines belesenen Sammlers und zugleich eine Belastungsprobe für die Statik des Hauses.

Zum Plausch über Gott und die Welt nahm Imkamp in einem schweren Ledersessel Platz und steckte sich gemütlich ein Pfeifchen an. Wobei dem Niederrheiner die Vorliebe für alles Barocke praktisch in die Wiege gelegt wurde.

Sein Großvater besaß eine Brauerei, der Vater war Tabak- und Kaffeefabrikant. In dieser Atmosphäre konnte es gut sein, dass sich in schlagzeilenträchtige Bonmots nachdenklichere Töne mischten. Und echtes seelsorgliches Interesse für menschliche Nöte aller Art spürbar wurde, samt handfester Unterstützungsangebote.

Gefragter Ratgeber in Rom

Über dem Gefallen an oder auch der Aufregung wegen Imkamps starker Medienpräsenz wurde bisweilen übersehen, dass der promovierte Experte für Dogmengeschichte seit 25 Jahren ein gefragter Ratgeber in Rom war und ist. Etliche Gutachten hat er für Heiligsprechungsprozesse angefertigt. Dank seiner Vernetzung bis in höchste katholische Zirkel gelang es ihm regelmäßig, prominente Prediger zu Hochfesten anzulocken, vor allem an Mariä Himmelfahrt.

So war in diesem seinem letzten schwäbischen Sommer der päpstliche Ökumeneminister Kardinal Kurt Koch zu Gast und predigte vor mehreren Tausend Pilgern.

Seiner Wallfahrt verlieh Imkamp mit einem speziellen Mix aus traditionellen und modernen Elementen ein attraktives Profil. Ein Coup gelang, als er seiner Kirche mit Unterstützung treuer Fans per Postkartenaktion zu einem Nachbau im benachbarten Vergnügungspark Legoland verhalf.

Hausgeistlicher für Thurn und Taxis

Zielgruppenmarketing war für den Wallfahrtsdirektor kein Fremdwort. Gestressten Managern und nicht nur diesen legte er die Beichte ans Herz, notfalls mit dem iPhone. Bei Fahrzeugsegnungen, dreimal im Jahr angeboten, fand sich auf dem Großparkplatz selten eine Lücke. Auch die Halter von Hunden, Katzen und Zwerghasen haben inzwischen ihren eigenen Gottesdiensttermin im Kalender. Für die Familie Thurn und Taxis avancierte der Prälat zu einer Art Hausgeistlicher.

Seinen Ruhestand wird Imkamp daher in Regensburg verbringen. Im Schloss Sankt Emmeram sind noch zwei ehemalige mittelalterliche Klosterzellen für ihn frei. Offiziell wechselt er an die fürstliche Hofbibliothek des Hauses Thurn und Taxis. Nicht der schlechteste Ort für einen Bücherwurm. 


Prälat Wilhelm Imkamp (KNA)
Prälat Wilhelm Imkamp / ( KNA )
Quelle:
KNA