Positive Reaktionen auf Nobelpreisvergabe an Jesidin & Arzt

"Zeichen gegen die Gleichgültigkeit"

Politik und Gesellschaft haben die Vergabe des Friedensnobelpreises an die irakische Jesidin Nadia Murad und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege begrüßt. Der Preis ehrt ihren Einsatz gegen Gewalt an Frauen.

Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel / © Kay Nietfeld (dpa)
Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel / © Kay Nietfeld ( dpa )

Die UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" versklavt wurde, und der Gynäkologe werden für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo mitteilte.

Murad gelang in Deutschland dank eines von Baden-Württemberg gestarteten Hilfsprogramms für jesidische Frauen ein Neuanfang. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte, Murad sei "eine unglaublich starke Frau", deren Engagement deutlich mache, dass sie sich nicht nur als IS-Opfer sehe, sondern als "Überlebende mit Mut und Würde".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte, dass beide Preisträger den Opfern eine Stimme gäben. Mukwege erinnere an die Gräuel, er mahne, die Würde der Opfer zu bewahren. Murad kämpfe gegen die Straflosigkeit der Täter. Auch Außenminister Heiko Maas lobte das Wirken der Preisträger und kündigte an, das Thema Frauen, Frieden und Sicherheit zu einem Schwerpunkt der deutschen Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu machen.

"Zeichen gegen die Gleichgültigkeit"

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erklärte in Genf, es seien kaum zwei Personen vorstellbar, die den Preis mehr verdient hätten. Beide seien "außergewöhnlich mutige, hartnäckige und wirksame Aktivisten gegen die Geißel sexueller Gewalt und den Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe". EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani zeigte sich erfreut über die Ehrung für Murad und Mukwege, die beide Träger des Sacharow-Menschenrechtspreises des Europäischen Parlaments sind.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bezeichnete die Preisvergabe als "Zeichen gegen die Gleichgültigkeit, mit der viele Regierungen auf Vergewaltigungen als Kriegswaffe reagieren". Auch die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes unterstrich, dass ein tabuisiertes Thema nun in den Fokus rücke.

Auszeichnung sei wichtiges Zeichen der Solidarität

Katholische Hilfswerke betonten das wichtige Signal, das von der Auszeichnung ausgehe. Der Präsident von missio München, Wolfgang Huber, sprach von Solidarität mit Opfern von Krieg und Gewalt im Kongo und einer Stärkung der religiösen Minderheiten im Nahen Osten. Die Jesidin Nadia Murad gebe ihrem Volk ein Gesicht und eine Stimme. Die Jesiden hätten ihre Heimat möglicherweise für immer verloren, so der missio-Präsident. "Ein ähnliches Schicksal droht der christlichen Minderheit im Irak und im gesamten Nahen Osten."

Auch die Lage der Flüchtlinge im Libanon, in der Türkei und Griechenland sei dramatisch. Mit Denis Mukwege aus dem Kongo werde ein Mann ausgezeichnet, der Opfern von Krieg und Gewalt furchtlos zur Seite stehe. In dem zentralafrikanischen Land gebe es seit Jahren einen ungelösten Konflikt, der Europa nicht gleichgültig sein dürfe. "Es geht um Rohstoffe wie Kupfer und Coltan, die zum Beispiel auch in unseren Smartphones verwendet werden", sagte Huber.

Der Präsident von missio Aachen, Klaus Krämer, hob den Einsatz Mukweges gegen sexuelle Gewalt hervor. Der Kongo gelte vor allem für Frauen als eine der gefährlichsten Regionen der Welt, weil dort so viele Vergewaltigungen stattfänden. Das Hilfswerk Brot für die Welt nannte die Auszeichnung Mukweges eine "große Ermutigung zur richtigen Zeit für die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, in Afrika und weltweit".

Vorbilder im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden

Linken-Fraktionsvize Sevim Dagdelen sagte, die Preisträger seien "große Vorbilder im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden". Die Menschenrechtsaktivistin und Publizistin Düzen Tekkal forderte angesichts der Ehrung bessere Bleibemöglichkeiten für jesidische Flüchtlinge in Deutschland. "Wir brauchen bessere Möglichkeiten für Jesidinnen und Jesiden, in Deutschland Asyl zu erhalten", sagte sie der "Welt".

Murad setzt sich für die Strafverfolgung der IS-Verbrechen ein. Der Gynäkologe Mukwege leitet eine Klinik für Opfer sexueller Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo. Für seinen Einsatz wurde er 2013 mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.

 

Murad und Mukwege erhalten Friedensnobelpreis / © Christian Lutz (dpa)
Murad und Mukwege erhalten Friedensnobelpreis / © Christian Lutz ( dpa )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema