Es ist heiß an diesem Dienstag. Bereits am Vormittag steigt das Thermometer auf über 30 Grad. Es gilt eine amtliche Warnung vor extremer Hitze, die nach Möglichkeit zu meiden ist.
Doch an diesem Tag zu Hause zu bleiben, kommt für etwa 7.000 Menschen im Kölner Stadtbezirk Porz nicht infrage. Sie müssen evakuiert werden, da eine im Stadtteil Westhoven gefundene Weltkriegsbombe entschärft wird. Neben den Anwohnern sind die LVR-Klinik Porz, ein Altenheim und der Güterbahnhof von der Evakuierung betroffen.
Erfrischungsgetränke und Toilette
Neben den Anlaufstellen der Stadt Köln bietet auch der Kirchengemeindeverband der Porzer Rheinkirchen Unterschlupf und kann dabei mit kühlen Räumen punkten. "Die Idee dazu ist recht spontan entstanden", sagt der leitende Pfarrer Berthold Wolff. Man rechne auch nicht mit Menschenmassen, die nun die geöffneten Kirchen aufsuchen. Während die Citykirche St. Josef in Porz-Mitte ab 10 Uhr ihre Pforten öffnet, ist St. Laurentius im Stadtteil Ensen bereits seit 7.45 Uhr geöffnet. Der Grund ist ein ganz einfacher, erklärt die Küsterin Susanne Streichhahn: "Die Evakuierung beginnt um 8 Uhr, also öffnen wir unsere Kirche schon ab 7.45 Uhr."
Bei angenehmen 25 Grad lässt es sich tagsüber in der Ende des 19. Jahrhunderts in neugotischen Formen errichten Laurentiuskirche gut aushalten. Mit insgesamt sechs Personen ist die Anzahl der Unterschlupf Suchenden an diesem Vormittag zwar recht überschaubar, man kennt sich jedoch und sitzt im Gespräch beieinander. Erfrischungsgetränke stehen bereit, in der Sakristei ist eine Toilette vorhanden.
Kirche angenehmer als Turnhalle
Eine Frau sitzt im Eingang des Gotteshauses auf dem Fußboden. Sie kommt zwar aus Ensen, ist auch in St. Laurentius zur Erstkommunion gegangen, ihren Kontakt zur Kirche beschreibt sie aber eher als locker. Von der Möglichkeit, hier während der Evakuierung Unterschlupf zu finden, erfuhr sie im Internet. Eine Kirche sei deutlich angenehmer als beispielsweise eine Turnhalle, die an heißen Tagen aufdringlich nach Kunststoff rieche. Außerdem komme sie hier auch schneller weg, da sie am Nachmittag noch Abholungen zu erledigen habe.
Wie lange St. Laurentius an diesem Dienstag geöffnet bleibt, steht nicht fest, sagt Susanne Streichhahn. Spätestens wenn die Bombe entschärft ist und die Stadt Entwarnung gibt, können die evakuierten Anwohner wieder in ihre Häuser zurück und der Küsterdienst ist für diesen Tag beendet.