Porzer Rheinkirchen in Köln öffnen ihre Türen für Evakuierte

Ausharren bei kühlen 25 Grad

Wenn bei Hitzewarnung auch noch eine Evakuierung ansteht, weil eine Bombe entschärft werden muss, suchen viele Porzer einen möglichst kühlen Unterschlupf. Zwei Kirchen im gleichnamigen Kölner Stadtbezirk öffnen dafür ihre Pforten.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Einige Evakuierte sitzen beim Gespräch in St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens (DR)
Einige Evakuierte sitzen beim Gespräch in St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Es ist heiß an diesem Dienstag. Bereits am Vormittag steigt das Thermometer auf über 30 Grad. Es gilt eine amtliche Warnung vor extremer Hitze, die nach Möglichkeit zu meiden ist.

Doch an diesem Tag zu Hause zu bleiben, kommt für etwa 7.000 Menschen im Kölner Stadtbezirk Porz nicht infrage. Sie müssen evakuiert werden, da eine im Stadtteil Westhoven gefundene Weltkriegsbombe entschärft wird. Neben den Anwohnern sind die LVR-Klinik Porz, ein Altenheim und der Güterbahnhof von der Evakuierung betroffen.

St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens (DR)
St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Erfrischungsgetränke und Toilette

Neben den Anlaufstellen der Stadt Köln bietet auch der Kirchengemeindeverband der Porzer Rheinkirchen Unterschlupf und kann dabei mit kühlen Räumen punkten. "Die Idee dazu ist recht spontan entstanden", sagt der leitende Pfarrer Berthold Wolff. Man rechne auch nicht mit Menschenmassen, die nun die geöffneten Kirchen aufsuchen. Während die Citykirche St. Josef in Porz-Mitte ab 10 Uhr ihre Pforten öffnet, ist St. Laurentius im Stadtteil Ensen bereits seit 7.45 Uhr geöffnet. Der Grund ist ein ganz einfacher, erklärt die Küsterin Susanne Streichhahn: "Die Evakuierung beginnt um 8 Uhr, also öffnen wir unsere Kirche schon ab 7.45 Uhr."

Innenraum von St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens (DR)
Innenraum von St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Bei angenehmen 25 Grad lässt es sich tagsüber in der Ende des 19. Jahrhunderts in neugotischen Formen errichten Laurentiuskirche gut aushalten. Mit insgesamt sechs Personen ist die Anzahl der Unterschlupf Suchenden an diesem Vormittag zwar recht überschaubar, man kennt sich jedoch und sitzt im Gespräch beieinander. Erfrischungsgetränke stehen bereit, in der Sakristei ist eine Toilette vorhanden.

Kirche angenehmer als Turnhalle

Eine Frau sitzt im Eingang des Gotteshauses auf dem Fußboden. Sie kommt zwar aus Ensen, ist auch in St. Laurentius zur Erstkommunion gegangen, ihren Kontakt zur Kirche beschreibt sie aber eher als locker. Von der Möglichkeit, hier während der Evakuierung Unterschlupf zu finden, erfuhr sie im Internet. Eine Kirche sei deutlich angenehmer als beispielsweise eine Turnhalle, die an heißen Tagen aufdringlich nach Kunststoff rieche. Außerdem komme sie hier auch schneller weg, da sie am Nachmittag noch Abholungen zu erledigen habe.

Eine Frau sitzt auf dem Fußboden in St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens (DR)
Eine Frau sitzt auf dem Fußboden in St. Laurentius in Köln-Ensen / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Wie lange St. Laurentius an diesem Dienstag geöffnet bleibt, steht nicht fest, sagt Susanne Streichhahn. Spätestens wenn die Bombe entschärft ist und die Stadt Entwarnung gibt, können die evakuierten Anwohner wieder in ihre Häuser zurück und der Küsterdienst ist für diesen Tag beendet.

Manifest "Kirchen sind Gemeingüter!"

Kirchen und ihre Ausstattung gehören zu den wichtigsten Zeugnissen des Kulturerbes in Europa. Mit den Worten beginnt das Manifest "Kirchen sind Gemeingüter!" Darin fordern Vertreter von Architektur, Denkmalpflege und Forschung eine grundlegende Diskussion zur Zukunft bedrohter Kirchenbauten. Die genauen Forderungen für eine neue Verantwortungsgemeinschaft haben sie im folgenden Manifest zusammengetragen. 

Kirchen sind Gemeingüter! 

Manifest für eine neue Verantwortungsgemeinschaft 

Abriss der Kirche in Immerath / © Henning Kaiser (dpa)
Abriss der Kirche in Immerath / © Henning Kaiser ( dpa )
Quelle:
DR