Porträt von Erzbischof Zollitsch

Im Dienst der Kirche

Erzbischof Robert Zollitsch wird heute 75 Jahre alt. Seit 2008 ist er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz - dabei warteten auch Herausforderungen auf ihn. Ein Höhepunkt war für ihn der Papstbesuch 2011.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Erzbischof Robert Zollitsch (dpa)
Erzbischof Robert Zollitsch / ( dpa )

Brücken will er bauen und Dialog anstoßen. So charakterisiert Robert Zollitsch seine Arbeit als Freiburger Erzbischof und zugleich als Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Ob im Gespräch mit Kanzlerin und Ministern in Berlin oder im Ringen um die Zukunft der Kirche vor Ort in den Gemeinden zwischen Bodensee und Odenwald. Heute (09.08.) wird der 14. Erzbischof von Freiburg 75. Und wie im Kirchenrecht vorgesehen, wird Zollitsch mit Erreichen der Altersgrenzen dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten.

Als Bischofskonferenzvorsitzender prägte Zollitsch das öffentliche Auftreten der Kirche in Deutschland in den vergangenen Jahren entscheidend mit. Dabei warteten nach seiner überraschenden Wahl 2008 zahlreiche Herausforderungen auf den Donauschwaben: Intern vermittelte er zwischen den Kirchenflügeln. Zugleich warb Zollitsch dafür, dem Priestermangel und den langsam sinkenden Katholikenzahlen durch eine größere Einbeziehung aller in der Kirche Engagierten zu begegnen: "Kirchliche Zukunft kann es nur in der Gemeinschaft aller in der Seelsorge aktiven Gruppen geben", so seine Überzeugung. Für Wirbel sorgte sein "Spiegel"-Interview kurz nach der Wahl zum Vorsitzenden. Darin sprach er sich "gegen Denkverbote" beim Thema Zölibat aus - was manche Kommentatoren zu einer Art Absage an die priesterliche Ehelosigkeit umdeuteten.

Auf Distanz zu den Piusbrüdern

Heftige Debatten entzündeten sich an der Frage, ob die ultrakonservative Piusbruderschaft wieder offiziell zur katholischen Kirche zurückkehren kann: Als bekannt wurde, dass einer von deren Bischöfe den Holocaust leugnet, begann ein öffentlicher Sturm der Entrüstung, dessen Ausläufer auch Deutschland erreichten. Von den Piusbrüdern distanzierte sich Zollitsch in aller Klarheit, im Gegenzug warfen sie ihm vor, Irrlehren zu verbreiten.

Anfang 2010 stürzte die Kirche mit dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen durch Priester und Ordensleute in eine schwere Vertrauenskrise. Unter Zollitschs Führung gelang die Verabschiedung strenger kirchlicher Leitlinien zur Missbrauchsprävention und zur Reaktion auf Verdachtsfälle. Die Kirche übernahm in vielen Fällen Therapiekosten von Missbrauchsopfern und bietet "Anerkennungszahlungen" an.

Die im Südwesten traditionell engen Kontakte zwischen Protestanten und Katholiken pflegt Zollitsch auch auf Bundesebene. Auch wenn bei ethischen Positionen - etwa bei Gentests an Embryonen - oder zuletzt im Familienbild unterschiedliche Positionen zutage treten.

Ein Höhepunkt war der Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI.

Zollitschs Persönlichkeit und Religiosität sind stark durch die Kriegserfahrungen seiner Jugend geprägt. Geboren 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien muss er als Kind mitansehen, wie Tito-Partisanen im November 1944 seinen Bruder und 200 weitere Dorfbewohner ermorden. "Ich kann die Schüsse noch heute hören", sagt er. Mit seinen Eltern gelang ihm die Flucht in den Westen. Über Umwege kam er schließlich nach Mannheim. Er dachte über ein Studium der Literatur oder Geschichte nach. Es wurde dann doch Theologie. "Ich wollte anderen Menschen helfen, im Glauben ein sinnvolles Leben zu führen."

Als Jahrhundertereignis und Höhepunkt seiner Arbeit erlebte Zollitsch dann den Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. im September 2011.

Dessen viel beachtete "Entweltlichungs-Rede" im Freiburger Konzerthaus bewertet er differenziert, nach dessen Rücktritt bedauerte er ausdrücklich, dass manche Anregungen des deutschen Papstes in Deutschland nicht klar genug verstanden worden seien.

Zollitsch machte sich für einen bundesweiten Dialogprozess zur Zukunft von Religion, Glaube und Kirche stark. Freiburg wurde bundesweit zum Vorreiter. Eine Diözesanversammlung erarbeitete zuletzt zentrale Zukunftsaufgaben, die Zollitsch im Dialog mit den verschiedenen kirchlichen Gruppen weiter anpacken will. Zu seinem 75. Geburtstag lädt er am Freitag zu einer Matinee ins Freiburger Konzerthaus, zum Festgottesdienst ins Münster und zum anschließenden Gartenfest ins Priesterseminar.

 


Quelle:
KNA