Pontifikalamt im Kölner Dom - Fest der Heiligen Ursula und 20. Jahrgedächtnis von Kardinal Höffner

29. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 29. Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt mit Erzbischof Joachim Kardinal Meisner aus dem Hohen Dom zu Köln. Die Heilige Messe wurde zum Fest der heiligen Ursula und als Jahrgedächtnis für Joseph Kardinal Höffner gefeiert. Die Domkantorei Köln sang unter der Leitung von Winfried Krane die "Missa brevis" von Giovanni Pierluigi da Palestrina. Die Orgel spielte Ulrich Brüggemann.

 (DR)


Kardinal Höffner
Vor 20 Jahren verstarb der Kölner Kardinal Joseph Höffner (1906-1987). Der am 24. Dezember 1906 geborene Höffner war von 1962 bis 1969 Bischof von Münster, von 1969 bis 1987 Erzbischof von Köln und von 1976 bis 1987 Vorsitzender der Bischofskonferenz.

Bei den Kölnern war Höffner beliebt, unter seinen Kollegen hoch geachtet und auch Papst Johannes Paul II. gehörte zu seinen Freunden. Bis zu seinem Tod war er der einzig lebende Deutsche, der vierfach promoviert war. Im Oktober 2003 wurde ihm posthum an der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" verliehen. Höffner gilt als Begründer der Wissenschaft der Christlichen Gesellschaftslehre.

Die Heilige Ursula
Die heilige Ursula war eine britannische Königstochter, die ihr Leben Christus geweiht und Jungfräulichkeit gelobt hatte. Als jedoch der heidnische König von Anglia sie als Frau für seinen Sohn Aetherius will, geht sie zum Schein auf den Antrag ein, stellt jedoch die Bedingung, dass ihr Bräutigam zum Christentum übertreten muss und ihr bis zur Hochzeit noch eine dreijährige Frist gewährt. In dieser Zeit begibt sie sich mit einigen Begleiterinnen auf eine Schiffsreise. In Köln hat Ursula eine Erscheinung. Ein Engel weist sie an, nach Rom zu pilgern und prophezeit ihr, dass sie das Martyrium erleiden wird. Ursula und ihr Gefolge reisen über den Rhein bis nach Basel und legen dann den restlichen Weg zu Fuß zurück. Auf der Heimreise landen sie wieder in Köln. Seit längerer Zeit leidet die Stadt unter der Belagerung der Hunnen, und die wilden Horden ermorden Ursulas Begleiterinnen auf brutale Weise. Als sich Ursula dem Hunnenfürsten verweigert, wird auch sie selbst getötet. Darauf erschien eine Schar von elftausend Engeln, die die Hunnen in die Flucht schlug. Zum Dank für die Befreiung errichten die Bürger Kölns der heiligen Ursula eine Kirche und machen sie zu ihrer Schutzpatronin.
29. Sonntag im Jahreskreis
Wer ist Gott für uns? Einer, den wir nur dann und wann, bei Gelegenheit, bei dringendem Bedarf, in unser Leben holen? Das Stichwort wäre dann: Not lehrt beten. Oder sind wir bereit, in den Höhen und Tiefen unseres Daseins für Gott offen zu sein und auf sein Wort zu vertrauen? Die Texte der Heiligen Schrift an diesem Sonntag rufen zu solcher Glaubenstreue auf.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Gott hat versprochen, sein Volk aus der Knechtschaft zu befreien und in ein Land zu führen, „in dem Milch und Honig fließen" (Ex 3, 17). Aber dann wird das wandernde Gottesvolk von einem kampfeslustigen Nomadenstamm angegriffen. In einer vergleichbaren Spannung von Verheißung und harter Realität leben auch wir. Die Härten des Lebens machen es heute oft schwer, der Frohen Botschaft bis ins Letzte zu trauen. Kann der Glaube wirklich durchs Leben tragen? Der biblische Text ermutigt genau zu diesem Vertrauen: Mose zweifelt nicht an der Zusage Gottes, sondern lässt sich vielmehr im Gebet ganz darauf ein. Die Heilige Schrift stellt dies als entscheidend dar. Aufgrund dieses Glaubens gibt Gott das Letzte dazu, hilft dem Guten zum Sieg.

Zweite Lesung
Auch die Gläubigen des Neuen Bundes müssen mit Angriffen leben. Die Bedrängnis kommt heute nicht als nomadisches Reitervolk daher, sondern als Desinteresse oder Ablehnung durch weite Teile der Gesellschaft. Bei dem zu bleiben, „was man gelernt hat", stellt in dieser Situation eine besondere Herausforderung dar. Am Glauben festzuhalten und ihn positiv nach außen zu vertreten, das fällt oft schwer, kostet Mut und Überwindung. Der Verfasser des Timotheus-Briefes verweist auf die Heiligen Schriften: Wer aus und mit Gottes Wort lebt, ist „bereit und gerüstet".

Evangelium
Die Ausrichtung am Wort Gottes, das ist auch der Schlüssel zum Verständnis des heutigen Evangeliums. Denn die nahe liegende Deutung, die Ermutigung zum vertrauensvollen und intensiven Gebet, ist zwar richtig - aber doch nur die eine Seite der Medaille. Wenn sich, so sagt Jesus, schon ein ungerechter Richter von einer hilflosen Witwe erweichen lässt, wie viel mehr wird der gütige Gott unsere Hilferufe erhören! Die andere Seite ist, dass wir immer wieder erleben müssen, wie selbst die engagiertesten Gebete ohne Resonanz bleiben. Gott stellt nicht unverzüglich den Zustand her, den wir erbitten und auf den wir ein Anrecht zu haben meinen. Aber ist das die „Schuld" Gottes? Oder liegt es daran, dass wir vor allem unseren eigenen Willen sehen - und noch nicht wirklich auf Gott und seine Wege vertrauen können? In der Begegnung mit ihm, im Gebet und in der Heiligen Schrift, in der Aufmerksamkeit für die Notlage des Nächsten, kann unser Glaube wachsen.