Pontifikalamt im Kölner Dom am Ersten Adventssonntag mit Weihbischof Dr. Heiner Koch

"Diese Zeit hat einen Sinn"

Und wieder ein Anfang: Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Der Kölner Weihbischof Dr. Heiner Koch hat in seiner Predigt beim Pontifikalamt im Kölner Dom die Botschaft des Ersten Adventssonntags so formuliert: Jeder Mensch kann sich ganz bewusst für Gott entscheiden. Gott ist da und er ist nah. Der Advent "stellt deutlich und strahlend diese Botschaft vor uns hin, seid wachsam und nehmt sie wahr".

Heilige Messe aus dem Kölner Dom (DR)
Heilige Messe aus dem Kölner Dom / ( DR )

Der oft beschworene Zauber, der den Anfängen innewohne - im Advent hat er mit Erwartung und Warten zu tun. Worauf warten wir noch? Worauf sollen
wir warten? Wach werden für unsere Sehnsucht, das wäre ein guter Anfang. "Es muss doch mehr als alles geben" - diesen Titel trägt ein Buch der Theologin Dorothee Sölle. Dass es mehr gibt als alles - diese große
Erwartung weckt in uns der Advent.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
"Was ich dir auftrage, das sollst du verku¨nden! Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin mit dir, um dich zu retten!" So hört der Prophet Jeremia seine Berufung, so klingt die Aufforderung, die ihn dazu treibt, die eigene
Angst zu überwinden und mit unangenehmen Wahrheiten an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Volk Israel hat den Bund mit Jahwe gebrochen und handelt gottvergessen. Wer will da eindringlich warnende Worte hören,
wer will sich mit den bedrohlichen Konsequenzen auseinandersetzen? Der mahnende Jeremia lässt sich auf ein einsames Prophetenschicksal ein. Die düstere Gerichtsperspektive, die Jeremia in seiner Botschaft aufzeigt, ist jedoch nicht Gottes letztes Wort. Jeremia darf auch von Jahwes bleibender und erneuter Bundesbereitschaft sprechen. "Jahwe ist unsere Gerechtigkeit": Was für ein Name wird mit der heilvollen Zukunftshoffnung in Verbindung gebracht! Einer, der für Recht und Gerechtigkeit sorgt, ist auch für uns heute eine ermutigende Aussicht. Und ein Ansporn, aus dem vertrauensvollen Warten auf Gottes größere Gerechtigkeit Kraft für das
Handeln zu schöpfen, damit unsere Welt hier und heute gerechter wird.

Zweite Lesung
Was wünschen wir Menschen, die uns am Herzen liegen? Im ältesten Paulusbrief, dem ersten Brief an die Gemeinde in Thessalonich, spricht der Apostel in seinem Segenswunsch vom Wachsen in der Liebe. Es ist manchmal schwer, anderen und uns selber Wachstum und lebendige Veränderung zuzugestehen. Oft genug ist es sogar das Ende von dem, was wir für Liebe gehalten haben. Von Paulus können wir lernen: Da fängt die Liebe erst richtig an. Und das Streben nach Vollkommenheit? Wieder einmal entmutigende Überforderung für skrupulöse Perfektionisten? Nein: der Wunsch, als gesegneter Mensch ein Segen zu sein.

Evangelium
"Vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen sollen", diese Angst vor der finalen Katastrophe, die das Leben auslöscht, ist uns so vertraut, wie sie die Menschen früherer Zeiten umgetrieben hat. Jesus macht uns Mut, der großen Angst nicht auszuweichen, er nennt sie beim Namen. Gegen die Angst setzt er Gottes Macht und Herrlichkeit, die Verheißung unzerstörbaren Lebens in Gottes Nähe. Gegen die Angst setzt er die Zusage, dass es mehr als alles gibt. Und die Aufforderung, die Sehnsucht wachzuhalten und zu beten.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)