Pontifikalamt im Kölner Dom

20. Sonntag im Jahreskreis

domradio.de übertrug am 20. Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Es zelebrierte Weihbischof Manfred Melzer. Es sang der Ferienchor der Kölner Dommusik unter der Leitung von Winfried Krane und Oliver Sperling. An der Orgel: Daniel Kirchmann.

 (DR)

Mit verschwenderischer Fülle wendet Gott sich uns zu, schenkt seinen Geist, seine Weisheit, gibt sich selbst in Brot und Wein. Heute feiert die evangelische Kirche den Israelsonntag. Sie vergegenwärtigt die enge Verbundenheit der Christenheit mit dem Volk des ersten Bundes, mit Gottes Augapfel. Auch dies gehört zur verschwenderischen Fülle der Zuwendung Gottes: dass wir aus den Völkern der Welt in Christus hinzutreten dürfen zum immer wieder in Treue bestätigten und erneuerten Bund.
  
Wortgottesdienst
Erste Lesung
Großzügig ist die Weisheit. Öffentlich lädt sie ein. Kein esoterischer Zirkel kommt hier zusammen, eine offene Einladung ergeht. Üppig will die Weisheit geben, nicht kleinlich. Die Fülle ihrer Gaben will sie verschenken. Es geht ihr nicht um exklusive Teilhabe einiger weniger. Gerade die Unwissenden und Unerfahrenen sind herzlich eingeladen, die Kleinen mit großem Entwicklungspotential. Sollte es jemanden geben, der da nicht einkehren wollte bei der Weisheit? Offenbar ja. Geschieht das aus der Furcht, die Größe der Gaben könnte ein Hinweis sein auf die eigene Bedürftigkeit? Doch auch hier gilt: Selig die Hungrigen, denn sie sollen gesättigt werden.

Zweite Lesung
Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über, sagt der Volksmund. Die Lieder drängen heraus, weil Gottes Geist sie eingibt, erzählt der Epheserbrief. Und der Apostel ermahnt zugleich: Dass die Gemeindeglieder von Gottes Geist erfüllt sein und sich nicht am Wein berauschen, dass sie klug sein, nach dem Willen Gottes fragen und nicht dem Bösen Raum geben mögen. Nicht immer ist das für Außenstehende eindeutig. An Pfingsten waren die Jünger wie berauscht. Auch der Hanna im ersten Buch Samuel hatte der Priester Eli einen schweren Rausch unterstellt. Dabei hatte nur intensives Gebet sie lautlos die Lippen bewegen lassen. Auch Christinnen und Christen werden immer wieder Missverständnissen gegenüberstehen. Gerüchte, Unterstellungen, Mutmaßungen, die andere äußern, hat man nicht in der Hand. Jede und jeder verfügt nur über das eigene Handeln, über das aber eben sehr wohl. Darum mahnt der Apostel: Nehmt das Leben als Christinnen und Christen in die eigene Hand. Übernehmt die Verantwortung für euch. Gottes Geist spricht aus euch.

Evangelium
Es fallen Worte in Jesu Rede, die hören sich zunächst an wie Kannibalismus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm."  Kein Wunder, dass die versammelte Gemeinde um Jesus herum in Streit gerät. Blut ist Leben, es gehört Gott; Blutgenuss ist absolut verboten, undenkbar. Und das Fleisch eines Menschen essen - damals wie heute eine befremdliche Vorstellung. Nichts wird Jesus, dem Juden Jesus, ferner gewesen sein, als Blut zu sich zu nehmen oder dies von anderen zu erwarten. Aber er macht deutlich: Es ist ernst, todernst. Es geht jetzt um Leben und Tod. Die Zuwendung zu den Menschen wird Jesus das Leben kosten. Jesus deutet an, dass er sich austeilt: den Vielen, dass er sein Leben teilt mit den Sündern. Er gibt sich den Seinen zum ewigen Leben. Daran teilzuhaben lädt er ein, teilzuhaben am Fleisch, am Blut, teilzuhaben an seinem Leben, an seinem Tod. Verströmend und voller Hingabe. Damit wir hineingenommen sind in ewiges Leben, Leben mit Gott.

Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist. ... (Es) kann die Kirche auch nicht vergessen, dass sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft sind.
(Nostra aetate 4)

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)