Pontifikalamt im Kölner Dom

Gottesdienst zum "Tokyo-Sonntag"

Im Pontifikalamt am "Tokyo-Sonntag" hat der Kölner Generalvikar Guido Assmann den kirchlichen Auftrag betont, Menschen Hoffnung zu machen und sich an ihre Seite zu stellen. Überall gelte es, die Frohe Botschaft zu verkünden.

Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction ( shutterstock )

Die Seligpreisungen im Evangelium werden an diesem Sonntag "auf der ganzen Welt überall dort verkündet, wo katholische Christen zur Feier der Heiligen Messe zusammenkommen," stellte Generalvikar Assmann fest. Christen in Köln, in Tokio und in Myanmar hören die gleiche Botschaft aus dem Evangelium, "und es eint uns im Glauben, dass wir miteinander den Glauben an Jesus Christus und den dreifaltigen Gott leben."

Im vergangenen Jahr konnte der Kölner Generalvikar mit einer Delegation aus dem Erzbistum Köln Tokio besuchen. Dort gebe es nur sehr wenige Christen und nur ein kleiner Teil sei katholisch, berichtet Assmann. Doch auch in der Minderheitssituation habe er Beispiele gesehen, "wie es gut gelingen kann, den Glauben in die jeweilige Zeit hinein zu tragen und auch zu bezeugen und zu leben."

Beim Besuch einer Universität in Tokio habe ihn besonders angesprochen hat, dass alle, "die dort mit dem Studium beginnen, sich in kleinen Gruppen mehrere Mal treffen und über den katholischen Glauben etwas hören," so der Kölner Generalvikar. Die jungen Menschen erfahren, "warum die katholische Kirche sich dort engagiert und was unser Glaube ist, unser Menschenbild, unser Gottesbild, dass Gott sich den Menschen zuwendet."

 An der Universität studieren mit einem Stipendium aus dem Erzbistum Köln auch junge Menschen aus Myanmar, die dort eine gute Ausbildung machen können, "um dann in ihre Heimat zurückzukehren, um dort den Menschen zu helfen," führt Generalvikar Assmann aus. Hier zeige sich die gemeinsame Solidarität, "Köln und Tokio für Myanmar."

Übertragung

DOMRADIO.DE übertrug am vierten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich. 

"Tokyo-Sonntag"

Am 29. Ja­nuar 2023 rufen die Erz­­bis­tümer in Köln und To­kio dazu auf, den all­jähr­lichen "Tokyo-Sonn­tag" als Soli­dari­täts­tag für Myan­mar zu be­gehen. In den Gottes­diens­ten am Sams­tag­abend und Sonn­tag beten und sammeln sie ge­mein­sam die Kollek­te für die Men­schen in einem der ärms­ten Län­der der Welt. Die bei­den Erz­bistümer blicken ge­mein­sam mit Sor­ge auf die an­gespann­te Si­tuation in dem süd­ost­asia­tischen Land und er­muti­gen dazu, durch Kollekte und Ge­bete Soli­darität zu zei­gen.

Vokalensemble Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)

Auch das Kapitelsamt im Kölner Dom begeht den "Tokyo-Sonn­tag".

Die Messe wird musikalisch gestaltet vom Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich. Der Chor singt unter anderem die Missa "O quam gloriosum" von Tomas Luis da Victoria.

Eberhard Metternich hat das Vokalensemble Kölner Dom 1997 gegründet / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eberhard Metternich hat das Vokalensemble Kölner Dom 1997 gegründet / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Domkapellmeister Metternich ist auch Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Zwei seiner Studenten werden bei je einer Motette das Vokalensemble im Rahmen ihres Studiums an diesem Sonntag dirigieren.

Die Kir­che in Myan­mar unter­stützt seit Jah­ren mit ihrem Ein­satz alle Myan­maren und för­dert da­durch den Dia­log jen­seits von Re­ligion und Eth­nie. Vor zwei Jah­ren, am 1. Fe­bruar 2021, wur­de die demo­kratisch ge­wähl­te Re­gierung in Myan­mar durch einen gewalt­samen Militär­putsch ge­stürzt.

Bis heute kommt es in dem Land zu krie­gerischen Kon­flik­ten, bei denen vor allem Minder­heiten die Leid­tragen­den sind. Dörfer und Städte, Kir­chen und Klös­ter wer­den bom­bardiert und von Ar­tille­rie be­schossen, Zivi­listen als leben­dige Schutz­schilde miss­braucht, Dör­fer wer­den nieder­gebrannt und die Reis­ernte vom Militär ge­plün­dert. Die Chris­ten vor Ort betei­ligen sich an den Pro­testen gegen das Mili­tär. Sie for­dern Frie­den für je­den Men­schen in ihrem Land.

Part­­ner­­schaft der Erz­­bistümer Tokio und Köln

Seit 69 Jah­ren gibt es die „Gemein­schaft des Betens und gegen­seitigen Sich-Helfens“. Der Kölner Kardinal Josef Frings und sein japa­nischer Amts­bruder Peter Tatsuo Doi aus Tokio haben die partner­schaft­liche Unter­stützung im Jahr 1954 ins Leben ge­rufen. Gleich­zeitig zum „ Tokyo-Sonn­tag“ im Erz­bistum Köln wird im Erz­bistum Tokio der „Köln-Sonn­tag“ ge­feiert.

Bis heute be­suchen Bischöfe bei­de Bis­tümer und be­leben in gemein­samen An­liegen die Partner­schaft. Eine finan­zielle Unter­stüt­zung aus Köln für das Partner­bistum Tokio ist schon seit dem japa­nischen Wirt­schafts­auf­schwung der 1960er- und 70er-Jah­re nicht mehr nö­tig.

Chris­ten in Myan­mar im Fokus des dies­jährigen Tokyo-Sonn­tags

Beide Bis­tümer unter­stützen be­reits seit Jah­ren Pro­jekte in Myan­mar und be­ten für die Men­schen vor Ort. Auf­grund des Mili­tär­putsches und der beson­deren Aus­nahme­situa­tion legen sie den Fokus in die­sem Jahr ge­zielt auf die Si­tuation der Chris­ten in Myan­mar.

Weih­bischof Dominikus Schwader­lapp und Erz­bischof Marco Win Tin aus Man­dalay/Myan­mar feiern dazu gemeinsam am 29. Januar um 10 Uhr im Köl­ner Dom den Gottes­dienst und beten für Frie­den in Myan­mar. Da­rüber hi­naus infor­mieren im Dom­forum Ini­tia­tiven und Hilfs­werke wie missio, Amnesty Inter­national, KAAD und German Soli­darity with Myanmar Democracy über die Situa­tion vor Ort.

Auslegung zum Sonntagsevangelium Mt 5,1-12a von Franz Kamphaus

Das ist armselig, sagen wir und meinen damit: Das ist schwach, mickerig. Demgegenüber gibt es eine Armut, die selig macht. Davon spricht das Evangelium: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“. Diese Seligpreisung steht bewusst voran. Sie ist wie eine Überschrift über dem Ganzen. – Die Armut vor Gott soll selig machen? Wie soll man das verstehen?

Von Gott angenommen

Armut ist nicht allein eine Sache der Brieftasche oder des Portemonnaies. Arm vor Gott ist der, der die Grenzen seiner Geschöpflichkeit sieht, der nicht damit hadert oder sich darüber hinwegzutäuschen versucht, sondern sie annimmt. Mehr noch: der sich in seinen Grenzen von Gott angenommen weiß. Arm sein vor Gott meint: Ich darf der sein, der ich bin. Ich muss nicht mehr sein oder darstellen wollen. Ich muss keinen Stuss treiben. Wert und Anerkennung muss ich mir nicht selbst verschaffen; ich brauche sie mir nicht von anderen zu erbetteln. Sie sind mir von Gott geschenkt. Ich bin ihm trotz meiner Schwächen und Erbärmlichkeiten liebenswert genug.

Wenn wir Ja sagen zu uns selbst, dann brauchen wir die Lüge nicht. Denn die Wahrheit unseres Lebens, das, was wir wirklich sind als Gottes Ebenbild, ist viel schöner, als wir in unserem Wahn daraus machen wollen. Wie verblendet muss man sein, zu meinen, dass man nur das ist, was man leistet oder besitzt? Wie wertlos muss man sich selbst empfinden, wenn man glaubt, erst durch irgendetwas jemand zu sein?

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Januar 2023