Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Der Ostermontag

domradio übertrug am Ostermontag das Pontifikalamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant und Prediger war Weihbischof Dr. Heiner Koch. Die musikalische Gestaltung übernahmen die Herren des Kölner Domchores.

 (DR)

Unter der Leitung von Eberhard Metternich singen sie die "Missa brevis" von Antonio Lotti. An der Orgel hören Sie Ulrich Brüggemann. Zu Beginn erklingt der Choral "Alle psallite cum luya".


Der Ostermontag
Der Ostermontag lebt ganz von der Dynamik der Ostergeschichte. Diese Geschichte ist nicht nur ein "Etwas", das es zu glauben gilt, sie ist Fundament und Lebensprinzip des menschlichen Lebens schlechthin. Ostern ist nicht der glückliche Abschluss der Passionserzählung, sondern viel mehr als dies: der Anfang eines neuen Lebens. Und so sprechen alle Texte davon, dass die Gläubigen auf neue Wege geschickt werden und selbst zu Botinnen und Boten des Auferweckten werden - und ihm gerade dann unterwegs begegnen, wenn sie sich von dieser frohen Botschaft in den Dienst nehmen lassen.


Wortgottesdienst

Erste Lesung
Zu Beginn dieser Lesung mag man stutzen, denn sie fängt an: "Am Pfingsttag …" und gibt jene Predigt wieder, die Petrus nach dem Pfingstwunder vor allem Volk gehalten hatte: als das Feuer des Geistes auf die Apostel herabgekommen war und sie aus der Verschlossenheit des verriegelten Saales herausgeholt hatte. Im Grunde haben die Jünger dort ihr eigenes Ostern erlebt, als der Geist sie aus den Fesseln der Erstarrung und des Todes gelöst hat. Das Zeugnis des Petrus vor allem Volk ist Fortsetzung von Ostern und Pfingsten zugleich, denn es sorgt für die Weitergabe der Lebensbotschaft in die Welt hinein. Ostern entfaltet eine Dynamik, die bis heute noch nicht an ihr Ende gekommen ist.

Zweite Lesung
"Credo" heißt: "Ich glaube". Das Oster-Credo der Bibel ist weit verbreitet: "Christus ist gestorben, begraben worden, auferweckt worden und erschienen." Und doch muss man sich immer wieder daran erinnern und daran erinnert werden. Es ist der "Grund, auf dem wir stehen". Und das heißt nicht nur, das Credo zu kennen, sondern auf seiner Grundlage zu leben. Christus wird auch in meinem Leben erscheinen und mich aus dem Tod wecken.

Evangelium
Für die Jünger gibt es nur einen Weg: fort aus Jerusalem, der Stadt des Sterbens und des Todes Christi. Als Jesus hinzutritt, können sie ihm zwar alle Bestandteile des Oster-Credos nennen: "gestorben, begraben worden, auferweckt worden und erschienen", aber sie glauben es nicht, es ist nur in ihrem Kopf, nicht in ihren Herzen. Christus tritt unerkannt zu ihnen hinzu und öffnet ihre Herzen - nicht indem er ihnen etwas Neues sagt, sondern indem er ihnen zeigt, dass das, was sie eigentlich schon wissen, genau das ist, was sie und ganz Israel aus tiefstem Herzen ersehnen. Da brennt ihr Herz. Sie laden den unbekannten Herzensöffner zu sich ein. Und bei der gemeinsamen Eucharistie gibt er sich ganz zu erkennen. Dies ist der Anfang eines neuen Weges: zurück nach Jerusalem, das nun nicht mehr Stadt des Todes, sondern des Lebens ist.

Oder:

Die Frauen waren in der Frühe des Tages zum Grab gekommen, um es zu sehen. Vom Boten des Herrn werden sie jedoch nach Galiläa ausgesandt: "Dort werdet ihr ihn sehen." Aus dem Stillstand des Grabes wird die Bewegung des Weges. Und nicht erst in Galiläa, sondern schon mitten auf dem Weg kommt der Auferstandene ihnen entgegen. In diesen Weggeschichten ist die ganze Frohbotschaft von Ostern enthalten. Es gibt keine einsamen Wege mehr: Christus ist vorausgegangen, zugleich aber kommt er entgegen. Wir werden nicht nur in die Dynamik des Weges geschickt, er selbst ist diese Dynamik: "Ich bin der Weg, die Wahrheit - und das Leben."


(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag)