Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Zweiter Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am zweiten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Erzbischof Joachim Kardinal Meisner feierte diese Heilige Messe zum Familiensonntag anlässlich des Neujahrsempfangs des Diözesanrates. Sie hörten die Missa in g-moll von Josef Gabriel Rheinberger - gesungen Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Domkantor Oliver Sperling. Die Orgel spielte Winfried Bönig.

 (DR)

Gott ruft uns in seinen Dienst. Doch er ruft ganz unterschiedlich. Manchmal ruft er jemanden auf einen ganz besonderen Lebensweg. Dann wieder ruft er zu einer be-grenzten Aufgabe. Manchmal ruft er mit einem umwerfenden "Damaskuserlebnis" wie bei Paulus. Manchmal aber auch ganz leise. Oft ruft er uns durch unsere Nei-gungen und Fähigkeiten. Manchmal aber auch über unsere Neigungen und Fähigkei-ten hinaus - wie bei den Propheten, die sagten: "Herr, ich kann doch nicht spre-chen!" Manchmal spricht er unser Gefühl und unser Herz an, zum Beispiel durch eine Notsituation. Manchmal appelliert er aber auch ganz nüchtern an unseren Verstand. Lassen wir uns rufen?

Erste Lesung
Das Heil, das Gott für sein Bundesvolk will, bleibt nicht auf dieses begrenzt, sondern soll sich als Heil für alle Völker erweisen. So lehrt nicht erst das Neue Testament, sondern es ist bereits im Selbstverständnis Israels grundgelegt. Israel weiß sich aus den Völkern für die Völker erwählt. So auch hier im zweiten Lied vom Gottesknecht, der manchmal das ganze Volk zu sein scheint, dann aber wieder eine einzelne Per-son. Seine Aufgabe ist es zunächst, das Volk wieder aufzurichten und zu sammeln. Doch "es ist zu wenig"; in diese Sammlung und dieses Heil sollen auch die anderen Völker einbezogen sein.

Zweite Lesung
Wir rufen, wenn wir jemanden in einer größeren Menschenmenge, über Lärm hinweg oder in größerer Entfernung erreichen wollen. Wir rufen, um Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. In dieser Anrede des ersten Briefs des Paulus an die Gemeinde in Korinth geht es in mehrfacher Hinsicht um das Rufen. Paulus ist direkt von Gott berufen. Er muss das betonen, da er keiner der Zwölf ist, die Jesus zu seinen Lebzeiten kannten. Aber auch die Glieder der Kirche in Korinth sind berufen, als in Christus Geheiligte zu leben. Ihre Antwort wiederum besteht darin, den Namen Christi anzurufen. Und so heißt die ganze Kirche entsprechend: Ekklesia - die Herausgerufene.

Evangelium
Das Johannes-Evangelium berichtet nicht von einer Taufe Jesu. Aber Jesus ist in der Menschenmenge, die zu Johannes dem Täufer strömt. Johannes bezeugt, was er erkannt hat: Der Heilige Geist ist auf Jesus herabgekommen und dort geblieben. Das bedeutet für den Täufer, dass dieser Mensch mit dem Heiligen Geist taufen wird und somit der ist, den er angekündigt hat und der ihn selbst zeitlich so merkwürdig um-greift. Mit dem Heiligen Geist taufen bedeutet für Johannes, dass die Sünde wirklich weggenommen wird. Das kann nur in Gottes eigenem Handeln geschehen. Daher bekennt Johannes: Er ist der Sohn Gottes. Er ist dies aber zugleich als das Lamm Gottes. Wie das Paschalamm die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens anzeigt, so verweist Jesus als Gottes Paschalamm auf die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde. Nach dem Johannes-Evangelium stirbt Jesus in der Stunde, in der die Paschalämmer geschlachtet werden. Jesus ist der Gottesknecht, der wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, den Mund nicht auftut, für die Schuldigen stirbt und so die vielen gerecht macht (Jes 53,7.11f.).