Pontifikalamt am Pfingstmontag im Kölner Dom

"Kirche ist der Sauerteig der Menschheit"

DOMRADIO.DE hat am Pfingstmontag das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom übertragen. In seiner Predigt beschrieb Weihbischof Rolf Steinhäuser den Pfingstmontag als Schwellentag, an dem die Kirche sich ihres Auftrags erinnert.

Kölner Dom, Bayernfenster, Ausschnitt: Sendung des Heiligen Geistes am Pfingstfest ( in der Mitte die Gottesmutter) (DR)
Kölner Dom, Bayernfenster, Ausschnitt: Sendung des Heiligen Geistes am Pfingstfest ( in der Mitte die Gottesmutter) / ( DR )

In seiner Predigt hat Weihbischof Steinhäuser den Pfingstmontag als einen Schwellentag beschrieben: Eigentlich sei an Pfingsten bereits alles gesagt, der Osterfestkreis mit der Sendung des Heiligen Geistes vollendet und der Alltag müsse nun weitergehen. Am Pfingstmontag hielte sich die Kirche im Gaben-, Tages- und Schlussgebet jedoch noch einmal ihren Auftrag vor Augen.

Das Gabengebet etwa erinnere daran, dass Jesus das Ur-Sakrament ist, aus dem alle weiteren Sakramente hervorgegangen sind. In jeder Messe, in der das Kreuzopfer Jesu vergegenwärtigt wird, erhielte die Kirche die Gelegenheit, von Jesus als Quelle des Heils und des Lebens zu schöpfen. 

Das Tagesgebet erinnere daran, dass die Kirche das Volk sei, das alle Grenzen der Nationen und des Blutes überschreite und durch den Heiligen Geist miteinander verbunden sei. Die Kirche solle "Sauerteig für die Menschheit werden". Sauerteig sei nur ein kleiner Teil des Brotteigs, erklärte Steinhäuser, aber lasse den ganzen Teig aufgehen und mache ihn schmackhaft. Die Kirche sei das Ferment der Erneuerung, das die Menschheit zur Gottes Familie machen solle. 

„Recht betrachtet ist das schon etwas Ungeheuerliches: Aus einer Wolfsgesellschaft, in der einer der Todfeind des anderen ist, soll eine Menschheitsfamilie werden“, gab Steinhäuser zu bedenken. „Kirche darf kein abgekapselter Fremdkörper sein, der Gefahr läuft, vom Organismus abgestoßen zu werden.“ 

Zuletzt erinnere das Schlussgebete daran, dass die Kirche sich stets wie Jesus in besonderer Weise den Armen zuwenden müsse. So wolle der Pfingstmontag die Kirche mit seinen Oratorien auf den Alltag vorbereiten, schloss Steinhäuser seine Predigt, indem sie sich ihre Aufgaben fast wie ein Programm vor Augen führe: "Im Heiligen Geist erneuert sich die Kirche aus ihrem Ursprung, im Kreuzesopfer Christi. In der Kraft des Heiligen Geistes will sie Ferment der Erneuerung und Umgestaltung der Welt sein. Unter der Führung des Heiligen Geistes entdeckt die Kirche die Armen als bevorzugte Gäste am Tisch des Himmelreiches." 

An der Domorgel spielte Matthias Wand. Der Chor sang unter anderem die "Missa brevis Sancti Joannis de Deo" von Joseph Haydn. 

Der Pfingstmontag ist zugleich der Gedenktag "Maria, Mutter der Kirche". Mit dem Dekret „Laetitiae plena“, das die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung erlassen hat, ist im Jahr 2018 ein neuer Mariengedenktag in den Römischen Generalkalender eingeführt worden. Der Montag nach Pfingsten wird nun als Gedenktag der Seligen Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, gefeiert.

Nicht überall Feiertag

Weltkirchlich ist der Pfingstmontag nicht überall ein Feiertag, er hat auch vielfach keinen liturgischen Rang. In den Eigenkalendern einiger Länder, so etwa in Argentinien und Polen, war allerdings die Feier der „Mutter der Kirche“ am Montag nach Pfingsten bereits eingeschrieben.

Der weltkirchlich neue Gedenktag am Pfingstmontag stellt Maria als geistliche Mutter der Kirche bewusst in den Mittelpunkt. Die Kongregation betont den Gedanken der „geistlichen Mutterschaft Mariens“, „die seit der Erwartung des Heiligen Geistes zu Pfingsten nie aufgehört hat, sich … der durch die Zeit pilgernden Kirche anzunehmen“. 

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Juni 2025

Pfingsten

Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten.

Flammenzungen über Männern und Frauen in der Kuppel der Kirche Sankt Katharina, Saint Catherine, in Spring Lake (USA). / © Octavio Duran/OSV News (KNA)
Flammenzungen über Männern und Frauen in der Kuppel der Kirche Sankt Katharina, Saint Catherine, in Spring Lake (USA). / © Octavio Duran/OSV News ( KNA )
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