Polizei schließt Kirchen von Eritreern in Tel Aviv

Nach gewaltsamen Protesten

Die israelische Polizei hat vier Kirchen von eritreischen Diasporagemeinden im Süden von Tel Aviv vorübergehend schließen lassen. Sie begründete die Anordnung laut Medienberichten vom Wochenende mit Sicherheitsgründen.

Eritreische Asylbewerber nehmen an einer Demonstration in Tel Aviv teil / © lia Yefimovich (dpa)
Eritreische Asylbewerber nehmen an einer Demonstration in Tel Aviv teil / © lia Yefimovich ( dpa )

Hintergrund sind gewaltsame Zusammenstöße zwischen Anhängern des eritreischen Regimes, dessen Gegnern und der Polizei am vergangenen Wochenende. Den Angaben zufolge lagen der Polizei Geheimdienstinformationen zu möglichen weiteren Protesten von Eritreern in Tel Aviv vor.

Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten 

Die Schließung der Gotteshäuser solle das Risiko für weitere Gewalt senken. In den Kirchen dürfen während der Schließung keine Gebete abgehalten werden. Die Entscheidung sei in Absprache mit führenden Repräsentanten der Gemeinden getroffen worden. Kritiker bezeichneten den Entschluss als Verstoß gegen die Religionsfreiheit.

Eritreische Asylbewerber stoßen bei einer Demonstration in Tel Aviv mit der Polizei zusammen / © Ilia Yefimovich (dpa)
Eritreische Asylbewerber stoßen bei einer Demonstration in Tel Aviv mit der Polizei zusammen / © Ilia Yefimovich ( dpa )

In der vergangenen Woche waren bei Zusammenstößen vor der eritreischen Botschaft mindestens 170 Personen verletzt und mindestens 50 verhaftet worden.

Die Polizei ging mit Gummigeschossen sowie mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vor, die gegen ein Festival in der Botschaft protestierten.

Schätzungsweise 18.000 Migranten aus Eritrea in Israel 

Zu ähnlichen Vorfällen kam es zuletzt auch in anderen Ländern bei Veranstaltungen zum 30. Jahrestag der Machtübernahme von Präsident Isaias Afewerki, darunter in Schweden, Kanada und den USA.

Eritreische Asylbewerber stoßen bei einer Demonstration in Tel Aviv mit der Polizei zusammen / ©  Ilia Yefimovich (dpa)
Eritreische Asylbewerber stoßen bei einer Demonstration in Tel Aviv mit der Polizei zusammen / © Ilia Yefimovich ( dpa )

Dem Regime des seit 1993 in dem nordostafrikanischen Land regierenden Afewerki werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

In Israel leben schätzungsweise 18.000 Migranten aus Eritrea, viele von ihnen in ärmlichen Verhältnissen in Tel Aviv. Berichten zufolge werden Asylanträge nur in Ausnahmefällen gebilligt. Vertreter der israelischen Regierung, darunter der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, kündigten nach den Ausschreitungen ein hartes Vorgehen gegen illegale Einwanderer in Israel an. Ziel sei die "Rückführung aller verbleibenden illegalen Einwanderer aus dem Staat
Israel".

Übergriffe gegen Christen "fast normales Phänomen" in Israel

Zwar habe es auch in der Vergangenheit immer wieder Aggressionen gegen Christen von jüdischer Seite gegeben, sagte der künftige Kardinal und Lateinische Patriarch in Jerusalem Pierbattista Pizzaballa im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Neu ist die Häufigkeit, mit der sie geschehen – und die Tatsache, dass sie fast schon ein 'normales' Phänomen sind." Neben Beleidigungen würden Christen vor allem bespuckt – auch er selbst sei bereits angespuckt worden, gab der Patriarch an. Die Gründe dafür sieht der aus Italien stammende Erzbischof hauptsächlich in der Erziehung.

Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz (KNA)
Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA