Polizei befreit zwangskonvertiertes Mädchen in Pakistan

Gericht und Erzbistum widersprechen sich

​Die Polizei hat eine 13-jährige Christin aus den Händen ihres 44-jährigen muslimischen Entführers und angeblichen Ehemanns befreit. Die Katholikin Arzoo Raja war entführt und zum Islam-Übertritt sowie zur Hochzeit gezwungen worden.

Pakistanische Polizisten im Juni 2020 in Peshawar / © Asianet-Pakistan (shutterstock)
Pakistanische Polizisten im Juni 2020 in Peshawar / © Asianet-Pakistan ( shutterstock )

Zudem seien zwei Brüder sowie ein Freund des Entführers festgenommen worden, bestätigte der Polizeichef von Karatschi, Arif Hanif, am Dienstag pakistanischen Medien. Die Polizei habe gemäß einer richterlichen Anordnung gehandelt. Das Mädchen wurde laut Hanif in einem Heim untergebracht.

Die Katholikin Arzoo Raja war Mitte Oktober entführt und zum Islam-Übertritt sowie zur Hochzeit mit ihrem Entführer gezwungen worden. Ein Gericht in Karatschi befand Ende Oktober, Raja habe aus freien Stücken die Religion gewechselt und geheiratet. Nach Angaben des Entführers soll sie 18 Jahre alt und damit im juristischen Sinn heiratsfähig sein. Vertreter des Erzbistums Karatschi zufolge geht aber aus amtlichen Dokumenten hervor, dass das Mädchen erst 13 Jahre alt sei.

Der nächste Gerichtstermin ist für Donnerstag angesetzt. Zunächst will das Gericht durch eine medizinische Untersuchung das Alter des Mädchens feststellen lassen. In einem zweiten Schritt soll geklärt werden, ob die frühere Messdienerin tatsächlich freiwillig zum Islam übergetreten ist.

Arzoos Fall schlägt hohe Wellen. Die pakistanische Menschenrechtskommission nannte die richterliche Bestätigung der Ehe "eine Travestie der Justiz". Bilawal Bhutto Zardari, dessen Pakistanische Volkspartei die Provinz Sindh regiert, versprach, die Regierung werde "alles in ihrer Macht Stehende tun, um Gerechtigkeit zu gewährleisten".

Kein Einzelfall

Arzoo Raja ist im mehrheitlich islamischen Pakistan kein Einzelfall. Dort werden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr etwa 1.000 Frauen von religiösen Minderheiten der Christen und Hindus entführt und gewaltsam zum Islam konvertiert. Im April wurde die 14-jährige Maira Shahbaz entführt, gewaltsam zum Übertritt zum Islam sowie zur Ehe mit einem Muslim gezwungen.

Auch in diesem Fall erklärte Gericht die Konversion und die Ehe für rechtsgültig. Vor wenigen Wochen gelang Maira Shahbaz die Flucht aus der Gewalt ihres Peinigers.

Menschenrechtler: "Travestie der Justiz"

Im Oktober 2019 wurde die 14-jährige Huma Younus aus Karatschi gekidnappt, in die Provinz Punjab verschleppt, zum Islam gezwungen und verheiratet. Die Richter im Fall von Younus sorgten bei der Verhandlung Anfang März mit der Aussage für Aufsehen, die Ehe sei nach islamischem Recht gültig, wenn das Mädchen ihren ersten Menstruationszyklus gehabt habe.

Die inzwischen schwangere Younus wird nach Erkenntnissen von Medien und Menschenrechtsorganisationen von ihrem "Ehemann" in einem Zimmer ohne Kontakt zur Außenwelt wie eine Sklavin gefangen und regelmäßig vergewaltigt.


Quelle:
KNA