Polens Ex-Primas Glemp ist tot

Kämpfer gegen den Kommunismus

Der frühere Primas der katholischen Kirche Polens, Kardinal Jozef Glemp, ist tot. Glemp war bereits im vergangenen Februar wegen eines Lungentumors operiert worden. Er wurde 83 Jahre alt.

Verstorben: Kardinal Jozef Glemp (KNA)
Verstorben: Kardinal Jozef Glemp / ( KNA )

Der Kardinal hatte von 1981 bis zu seinem 80. Geburtstag im Dezember 2009 das Amt des polnischen Primas inne; 1983 wurde er zum Kardinal ernannt. Mit seiner Vermittlung zwischen der kommunistischen Staatsführung und der Gewerkschaft Solidarnosc trug er wesentlich zum Sieg der polnischen Freiheitsbewegung 1989 bei.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Glemp als "Kämpfer für seine Kirche und gegen den Kommunismus, ein Patriot und Europäer, vor allem ein Bekenner der Kirche und ein großer Hirte Polens". Er habe die katholische Kirche Polens "in einem der dunkelsten und später auch freudigsten Kapitel der Geschichte" des Landes geführt. Wie Johannes Paul II. sei Glemp vom Fall der Mauer überzeugt gewesen und habe auf ein geeintes Europa gehofft.

"Diener der Nation"

Glemps Tod löste in Polen große Trauer aus. Glemp sei ein Mensch "mit einer großen Vision" gewesen, erklärte der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, am Donnerstag in Warschau. Er habe der Nation gedient. "Ihn leitete die Stimme der Vernunft", charakterisierte ihn der Lubliner Erzbischof Stanislaw Budzik.

Eine maßgebliche Rolle wird Glemp bei der Überzeugung des konservativen Episkopats zugesprochen, nicht gegen den EU-Beitritt Polens 2004 Stimmung zu machen. "Gott will, dass wir zum gemeinsamen Europa gehören, es wäre schlecht, wenn es nicht so käme", hatte er im Jahre 2003 erklärt.

Eckpfeiler seiner 28 Jahre dauernden Ära als Primas war neben dem EU-Beitritt das Kriegsrecht, das die polnische Regierung nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt verhängte. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz vertrat Glemp das traditionelle Modell des polnischen Katholizismus, kritisierte die moderne Kultur und betonte Werte wie Volksfrömmigkeit und die polnische Nation.

Im Schatten des großen Papstes

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger und Lehrmeister Stefan Wyszynski (1901-1981), der als «Primas des Jahrtausends» verehrt wird, nahm Glemp nie die Rolle eines unbestrittenen geistlichen Führers Polens ein. Diese blieb Johannes Paul II. (1978-2005) vorbehalten.

Der Papst aus Polen berief 1981 Glemp - damals Bischof von Warmia (Ermland) - auf den traditionellen Primassitz Gnesen im Westen des Landes und zugleich zum Erzbischof von Warschau. Die Leitung des Erzbistums Gnesen gab er 1992 ab, behielt jedoch den Primastitel, auch als er 2004 als Episkopats-Vorsitzender und 2007 als Erzbischof von Warschau abtrat. An seinem 80. Geburtstag gab er das Primasamt an Erzbischof Henryk Muszynski ab.

Glemp, am 18. Dezember 1929 als Sohn eines Bergarbeiters und einer Hausfrau im zentralpolnischen Inowroclaw geboren, wurde 1956 zum Priester geweiht. Beim Studium in Rom erlebte er unter Papst Johannes XXIII. (1958-1963) aus nächster Nähe die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Diese setzte er schrittweise auch in Polen um. So führte er etwa 2005 als einer der ersten polnischen Bischöfe die Handkommunion in seiner Erzdiözese ein und löste damit Proteste der Anhänger der Mundkommunion aus.

 

 


Quelle:
KNA , epd