Polens Bischöfe unterstützen indirekt Reparationsforderungen

"Kein Widerspruch zwischen Vergebung und Gerechtigkeit"

Polen fordert in einem Bericht Reparationszahlungen von Deutschland. Die polnischen Bischöfe betonen den Wert der Aussöhnung, von Umkehr und Vergebung. Sie stellen sich damit indirekt hinter den Bericht.

Grenzpfähle zwischen Deutschland und Polen / © Bernd Wüstneck (dpa)
Grenzpfähle zwischen Deutschland und Polen / © Bernd Wüstneck ( dpa )

"Die staatlichen Institutionen sind aufgerufen, über die praktischen Formen der Wiederherstellung des Rechts zu entscheiden", erklärte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, am Wochenende. "Möge es daher unser gemeinsamer Wunsch sein, dass die beiden versöhnten Völker, Polen und Deutsche, ihren Blick auf eine bessere Zukunft richten", heißt es in der Erklärung zum "Bericht über die Verluste, die Polen infolge der deutschen Aggression und Besatzung in den Jahren 1939-1945 erlitten hat" von Donnerstag.

"Wiedergutmachung gehört zur Gerechtigkeit"

Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring (KNA)
Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring ( KNA )

Indirekt stellte sich der Erzbischof von Posen hinter den Bericht. Es bestehe "kein Widerspruch zwischen Vergebung und Gerechtigkeit. Denn die Vergebung beseitigt noch verringert sie die Forderung nach Wiedergutmachung, die wesentlich zur Gerechtigkeit gehört", zitierte Gadecki die Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Weltfriedenstag 1997. "Das begangene Unrecht muss anerkannt und so weit wie möglich wiedergutgemacht werden", verwies der polnische Erzbischof auf die Worte des polnischen Papstes.

Weiter forderte Gadecki, die in dem Bericht aufgeworfenen Fragen sollten "im Kontext eines langen Prozesses der deutsch-polnischen Aussöhnung betrachtet werden". Dieser habe mit dem Brief der polnischen Bischöfe von 1965 begonnen, in dem sie ihren deutschen Amtsbrüdern schrieben, (wir) "gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", zitierte der Erzbischof.

"Jahre später können wir sagen, dass sich dieses Dokument als prophetisch erwiesen hat. Es hat den Prozess der Versöhnung zwischen Polen und Deutschen in Gang gesetzt, ohne die begangenen Verbrechen zu ignorieren, ohne die Opfer zu vergessen und ohne uns in einem Gefühl des erlittenen Unrechts zu verschließen", betonte der Konferenz-Vorsitzende.

Bundesregierung verwies auf Verzicht 1953

Polens Regierung verlangt in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Deutschland Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verluste. Warschau wolle mit der deutschen Regierung ein Abkommen über Kriegsentschädigungen schließen, sagten Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und der Vorsitzende der rechtskonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynksi. Der Bericht einer Parlamentskommission beziffert die polnischen Kriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro; unter anderem durch den Tod von mehr als 5,2 Millionen Bürgern sowie die jahrelange Zwangsarbeit von mehr als zwei Millionen nach Deutschland deportierten Polen.

Die Bundesregierung wies die Forderung nach Reparationen mehrfach zurück. Sie betonte stets, die Volksrepublik Polen habe 1953 auf weitere Reparationen verzichtet und dies mehrmals bestätigt. Damit sei diese Frage abschließend geregelt. Den Verzicht auf Schadenersatzansprüche durch die kommunistische Regierung Polens hält die PiS aber für rechtlich unwirksam. Offiziell forderte die Regierung in Warschau bisher keine Reparationen von Berlin. Die PiS sprach sich allerdings immer wieder für eine Kriegsentschädigung aus und kündigte dazu das jetzige Gutachten an.

Quelle:
KNA