In Polen droht Streit um Feiern zur Papst-Seligsprechung am 1. Mai

Feiern bis aufs Blut

Polen beschäftigt sich bereits eingehend mit der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai. Bei allem Stolz auf den Landsmann - ohne Kontroversen wird das Ereignis in der Heimat des 2005 gestorbenen Kirchenmannes nicht über die Bühne gehen.

Autor/in:
Oliver Hinz
 (DR)

Unterschiedliche Emotionen weckt besonders die Reliquie, die das Erzbistum Krakau ausstellen will: eine Ampulle mit Blut von Karol Wojtyla (1920-2005), der vor seiner Wahl zum Papst 1978 in der südpolnischen Stadt Erzbischof war.



Den Plan kritisierte am Donnerstag etwa der Krakauer Jesuit Krzysztof Madel: "Wenn das geschieht, erreichen wir wieder das Mittelalter und einen magischen Katholizismus", zitiert ihn die linksliberale "Gazeta Wyborcza". Madel weiter: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand vor dem Tod des Papstes sein Blut mit dem Gedanken an eine künftige Seligsprechung abnahm. Das muss geklärt werden."



Offiziell bekannt ist bislang nur, dass die Reliquie "nach der Selig- und Heiligsprechung" ihren Platz in einem Kapellenaltar unter einer Kirche des geplanten Johannes-Paul-II.-Zentrums haben soll. Die Fertigstellung der Kapelle ist für Mai vorgesehen - als erster Teil einer riesigen Anlage mit dem Spitznamen "Papststadt" (Popetown). Mit Verweis auf die "kostbarste Reliquie des polnischen Papstes" ruft das Erzbistum zu Spenden für das Zentrum auf. Die Baukosten werden auf 52 Millionen Euro geschätzt.



Das Johannes-Paul-II.-Zentrum entsteht am Stadtrand neben der Basilika der Barmherzigkeit Gottes, die Johannes Paul II. 2002 geweiht hatte. Auf dem Areal zwangen ihn während des Zweiten Weltkriegs die deutschen Besatzer zur Arbeit in einem Steinbruch.



Der Leiter des Zentrums versucht indes die Irritationen um die Ampulle aus der Welt zu schaffen. "Niemand hat sich speziell um den Erhalt des Blutes des Papstes bemüht", betont Prälat Jan Kabzinski. Es stamme von einer medizinischen Untersuchung aus dem Todesjahr 2005. Die Ärzte der römischen Gemelli-Klinik hätten selbst beschlossen, das Blut dem damaligen Privatsekretär des Papstes und heutigen Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz zu übergeben.