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DOMRADIO.DE: In dieser Woche sind Sie für DOMRADIO.DE in Santiago und senden jeden Tag von dort. Was haben Sie vor?
Marcus Poschlod (Host des Podcasts "Camino"): Ich habe so viel vor, das werde ich in dieser Woche gar nicht schaffen. Die Pilger vom Jakobsweg kommen am Ende hier in Santiago an, wo das Erlebte verarbeitet wird und erstmal sacken muss. Mein Ziel ist es, den Zauber der Stadt Santiago de Compostela ins Radio zu bringen.
Ich werde den ganzen Tag an der Kathedrale sein und dort mit den Pilgern sprechen, die gerade angekommen sind. Ich möchte aber auch den Leuten meine Stimme geben, die sich um die Pilgerinnen und Pilger kümmern. Das sind Pilger-Seelsorger zum Beispiel, es gibt aber auch Pfarrer und Pastoren, die hier sind und für Gespräche oder die Beichte zur Verfügung stehen. Das ist alles sehr spannend. Drumherum ist hier eine ganze Menge los und es soll auch mal um die Leute gehen.
DOMRADIO.DE: Was fasziniert Sie denn persönlich am Pilgern?
Poschlod: Das ist eine schöne Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt. Ich war schon sieben Mal auf dem Jakobsweg unterwegs. Es ist immer eine Mischung aus draußen sein und einer gewissen Abenteuerlust. Man weiß ja nicht, was unterwegs passiert. Dazu kommt, dass ich diese Reisen alleine mache und mir diese Zeit für mich selber nehme.
Spannend finde ich auch, wie auf einmal Gedanken in den Kopf kommen, bei denen man sich fragt, wo die plötzlich herkommen. Auf den letzten Wegen habe ich hier und da eine spirituelle Seite an mir entdeckt, die ich vorher nicht kannte. Dieser religiöse Aspekt verstärkt sich auf meinem Weg. Auch wenn die meisten wahrscheinlich sagen, dass sie es nicht wegen des Glaubens tun, bezweifle ich das.
DOMRADIO.DE: Wie ist Stimmung Ende September im Wallfahrtsort in Nordwest Spanien?
Poschlod: Gestern bin ich angekommen und es hat mich sofort wieder in die Stadt gezogen. Ich habe nur meinen Koffer abgestellt und ein bisschen Technik aufgebaut, ansonsten bin ich direkt raus, weil es sehr schön warm ist. Es sieht mit circa 25 Grad maximal sehr freundlich aus. Alle Pilger, die jetzt gerade in Santiago nach ihrer, teilweise sehr langen Reise ankommen, werden auch vom Wetter sehr gelobt.
DOMRADIO.DE: Viele schwärmen ja immer davon, dass man auf dem Jakobsweg ganz besondere Begegnungen macht. Haben Sie das Gefühl, dass Sie sofort mit allen ins Gespräch kommen?
Poschlod: Nein und ja. Ich kam an und habe gemerkt, wie schön es ist, wieder in Santiago zu sein. Die Stadt hat etwas Besonderes an sich, das man sofort spüren kann. Alle Pilger, die hier ankommen, sind in der Regel gut gelaunt. Sie freuen sich, sind dankbar und demütig. Da liegt was in der Luft. Das Gefühl dieser Stadt nimmt einen sofort ein. Die Gänsehaut war sofort da.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela
Alle Seelsorgerinnen und Seelsorger werden zur Vorbereitung auf ihren Einsatz in Santiago de Compostela an einem Wochenende geschult und nehmen nach ihrem Einsatz an einem Auswertungstreffen teil.
Voraussetzungen für die Mitarbeit sind: Sprachkenntnisse in Spanisch, Pilgererfahrung nach Santiago, eine gute Bindung an die katholische Kirche, persönliche Motivation und spirituelle Offenheit, Teamfähigkeit und Dialogfähigkeit.
Alle Pilgerseelsorger arbeiten ehrenamtlich. Übernommen werden die Kosten für die An- und Abreise sowie die Übernachtungskosten vor Ort.
