Piusbruderschaft vor Gesprächen mit dem Vatikan

Vielleicht sogar ein Jahrhundert

Schon bald beginnt der Dialog zwischen Rom und Piusbruderschaft. Ziel und Papst-Wunsch ist eine Rückkehr der Traditionalisten. Dass dies schon bald geschieht, ist jedoch unwahrscheinlich. Der Generalobere der Bruderschaft rechnet mit langen Diskussionen - und deutet an, allgemeine Erwartungen wohl nicht erfüllen zu werden.

 (DR)

Es werde bei den Gesprächen nicht nur um die Religionsfreiheit, die Ökumene und die Kollegialität in der Kirche gehen, sagte Bernard Fellay in einem auf dem Internetportal der Piusbruderschaft wiedergegebenen Interview. Zur Sprache kommen könnten auch Themen wie der Einfluss der modernen Philosophie und des Zeitgeistes auf die Kirche oder die liturgischen Erneuerungen.

Ziel der Gespräche sei, die Irrtümer oder erheblichen Mehrdeutigkeiten, die sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche verbreitet hätten, auszuräumen. Fellay erklärte, eine Rückkehr und "Wiederherstellung der Kirche" werde mehr als eine Generation brauchen, "vielleicht sogar ein Jahrhundert". Dabei sei mit Widerstand zu rechnen. Er glaube aber, dass es inzwischen Zeichen der Heilung gebe.

"Die Lösung für die Krise ist eine Rückkehr zur Vergangenheit"
Der Traditionalisten-Generalobere sagte, er habe Zweifel, dass von allen bereits begriffen werde, dass eine Rückkehr zur Tradition notwendig sei. Die Mehrheit der kirchlichen Hierarchie erwarte von dem Dialog mit der Piusbruderschaft, dass es darum gehe, sie zur Annahme der Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu bewegen. "Wir aber sagen, und wir belegen es durch die Fakten, dass die Lösung für die Krise eine Rückkehr zur Vergangenheit ist", so Fellay.

Der Vatikan hatte mitgeteilt, die Gespräche mit der von Rom getrennten Piusbruderschaft sollten in der zweiten Oktoberhälfte beginnen. Im Auftrag von Papst Benedikt XVI. sollen drei Experten den Dialog über theologische Differenzen führen. Es handelt sich um den Schweizer Dominikaner Charles Morerod (47), den Opus-Dei-Generalvikar Fernando Ocariz Brana (64) und den deutschen Jesuiten Karl Josef Becker (81). Alle drei sitzen bereits im Beraterkreis der Glaubenskongregation.