DOMRADIO.DE: Warum haben sie sich entschieden, eine Pilger-Sonderheft herauszubringen, was sich nur um die französischen Wege dreht?
Beate Steger (Pilgerexpertin, Pilger-Verlag): Wir vom Pilger-Verlag in Speyer haben schon zwei Sonderhefte herausgebracht. Einmal über die Wege in Spanien, damit haben wir 2020 begonnen. 2023 folgte dann das Heft über die Jakobswege im deutschsprachigen Raum. Da waren auch Österreich und die Schweiz mit dabei. Das aktuelle Sonderheft dreht sich um Frankreich und schließt damit die Lücke. Wir hatten bereits in Erwägung gezogen ein völlig anderes Gebiet zu nehmen. Zum Beispiel eher in Richtung Osten, aber wir haben uns erst mal für den Lückenschluss entschieden. Wer in Deutschland, Österreich oder der Schweiz losläuft, kommt ja zwangsläufig durch Frankreich.
DOMRADIO.DE: Wo verläuft der Jakobsweg in Frankreich? Man kennt ja vor allem die Stationen im Süden des Landes.
Steger: Richtig dahin kommen die meisten. Es gibt viele Wege in Frankreich, auch vier historischen Wege. Das sind Via Lemovicensis, Via Podiensis, Via Turonensis und Via Tolosana. Die Wege gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurden bereits von Pilgerinnen und Pilgern im Mittelalter begangen. Das sind die bekannten Wege, aber es gibt noch zahlreiche kleinere regionale Wege, die zu diesen großen Wegen hinführen.
Vor zwei Jahren, als ich mit meinem Wohnmobil durch Frankreich reiste, habe ich eine großartige Karte gefunden. Der Urlaub hatte nichts mit Pilgern zu tun, aber ich hatte immer die "Pilger-Antennen "ausgefahren. Und dabei habe ich in einer Buchhandlung eine wunderbare Karte von ganz Frankreich gefunden. Dort sind alle Jakobsweg verzeichnet. Die Karte ist reich an Zusatzinformationen, zum Beispiel in welchen Kirchen das Hühnerwunder dargestellt wird oder wo es Jakobskirchen gibt. Diese Karte ist Grundlage unseres Sonderheftes.
DOMRADIO.DE: Inwiefern hat Frankreich eine Pilgertradition?
Steger: Nachdem man die angeblichen Gebeine des heiligen Jakobus gefunden hatte und der Jakobsweg etabliert wurde, kamen die ersten Pilgerinnen und Pilger. Viele davon mussten schon durch Frankreich durch. Im Mittelalter konnte man ja nicht nach Spanien fliegen oder den Zug nehmen, sondern musste von zu Hause aus loslaufen. So hat sich diese Tradition an Pilgerwegen in Frankreich gebildet.
DOMRADIO.DE: Welche historischen Wege sind noch überliefert?
Steger: Überliefert sind beispielsweise die Via Podiensis oder die Via Lemovicensis. Das liegt daran, dass die Startpunkte dieser Wege wichtig sind. Das ist einmal Le Puy-en-Velay oder auch Vézelay, mit dem Zisterzienserkloster, das eine lange Tradition hat. Inwieweit die Wege tatsächlich auf den historischen Wegen verlaufen, ist so eine Sache. Bei Jakobswegen oder Pilgerwegen ist es grundsätzlich so, dass die Wege, die früher genommen worden sind, Pilgerwege oder Kriegsstraßen waren. Oft sind diese originalen Wege heutzutage überbaut, weil sie oft zu Bundesstraßen oder sogar Autobahnen ausgebaut wurden. Manche Pilgerwege, die heute ausweisen sind, sind Alternativen zu den ursprünglichen, damit man gefahrlos laufen kann.
DOMRADIO.DE: Gibt es in diesem Pilgerheft auch Geheimtipps?
Steger: Wir versuchen wirklich jeden Weg in Frankreich vorzustellen, dem wir habhaft werden können. Wir haben für diese Ausgabe wieder unsere besonderen Autoren.
Zum Beispiel Werner Kreidler, einen Autor aus Tirol. Er ist viel in Spanien gepilgert, zum Beispiel die Via Arverna. Dieser Weg bietet viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Kreidler bringt das in seinem Text sehr gut auf den Punkt. Ich schreibe auch einige Artikel, da ich schon oft in Frankreich unterwegs war. Jedoch bin ich bisher noch nicht die historischen Wege gegangen. Dafür haben wir Autoren, die die Wege schon gemacht haben. Wir bringen in dem Heft viele Infos über versteckte und tolle Geschichten am Wegesrand, die man unbedingt mitnehmen sollte.
DOMRADIO.DE: In der Ausgabe findet man auch praktische Informationen über Dinge - wie Essen und Übernachtung?
Steger: Genau, das und auch wie man in Frankreich mit Pilgerführern unterwegs sein kann. Es gibt mittlerweile auch Apps, die man nutzen kann.
Unsere Sonderhefte bauen nicht unbedingt aufeinander auf und sind immer auch einzeln zu nutzen. Das heißt, wir haben auch wieder eine Liste mit drin, was man mitnehmen könnte oder was man zu Hause lassen kann, damit der Rucksack nicht zu schwer wird. Es ist sicher keine schlechte Idee, wenn man alle drei Sonderhefte dabei hat. Dann ist man komplett abgedeckt, praktisch von Deutschland über Frankreich bis nach Spanien.
Das Interview führte Dagmar Peters.