Pilgerexpertin gibt Ordnungstipps für längere Touren

Taschen imaginär in Wohnräume einteilen

Ordnung ist vor allem ein Thema für "Backpacker" oder Pilger. Spätestens ab dem dritten Tag fällt im Rucksack alles durcheinander und man muss Gegenstände suchen. Die Pilgerexpertin Beate Steger hat ein paar Tipps gegen die Unordnung.

Autor/in:
Dagmar Peters
Symbolbild Pilgern / © nataliafrei (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie sieht das mit der Ordnung im Rucksack aus? 

Beate Steger (DR)
Beate Steger / ( DR )

Beate Steger (Pilgerexpertin): Bei mir sieht es so aus, dass ich noch auf ganz alte Sachen zurückgreife. Einmal ist es natürlich sinnvoll, wenn man alles in verschiedene Stoffsäcke oder Packsäcke steckt. Also etwas, das man zum Schlafen braucht und Ersatzklamotten. 

Man sollte sowieso nicht so viel dabei haben. Man braucht dann auch nicht so viele Packsäcke. Die sollte man am besten in verschiedenen Farben haben. 

So etwas habe ich mir tatsächlich mal genäht. Ich war von 2001 bis 2002 auf einer einjährigen Fahrrad-Weltreise und bei den Fahrrad-Packtaschen ist es genauso, dass man da auch irgendwann nicht mehr weiß, wo was ist. Da habe ich mir also kleine Stoffsäckchen in verschiedenen Farben genäht. Die benutze ich heute noch auch noch beim Pilgern.

Beate Steger

"Die vordere Tasche am Vorderreifen rechts, das ist seine Küche. Links ist es Wohnzimmer und hinten rechts ist es Schlafzimmer".

DOMRADIO.DE: Das heißt, man weiß genau, wo die Kabel für das Handy sind oder eine Speicherkarte?

Steger: Es gibt ja auch ultraleichte Rucksäcke, die nicht so viele Taschen haben. Da wird dann eher ein bisschen eingespart. Wenn man einen herkömmlichen Rucksack hat, hat man in der Regel auch am Deckel außen und innen eine Tasche. Man hat seitlich Taschen und man hat manchmal auch noch eine Bodentasche, die mit Reißverschlüssen abgetrennt ist. 

Man hat da also auch eine Ordnung. So wie man zu Hause auch den Pyjama nicht im Kühlschrank aufbewahrt, verwahrt man den dann halt immer an der gleichen Stelle. Gleiches gilt für voluminöse Schuhe. Wenn man zum Beispiel leichte Schuhe für den Abend dabei hat, dann legt man die in das Bodenfach. Die kommen immer dahin und dann hat man seine Ordnung. 

Ein Fahrradfahrer, der ein ganzes Leben lang um die Welt gereist ist, hat das zum Beispiel mit den Fahrrad-Packtaschen so gemacht. Er hat mir seine Ordnung folgendermaßen erklärt: Die vordere Tasche am Vorderreifen rechts ist seine Küche. Links ist das Wohnzimmer und hinten rechts ist das Schlafzimmer. Auf der anderen Seite hatte er den Keller, wo er Sachen wie Lebensmittel dabei hatte. Er hat die Dinge immer an der gleichen Stelle platziert.

DOMRADIO.DE: Wichtig ist beim Packen eines Pilgerrucksacks nicht nur, dass man weiß, wo was hinkommt, sondern auch das Gewicht. Heißt es da in jeder Hinsicht: Weniger ist mehr?

Steger: Auf jeden Fall. Den Fehler mache auch ich immer wieder. Bei mir ist es am besten, ich nehme einen Rucksack, der gar nicht so groß ist und nicht so viel Volumen hat, damit ich nicht so viel mitnehmen kann. Grundsätzlich habe ich die Tendenz, viel mitzunehmen. 

Wenn Platz da ist, dann fülle ich den auch. Spätestens dann, wenn ich ihn trage, merke ich, dass er wieder zu schwer ist. Man sollte auch nur Ersatzklamotten für einen Wechsel dabei haben. Dann muss man eben mal etwas waschen, wenn man länger unterwegs ist.

Beate Steger

"Unterwäsche baumelt außen am Rucksack, weil sie nicht trocken geworden ist. Socken sowieso".

DOMRADIO.DE: Man möchte auch nicht so viele Sachen noch außen am Rucksack befestigen müssen. Das sollte am besten reinpassen, oder? 

Steger: Ja, das stimmt. Wobei es auf dem viel begangenen Jakobswegen in Spanien lustige Sachen zu sehen gibt. Unterwäsche baumelt außen am Rucksack, weil sie nicht trocken geworden ist. Socken sowieso. Das kann natürlich auch passieren, dass man mal draußen etwas unterbringen muss. Aber grundsätzlich ist es innen natürlich am besten. 

Es ist auch gut, noch etwas Luft für Einkäufe zu haben. Gerade wenn man zum Beispiel Proviant für die Pause zwischendrin dabei hat, wäre es von Vorteil, wenn man das auch noch ins Deckelfach bekommt.

Beate Steger

"Gerade in den Herbergen ist es so, dass manche schon sehr früh aufstehen, vielleicht schon um vier oder fünf Uhr. Wenn diese dann ihren Rucksack packen und es knistert die ganze Zeit, dann hat der Rest im Schlafsaal auch nichts mehr vom Schlaf".

DOMRADIO.DE: Was kann man empfehlen, um bei der Kleidung Platz zu sparen und Ordnung zu halten? 

Steger: Wie ich schon sagte, sind Säcke am besten. Manche nehmen professionelle Säcke aus dem Outdoorgeschäft. Da gibt es auch wasserdichte Teile in verschiedenen Farben und Größen, beispielsweise ab eineinhalb Liter. Die können auch vier Liter oder noch mehr fassen. Man kann sie ganz gut komprimieren. Da kann man alles so zusammenpacken, dass es nicht so viel Platz wegnimmt.

Manche nehmen auch Plastiktüten. Ich bitte aber darum, keine knisternden Plastiktüten zu nehmen. Gerade in den Herbergen ist es so, dass manche schon sehr früh aufstehen, vielleicht schon um vier oder fünf Uhr. Wenn diese dann ihren Rucksack packen und es die ganze Zeit knistert, dann hat der Rest im Schlafsaal nichts mehr vom Schlaf. 

Insofern sind diese professionellen Säcke, die man auch immer wieder verwerten kann, super. Oder meine selbst genähten Stoffsäckchen, die knistern wenigstens nicht. 

DOMRADIO.DE: Wie chaotisch ist es denn in den Pilgerherbergen? Hatten sie schon mal Dinge anderer Menschen in Ihrem Rucksack oder selbst einige vermisst? 

Steger: Das nicht. Aber wenn es viel geregnet hat, dann haben alle möglichen Leute in den Pilgerherbergen alles aus den Rucksäcken genommen, weil es zum Teil feucht geworden ist. Sie haben die Gegenstände dann auf diesen Stockbetten verteilt. Da dampfte dann der Schlafsaal, denn es wurde ja auch noch warm, weil alle Leute im Schlaf Hitze abgegeben haben. Das war ein bisschen wie im Dampfbad, ohne dass man Eintritt zahlen musste.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR

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