Pilger warten mehrere Stunden vor der Papst-Messe in Erfurt

Eine Nachtschicht für den Papst

Geduldig steht Alexander Schreyer vor der Absperrung am Erfurter Rathaus und schaut in Richtung der Sicherheitsleute. Noch sind diese in der Überzahl, denn um kurz nach 2.00 Uhr haben sich am frühen Samstag erst wenige Besucher für den Papst-Gottesdienst eingefunden. "So bekomme ich hoffentlich einen Platz weit vorne", sagt Schreyer. Geschlafen hat er nur zwei Stunden, aber das spielt für ihn keine Rolle. "Der Papstbesuch ist auch für mich Protestanten so etwas Einmaliges, dass sich das lange Warten lohnt", sagt der 32-Jährige.

Autor/in:
Christoph Sterz
Von fünf Uhr morgens an durften die Gläubigen auf den Erfurter Domplatz (KNA)
Von fünf Uhr morgens an durften die Gläubigen auf den Erfurter Domplatz / ( KNA )

Ein paar Meter weiter sitzt Veronika Muschinsky in ihrer roten Jacke auf einer Bank. Sie hat bereits den Jakobsweg hinter sich und ist somit einige Strapazen gewohnt. "Für mich ist das keine Quälerei - schließlich will ich bei einem tollen Ereignis dabei sein", sagt die 52-Jährige. Dafür hat sie wegen der Anfahrt aus dem niedersächsischen Bad Lauterberg im Harz sogar auf jeglichen Schlaf verzichtet. "Ich will gerne möglichst nah an den Papst heran und einen eigenen Blick gewinnen", sagt Muschinsky. Und damit sie bis zum Start der Messe durchhält, hat sie Wasser, Butterbrote und Süßigkeiten in ihren Rucksack gepackt.



Viel Geduld nötig

Als die Rathausuhr drei mal schlägt, ist auch Thomas Wolnik zur Stelle. Den Gottesdienst in Etzelsbach hat der 40-Jährige bereits hinter sich. Jetzt ist Erfurt an der Reihe. "Ich hatte schon im Eichsfeld einen guten Platz und hoffe, dass sich das jetzt hier wiederholt", sagt er und stellt sich in die inzwischen rund 20-köpfige Gruppe. Am Freitag hatte Benedikt XVI. bereits mit 90.000 Pilgern einen Gottesdienst im Eichsfeld gefeiert.



Mit der Zeit kommen immer mehr Pilger und auch die Ordner verstärken ihre Reihen. Zwischendurch bringt ein Bäckereilieferant seine Waren in die Sperrzone. Währenddessen steht Wolnik im Pulk und deutet auf einen kleinen Lageplan. "Die eins, da gehen wir hin", sagt er zu seinen Begleitern.



Doch bis es so weit ist, vergeht noch einige Zeit. Immer wieder werden Blicke auf die Rathausuhr geworfen. Doch die Sicherheitsleute in ihren Warnwesten lassen noch niemanden durch. "Dass das so lange dauert, hätte ich nicht gedacht", sagt Wolnik. Gegen 4.45 Uhr ist es dann endlich so weit. Weit mehr als 100 Gäste drängen an die 15 Einlasstore und strömen in Richtung Dom. "Da muss ich mich jetzt beeilen", sagt der Mann aus dem Eichsfeld und blickt sich nach seinen Begleitern um. Noch einmal muss er in eine weitere Sicherheitsschleuse. Dann hat er es vollbracht: Schnellen Schrittes geht er zu den Rängen, die am nächsten zum Papst sind und verschwindet in der Menge.