Pilger laut DVHL-Reisedienst im Heiligen Land sicher

"Auch die Heimat Jesu sehnt sich nach Frieden"

Eine Reise ins Heilige Land, um die Wirkungsorte Jesu zu sehen, ist bei Christinnen und Christen beliebt. Doch mit Beginn des Ramadan sind die Orte wieder Ziel von Terroranschlägen. Pilger können sich dennoch sicher fühlen, so DVHL.

Reisegruppe in Jerusalem / © Mr_Karesuando (shutterstock)
Reisegruppe in Jerusalem / © Mr_Karesuando ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Heilige Land umfasst Gegenden im heutige Israel, Jerusalem, die palästinensischen Gebiete und kleine Teile des heutigen Jordaniens, Syriens und des Libanons. Der Deutsche Verein vom Heiligen Lande (DVHL) bietet Reisen mit einem religiösen Hintergrund dorthin an, die den Spuren der Bibelgeschichten folgen. Nach langer Zeit der Corona-Einschränkungen ist es wieder möglich dorthin zu reisen, aber ist das zurzeit empfehlenswert, während die Konflikte zwischen Palästina und Israel aktuell wieder aufflammen?

Matthias Vogt (missio)

Matthias Vogt (Generalsekretär des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, DVHL): Sicherheitsprobleme hat es in Israel und Palästina leider in den letzten 50 Jahren immer gegeben. Wir sind als DVHL-Reisedienst gewohnt, damit umzugehen. Touristen und Pilger sind in aller Regel und bisher nie Ziel von Anschlägen gewesen, sodass sich Pilger relativ sicher in Israel und an den heiligen Stätten bewegen können. Insofern haben wir damit Erfahrung, solche Reisen für unsere Pilger auch möglichst sicher zu machen.

DOMRADIO.DE: Können Sie feststellen, dass diese Konflikte in erster Linie im Fastenmonat Ramadan aufflammen? Zumindest war es auch diesmal der Fall, als Muslime Anfang April zu fasten angefangen haben.

Vogt: Leider muss man tatsächlich feststellen, dass der Ramadan Anlass für radikale Muslime ist, Anschläge in Israel zu verüben. Das ist leider auch dieses Jahr so gewesen. Das war im letzten Jahr so ähnlich. Es gibt tatsächlich Reisezeiten, in denen es schwieriger oder gefährlicher ist, ins Heilige Land zu gehen. Es gibt entspanntere Reisezeiten als diese.

Deutscher Verein vom Heiligen Lande

Seit mehr als 160 Jahren engagiert sich der Deutsche Verein vom Heiligen Lande (DVHL) für die Menschen im Nahen Osten – immer vor dem Hintergrund des interreligiösen Dialogs und friedenspolitischen Engagements. "Mit Erfahrung und Kompetenz sind wir auf einzigartige Weise im Nahen Osten präsent. Wir engagieren uns dort, wo Menschen konkrete Hilfe brauchen, und treten mit ihnen für eine bessere Zukunft ein." Im Spannungsfeld von Judentum, Christentum und Islam stehen sie für Verständigung, Versöhnung und Frieden.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Ist Frieden im Nahen Osten denn Ihrer Meinung nach überhaupt möglich?

Vogt: Es geht darum, kleine Schritte auf den Frieden zuzumachen. Die große Lösung wird sicherlich noch lange auf sich warten lassen. Aber wir dürfen nicht lockerlassen, an den Graswurzeln zu arbeiten und die Initiativen und Menschen zu unterstützen, die im Kleinen, Tag für Tag Leben und Frieden möglich machen wollen.

DOMRADIO.DE: "Sehnsucht nach Frieden in der Heimat Jesu: Gemeinsam für die Menschen im Heiligen Land" - unter dieses Motto stellen Sie die Kollekte dieses Jahr am Palmsonntag. Wofür sammeln Sie das Geld?

Vogt: Die Kollekte ist traditionell für das Heilige Land bestimmt. Wir sammeln in diesem Jahr ganz besonders für Friedensinitiativen und -projekte im Heiligen Land. Natürlich schauen wir alle mit Entsetzen auf die Ukraine. Aber auch das Heilige Land hat die Sehnsucht nach Frieden.

Wir haben sehr viele Projektpartner, die im interreligiösen Dialog tätig sind und für Versöhnung und Verständigung stehen. Ich nenne mal als Beispiel das Rossing Center, wo in einem Projekt jüdische und christliche Schülerinnen und Schüler sich begegnen, über die eigene Religion erzählen und jeweils anstehende religiöse Feste ihren Mitschülerinnen aus der anderen Schule erklären. So entstehen Verbindungen, die dann auch Frieden zwischen den Religionen möglich machen sollen.

DOMRADIO.DE: Welche weiteren Beispiele oder Einrichtungen gibt es noch, die diese Spenden erhalten?

Vogt: Der DVHL hat darüber hinaus natürlich eigene Einrichtungen. In allen arbeiten Christen, Muslime und Juden zusammen. Ich nenne als Beispiel hier mal noch das Beit Emmaus, ein Alten- und Pflegeheim in der Westbank, wo pflegebedürftige Frauen untergebracht sind. Außerdem haben wir eine Schule für palästinensische Mädchen in Ostjerusalem. Das wären zwei Einrichtungen, die der DVHL vor Ort eben auch selber betreibt.

DOMRADIO.DE: Wo sehen Sie in dieser wichtigen Friedensarbeit oder Friedensmission fürs Heilige Land die Aufgabe von uns Christinnen und Christen?

Vogt: Wir dürfen und wir werden als Christen natürlich das Heilige Land und die Probleme der Menschen im Heiligen Land nicht aus dem Blick verlieren. Weil wir zu den Festen natürlich immer wieder an Jerusalem, an Nazareth oder an Bethlehem erinnert werden. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Lebenssituation der Christen im Heiligen Land sehr schwierig ist.

Matthias Vogt, Generalsekretär des DVHL

"Wir müssen alles dafür tun, um die Bedingungen für das Bleiben von Christinnen und Christen im Heiligen Land zu verbessern."

Sehr viele haben das Heilige Land in den letzten 50 Jahren verlassen. Dieser Exodus hält leider an und wir müssen alles dafür tun, um die Bedingungen für das Bleiben von Christinnen und Christen im Heiligen Land zu verbessern. Dazu gehören unsere Projekte und dazu gehören aber auch die regelmäßigen Gebete. Sie können auch durch Pilgerreisen ins Heilige Land helfen, um diese Verbindung zwischen den Menschen und die Verbindung der Christen im Heiligen Land mit der Christenheit weltweit zum Ausdruck zu bringen.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Quelle:
DR