Pilger aus Köln machen sich zu Fuß auf nach Kevelaer zur "Trösterin der Betrübten"

Eine Faszination, die bleibt

Pilger tragen ein Holzkreuz vorweg – dahinter junge und ältere Kölner, die sich jedes Jahr aufs Neue auf den Weg machen zu einem ganz kleinen unscheinbaren Bildchen der "Trösterin der Betrübten" in Kevelaer. Doch warum?

Pilger auf dem Weg / © Harald Oppitz (KNA)
Pilger auf dem Weg / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben sich jetzt ein bisschen zurückgezogen, damit wir telefonieren können. Aber Sie sind in Ihren hoffentlich gut geschnürten Wanderschuhen unterwegs?

Michael Rind (Präfekt der Bruderschaft und Leiter dieser Wallfahrt): Wir sind gerade am Stadtrand von Köln angekommen. Der Stadtteil heißt Roggendorf Thenhoven. Hier legen wir eine Frühstückspause ein und feiern anschließend die Heilige Messe. Wir werden in den Ortschaften mit Glockengeläut begrüßt. Dafür sind wir sehr dankbar.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja in einer großen Gruppe unterwegs - den Pilgersegen, den gab es schon. Wie ist das, mit so vielen Menschen gemeinsam zu laufen? Wie fühlt sich das an?

Rind: Generell gibt es eine wichtige Entscheidung: Pilgere ich alleine oder besser in einer Gruppe? Pilgere ich für mich, meine Ruhe, meine Einkehr für mich selber. Und wir pilgern in der Gruppe. Da steht natürlich auch die Gemeinschaft im Vordergrund, das gemeinschaftliche Beten, das gemeinschaftliche Singen, aber auch das generationsübergreifende freie Laufen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, sie haben sehr unterschiedliche Altersklassen dabei?

Rind: Wir sind dankbar, dass wir über 40 Kinder und Jugendliche dabei haben, die uns jedes Jahr begleiten. Aber es sind eben auch die 70- bis 80-Jährigen dabei. Da tauschen sich also unterschiedliche Generationen aus und gehen den Weg gemeinsam. Das sind bereichernde und beseelende Momente.  

DOMRADIO.DE: Wie gastfreundlich sind die Menschen auf dem Weg?

Rind: Wir als Vorstand können nur Rahmenbedingungen schaffen, 120 Leute durch den Niederrhein zu bewegen. Aber am Wegesrand helfen uns Menschen mit Quartieren, die uns die Möglichkeit geben, da auch zu nächtigen. Uns bereiten Helfer Frühstücke zu, feiern mit uns Gottesdienst und bereiten ihn vor. In den letzten Jahren sind daraus auch gute Beziehungen entstanden, die wir über die Wallfahrt hinaus pflegen. Und uns ist klar: Ohne diese Hilfe wäre eine solche Wallfahrt und in dieser Weise gar nicht möglich.

DOMRADIO.DE: Sie persönlich sind diesen Weg ja schon relativ oft gegangen. Es ist Ihre 44 Fußwallfahrt. Die Kölner Kevelaer Bruderschaft richtet diese Wallfahrt jedes Jahr aufs Neue aus. Das Gnadenbild Mariens am Zielort hat aber immer noch nicht an Faszination für sie eingebüßt, oder?

Rind: Auf keinen Fall. Ich bin sicherlich, wie viele andere auch, durch die Familie reingekommen. Mein Großvater war auch schon Brudermeister in dieser Bruderschaft, er hat meinen Vater mitgenommen, und er wiederum mich. Auch meine Töchter sind dabei und mittlerweile mein Enkelchen. Das gibt man also auch ein bisschen weiter.

DOMRADIO.DE: Was ist für Sie persönlich denn so faszinierend?

Rind: Ich finde diese Wallfahrt zur Gottesmutter halt schön. Wir kennen alle die vielen Titel unserer Gottesmutter. Das kann die Königin des Friedens sein, die Zuflucht der Sünder. Es ist etwas Bezeichnendes, sich nach Kevelaer zur Trösterin der Betrübten aufzumachen. Und ich als jahrelanger Mit-Pilger und Leiter der Wallfahrt stelle schon fest: Wir haben alle unsere Pakete. Und sich da auf den Weg zu machen, jedes Jahr aufs Neue, in unterschiedlichen Konstellationen und eben das Vergangene des Jahres der Trösterin vor die Füße zu legen, das ist ein Reiz, der es jedes Jahr ausmacht.

DOMRADIO.DE: Sie organisieren die Wallfahrt, das heißt, Sie haben wahrscheinlich immer die Uhr im Blick; Sie schauen, wann ist wo Frühstückspause, wann sind Sie wo angekündigt? Bleibt Ihnen denn persönlich Zeit für innere Einkehr?  

Rind: Die ersten Jahre war das mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile weiß ich, wie ich viele Dinge auch ins Vorfeld verlegen kann. Man hat aber auch so eine Grundgelassenheit, zu sagen: Mehr als das, was wir vorbereitet haben, können wir nicht tun. Und jetzt lässt man sich so ein Stück weit in diese Woche fallen. Wenn dann Dinge unerwarteter Weise passieren, kommt es eigentlich nur darauf an, wie man damit umgeht. Mir ist wichtig, dass wir am Ende selber auch sagen: "Wir haben da eine gewinnbringende, bereichernde und beseelende Zeit gehabt." Und daraus schöpfen wir inzwischen auch die Motivation, das im nächsten Jahr aufs Neue einzugehen.


Quelle:
DR