Piet Mondrian zu Gast im Kölner Museum Ludwig

"Vom Abbild zum Bild"

Rechtecke in rot, gelb und blau begegnen schwarzen Linien und hellen Flächen. Kaum ein Künstler hat sich mit seinen abstrakt-geometrischen Farb- und Flächenstudien so intensiv in unser künstlerisches Gedächtnis eingegraben wie der niederländische Maler Piet Mondrian. Bis heute greifen Architekten oder Produktdesigner seine Formensprache auf.

Autor/in:
Gabriele Fritz
 (DR)

Weniger bekannt sind Mondrians leuchtend farbige Landschaftsmalereien mit Motiven seiner niederländischen Heimat. Das Kölner Museum Ludwig gibt vom 14. Dezember bis 30. März 2008 unter dem Titel "Vom Abbild zum Bild" einen Überblick über die Entwicklung eines herausragenden und unorthodoxen Künstlers.

"Vom Landschaftsmaler zum Experimentierer" fasst Museumsdirektor Kasper König den Weg des Niederländers Mondrian zusammen, der als Pieter Cornelius Mondriaan in Amersfoort geboren wurde. Mit farbig bunten Pinselstrichen hielt Mondrian 1908 den Wald bei Oele fest. Das Leuchten der Sonne durch die Baumstämme hindurch, kurz vor Einsetzen der Abenddämmerung, vermittelt die Stimmung einer skandinavischen Landschaft.
"Mondrian hatte zu dieser Zeit noch keinen Kontakt zu den Werken des Norwegers Edvard Munch", betont Ausstellungskurator Ulrich Wilmes.
Und doch fänden sich dessen Auffassung von Farbigkeit und Technik in diesem frühen Landschaftsgemälde Mondrians wieder.

Experimentierfreude trotz "konservativem Kunstklima"
Die wachsende künstlerische Freiheit und Experimentierfreude Mondrians stand in Kontrast zu der damaligen Stimmung in seiner Heimat. "In den Niederlanden herrschte ein extrem konservatives Kunstklima", sagt Wilmes. Im Gegensatz zu Frankreich seien Strömungen wie Kubismus und Fauvismus absolut verpönt gewesen. Umso bedeutender seien Mondrians spontane Landschaftswahrnehmung und seine Vorliebe für leuchtende, sprühende Töne zu bewerten.

Künstlerischen Einfluss ducrh Van Gogh und Picasso
"Mühle bei Sonnenschein" lautet der Titel eines Bildes, das Mondrian
1908 in leuchtenden Gelb- und Rottönen schuf. Der Einfluss von Vincent van Gogh ist unverkennbar. Spätwerke van Goghs sah Mondrian im Spätherbst desselben Jahres zum ersten Mal und zeigte sich fasziniert von dessen Arbeitsweise. Mit großer Neugier habe Mondrian künstlerische Einflüsse experimentell aufgesogen und sie stets eigenständig weiterentwickelt, erklärt Kurator Wilmes.

1912 war Mondrian nach Paris gezogen und setzte sich dort intensiv mit dem Kubismus von Pablo Picasso und Georges Braque auseinander. Die in Grau- und Brauntönen gehaltenen, in würfelartige Formen aufgeteilten Motive wie "Porträt einer Dame" oder "Der große Akt" von 1912 illustrieren, wie unmittelbar der Niederländer mit Strömungen experimentierte.

Bis zum äußersten Wesen der Dinge
1921 gilt als das entscheidende Jahr für Mondrians völlige Hinwendung zur Fläche. Immer neu variierte er bis zu seinem Tod 1944 wenige farbige rechteckige Flächen in den Primärfarben Rot, Gelb, Blau, zusammen mit schwarzen Linien und hellgrauen, hellblauen oder weißen Flächen. Mondrian habe mit seinen Bildern bis zum äußersten Wesen der Dinge dringen wollen, erläutert König. Seine abstrakten Arbeiten zeugten von einer "undogmatischen Schönheit".


Folgerichtig endet die Ausstellung mit Leihgaben des Gemeentemuseums aus Den Haag mit einem unvollendeten Spätwerk aus dem Jahr 1941, "New York City 1", dem einzigen Mondrian-Bild aus Kölner Beständen.
Farbige Streifen in rechten Winkeln strukturieren den weißen Untergrund. Drei Jahre nach der Fertigstellung dieses Bildes starb Mondrian in New York an den Folgen einer Lungenentzündung.

Das Kölner Museum Ludwig ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, an jedem ersten Freitag im Monat bis 22 Uhr geöffnet.