Philosph Spaemann wirbt in Pius-Debatte um Verständnis für den Papst

"Beispiellose Medienkampagne"

Der Philosoph Robert Spaemann wirbt in der Debatte über die Pius-Bruderschaft um Verständnis für den Papst. Benedikt XVI. habe mit der Aufhebung der Exkommunikation von vier illegal geweihten Bischöfen der Bruderschaft "in seiner Verantwortung als Hirte" verhindern wollen, "dass diese Leute weiter ins Abseits driften und mit vier Bischöfen langsam eine richtige Gegenkirche aufbauen," sagte Spaemann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

 (DR)

Benedikt XVI. wolle als Papst in die Geschichte eingehen, der Spaltungen aufhebe und sie nicht noch vertiefe. Genau dabei aber sei man ihm "mit einer beispiellosen Medienkampagne in die Quere gekommen und redet davon, er umarme die Traditionalisten und gehe rückwärts anstatt vorwärts", kritisierte der Philosoph.

Spaemann, der in regelmäßigem und engem Kontakt zu Benedikt XVI.
steht, ließ in dem Interview offen, ob die vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft nach der Rücknahme ihrer Exkommunikation weiter suspendiert seien. Wörtlich sagte er: "Der Papst hat gut daran getan, den Bischöfen nicht zu befehlen, von heute auf morgen aufzuhören, Priester zu weihen."

Während viele andere Beobachter nicht daran glauben, dass die Pius-Bruderschaft zu einem sachlichen Dialog bereit sei, geht Spaemann davon aus, dass es bald Gespräche geben wird. Der "Knackpunkt" dabei, so der Philosoph wörtlich, liege in der Erklärung des Konzils über die Religionsfreiheit: "Sie ist der größte Stein des Anstoßes, deswegen müssen die Gespräche, die jetzt bevorstehen, sich darauf beziehen." In Fragen der Liturgie dagegen sei der Papst "ihnen ja aus vollem Herzen entgegengekommen". Denn er sei der Meinung, "dass die alte Liturgie nicht einfach verboten gehört".

Kontinuität statt Bruch
Spaemann nannte es problematisch, in den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils einen Bruch mit der Tradition der katholischen Kirche zu sehen. Diese These vom Bruch stärke vor allen Dingen die Traditionalisten. Denn bei einem Bruch seien diese immer auf der Seite der Tradition, gab der Philosoph zu bedenken. Der Papst betone jedoch die Kontinuität.

Schließlich sei das Zweite Vatikanische Konzil nur eines unter vielen Konzilien in der Geschichte der Kirche, so Spaemann. Mit ihm habe ja keine neue Kirche begonnen. Aber genau von der Unterscheidung zwischen "vorkonziliar" und "nachkonziliar" lebten die Traditionalisten, mahnte der Philosoph.