Philipp Neri gilt als Mystiker mit ganz besonderem Charme

Der "Spielmann Gottes"

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. Jeden Monat rückt eine Glaubenspersönlichkeit besonders in den Fokus, im Monat Mai der Heilige Philipp Neri.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Grablege und Altar des heiligen Philipp Neri in der Kirche Santa Maria in Vallicella, der Chiesa Nuova am 19. April 2024 in Rom, Italien. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Grablege und Altar des heiligen Philipp Neri in der Kirche Santa Maria in Vallicella, der Chiesa Nuova am 19. April 2024 in Rom, Italien. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Im Mai feiert die Kirche den heiligen Philipp Neri. Er ist ein Heiliger, dessen Biografie auf den ersten Blick nicht unbedingt an einen Heiligen erinnern mag. Denn er wird auch als der "Spielmann Gottes" oder "Narren um Christi willen" bezeichnet. Allerdings war Philipp Neri nicht nur ein lachender Heiliger, sondern auch Mystiker und Gründer einer Ordensgemeinschaft.

Geboren wurde er 1515 in Florenz und besuchte dort die Schule der Dominikaner. Im Alter von 16 Jahren kam Philipp zu einem kinderlosen Onkel, bei dem er eine Art kaufmännische Lehre machte und später einmal sein Gewerbe erben sollte. 

Dieser Verwandte lebte in der Nähe der Benediktiner von Montecassino, deshalb hatte der junge Mann die Gelegenheit, viel Zeit im Mutterkloster der Benediktiner zu verbringen. Dies brachte ihm das Ideal des Einsiedlerlebens nahe. So entschied sich Philipp, seinen Onkel zu verlassen und das Erbe auszuschlagen.

Kontakt zu den Menschen

Stattdessen ging er nach Rom, wo er 16 Jahre als Hauslehrer bei einem Florentiner Adeligen tätig war. In dieser Zeit studierte er Theologie und Philosophie bei den Augustinern und lernte Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens kennen.

In Rom wurde der Heilige auch bewegt vom Schicksal der Armen und Kranken, der Gefangenen und in Not geratenen Pilgern, so dass er alle seine Bücher verkaufte und den Erlös den Armen gab. Er suchte den Kontakt zu den Menschen auf der Straße und führte heitere, witzige und schlagfertige Gespräche - mit Straßenjungen und einfachen Leuten ebenso wie mit Kaufleuten und Künstlern.

Priesterweihe und Ordensgründung

Philipp Neri war aber nicht nur auf den Straßen der Stadt unterwegs. Über ihn wird auch gesagt, dass er ein Mystiker war, der im Gebet in den Katakomben von San Sebastian zu Pfingsten 1544 erlebte, dass sich sein Herz so stark wölbte, dass zwei Rippen brachen, ohne dabei Schmerzen zu haben. Er deutete die Erfahrung so, dass die Liebe Gottes wie eine feurige Kugel von ihm Besitz ergriffen habe.

1548 gründete der Heilige eine Gesellschaft zur Betreuung von bedürftigen Rom-Pilgern, Kranken und Armen. Im Jahr 1551 wurde er zum Priester geweiht und wurde Seelsorger der Bruderschaft San Girolamo della Carita. Mit den Brüdern traf er sich abends im Oratorium - einem Gebetsraum - zum Beten, Bibelgespräch und Singen. Aus diesen Treffen entstand im Jahr 1552 die Kongregation der Oratorianer, die 1575 vom Papst bestätigt wurde.

Facettenreicher Heiliger

Philipp Neri hatte Zeit seines Lebens ein offenes Ohr für junge Menschen, besuchte Kranke und kümmerte sich um arme und verwahrloste Kinder und Jugendliche. 1595 starb der Heilige. Zu seiner Beisetzung kam eine unübersehbare Menschenmenge, was zeigt, wie beliebt er in Rom war. Dort sind in der Chiesa Nuova bis heute seine Gebeine zu finden.

Auf einen so facettenreichen Heiligen wie Philipp Neri lohnt auch heute ein genauerer Blick. Er ist offen, lässt sich inspirieren von verschiedenen Traditionen und Ordensgemeinschaften, um dann seinen eigenen Weg und seine eigene Weise des Betens zu entwickeln. Das kann auch uns heute ermutigen, einen ganz persönlichen Gebetsstil zu pflegen.

Sorge und Freude

Seine Fröhlichkeit zeigt, dass das Evangelium wirklich eine Frohe Botschaft ist und dass das Leben als Christ - bei allen Herausforderungen, die es damals gab und heute gibt - froh machen kann. Gleichzeitig können wir von Philipp Neri lernen, dass Fröhlichkeit und Witz nicht Oberflächlichkeit bedeutet.

Es ist auch heute möglich, sich um die Welt zu sorgen und froh zu sein. Vielleicht ermöglichte der besondere Charme es dem Heiligen auch, mit ganz verschiedenen Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen so Hilfe anbieten zu können.

Gebet und Fürsorge

Für uns heute kann das die Anregung sein, immer wieder zu schauen, wie wir mit anderen Menschen in Kontakt kommen können. Das mag, wie bei Philipp Neri, über die Musik oder einen Spaß möglich sein, bestimmt aber auch über andere gemeinsame Interessen.

Ebenso zeigt das Leben des Heiligen, dass Gebet und Fürsorge für die Menschen sich nicht ausschließen. Vielmehr hat es den Anschein, als gehörte für Philipp Neri beides zusammen. So können auch für uns heute Aktion und Kontemplation eine Einheit bilden. Und manches im Leben lässt sich auch heute noch leichter ertragen mit einem Lied auf den Lippen.

Achtung der Unversehrtheit der Schöpfung im Katechismus

Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden.

Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind (shutterstock)
Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind ( shutterstock )
Quelle:
KNA