Pflegebeiträge werden laut Experten weiter steigen

"Kostenlawine kommt"

Angesichts weiter steigender Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung sagen Gesundheitsexperten weitere deutliche Beitragserhöhungen voraus. Ökonom Jürgen Wasem rechnet bis 2040 mit einem Anstieg der Sätze um mehr als ein Viertel.

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Christoph Arens
Symbolbild Pflege / © Ground Picture (shutterstock)

Das meldete die "Bild" am Samstag. "Die Kostenlawine in der Pflege kommt. Klar ist, dass der Beitragssatz weiter deutlich steigen wird in den nächsten 15 Jahren: auf mehr als fünf Prozent", sagte Wasem. Grund sei eine Verdoppelung der Pflegekosten auf mehr als 100 Milliarden Euro im Jahr. 

Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer rechnet laut Zeitung bis 2040 sogar mit einem Anstieg des Beitragssatzes auf bis zu 6,25 Prozent. Grund sei der starke Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen.

Hohe Eigenanteile

Der Sozialverband VdK kritisierte hohe Eigenanteile für die Bewohner von Pflegeheimen. Ein monatlicher Eigenanteil im ersten Jahr von rund 2.500 Euro karikiere den Begriff "Versicherung", erklärte Präsidentin Verene Bentele am Sonntag in Berlin. Das dürfe eine Gesellschaft, die Pflege als wichtige Aufgabe schätze, nicht hinnehmen.

Durch die Kostenexplosion werde Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko, so die VdK-Präsidentin. Die Politik steuere nicht ausreichend dagegen. Unweigerlich werde dies dem Staat aber auf die Füße fallen, weil immer mehr Heimbewohner in die Sozialhilfe fielen.

Sozialverband VdK

Der Sozialverband VdK ist ein bundesweit tätiger gemeinnütziger Verband. Er ist parteipolitisch und konfessionell neutral sowie finanziell unabhängig. Schwerpunkte des VdK sind sozialpolitische Interessenvertretung und Sozialrechtsberatung. Der Sozialverband VdK hat fast 1,9 Millionen Mitglieder, Tendenz steigend.

Der VdK-Bundesverband wurde 1950 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. An der Spitze des Verbandes steht eine Präsidentin/ein Präsident. Seit dem 16. Mai 2018 ist dies VdK-Präsidentin Verena Bentele. (VdK/Stand 23.08.2018)

Pflegerin mit Mundschutz / © PitukTV (shutterstock)

Nachhaltiges Finanzierungskonzept

Bentele forderte deshalb ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung. Sie müsse sich zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten entwickeln. "Die Pflegeversicherung muss wieder das Ziel haben, die Armut Pflegebedürftiger oder auch eine Unterversorgung zu Hause lebender Pflegebedürftiger zu verhindern", sagte die Verbandspräsidentin. Investitionskosten müssten durch die Bundesländer und Ausbildungskosten durch Steuermittel übernommen werden. 

Unterdessen wandte sich die FDP gegen eine Belastung der Arbeitgeber bei neuen Formen privater Vorsorge. Eine paritätische Finanzierung von privaten Pflegebeiträgen durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei mit der FDP nicht zu machen, sagte der pflegepolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Jens Teutrine, der "Bild"-Zeitung. "Klar ist, dass es gerade in der aktuellen Situation keine Mehrbelastung für die Wirtschaft und einseitige Lasten für jüngere Generationen geben darf." 

Gespannt auf Ergebnisse

Die FDP wolle die private Vorsorge zur Pflege stärken, aber "zum Beispiel über bessere Absetzbarkeit von Pflegebeiträgen und einer steuerlichen Gleichstellung der Betriebspflege zur Betriebsrente", sagte Teutrine. 

Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf geeinigt, eine paritätische Finanzierung privater Pflegebeiträge zu prüfen, um eine finanzielle Überbelastung im Alter zu verhindern. Eine Expertenkommission arbeitet derzeit an einem Konzept. Man sei gespannt auf die Ergebnisse der Experten und die Vorschläge des Gesundheitsministers, sagte Teutrine.

Quelle:
KNA