Pflege und die Zukunft der Caritas

Personalgewinnung als Überlebensfaktor

Beim Deutschen Caritasverband läuten die Alarmglocken. In den kommenden Jahren wird es nach einer aktuellen Studie für den größten deutschen Wohlfahrtsverband in Deutschland einen massiven Fachkräftemangel in den Sozial- und Pflegeberufen geben – und das bei einem wachsenden Bedarf an Pflege in der alternden Gesellschaft.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Laut Prognos-Studie schrumpft die deutsche Bevölkerung im Erwerbsalter von derzeit knapp 50 Millionen auf rund 43 Millionen im Jahr 2030. Zugleich wächst nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Pflegebedürftigen - von derzeit rund 2,4 Millionen auf mehr als 3,3 Millionen 2030. Deshalb muss sich laut Studie die Zahl der Beschäftigten in der Altenpflege bundesweit von 500.000 heute auf 1,1 Millionen in zwanzig Jahren mehr als verdoppeln. Im Krankenpflegebereich sowie in der Kinder- und Jugendarbeit rechnet die Studie dagegen mit leicht sinkender Nachfrage.



Die Debatte über die Zukunft der Pflege hat längst eingesetzt: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) und der Deutsche Pflegerat haben eine Reform der Ausbildung im Pflegebereich vorgeschlagen. Alten- und Krankenpflege sollen in einer dreijährigen Ausbildung mit einem einheitlichen Berufsabschluss zusammengefasst und attraktiver werden. Bayern will als erstes Bundesland eine Pflegekammer einführen. Damit sollen die Pflegekräfte den Berufsvertretungen von Apothekern und Ärzten gleichgestellt werden.



Handlungsbedarf sieht auch die Caritas: "Die Ressource Personal wird zum zentralen Überlebensfaktor von Diensten und Einrichtungen der Caritas", schreibt der Leiter der Abteilung Personal beim DCV in Freiburg, Norbert Beyer, in einer Spezial-Ausgabe der Zeitschrift "neue caritas". Rund 507.000 hauptamtliche Mitarbeiter hat der katholische Wohlfahrtsverband derzeit und ist damit bundesweit einer der größten privaten Arbeitgeber. Allein in der personalintensiven Altenhilfe arbeiten mehr als 102.000 Mitarbeiter in über 3.000 Heimen und Pflegeeinrichtungen.



Gezieltes Personalmanagement

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Studie dem Wohlfahrtsverband ein gezieltes Personalmanagement, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein ganzer Strauß von Maßnahmen wird vorgestellt: "Vor allem die Sicherheit der Beschäftigung und das Image der Einrichtungen" seien wichtige Faktoren bei der Mitarbeitergewinnung, heißt es. Die Caritas müsse sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, der beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle, Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten anbiete und ein Unternehmensleitbild auf der Grundlage christlicher Werte besitze. Dabei wird eingeräumt, dass es "zunehmend schwieriger wird, geeignete Mitarbeiter mit Konfessionsbindung zu gewinnen".



Die Studie empfiehlt darüber hinaus gezielte Maßnahmen zur Personalgewinnung: etwa "headhunting" für Fach- und Führungskräfte, Kooperationen mit berufsbildenden und Hochschulen, verstärkte Ausbildungsaktivitäten oder die Teilnahme an Job-, Hochschul- und Azubimessen.



Und die Frage der Bezahlung?

Die Frage der Bezahlung wird in der Prognos-Studie, für die auch rund 400 Caritas-Führungskräfte befragt wurden, nur am Rande angesprochen. Vertreter des DCV verweisen darauf, dass der katholische Wohlfahrtsverband etwa im Pflegebereich deutlich besser zahle als andere Arbeitgeber. Zudem sei die Höhe der Entlohnung nur ein Faktor bei der Motivation der Mitarbeiter. Negativ werden die Caritas-Tarife allerdings bei den Ärzten in katholischen Krankenhäusern eingeschätzt, heißt es in der Studie.



Nach der Veröffentlichung der Studie will der Caritasverband keine Zeit verlieren. Schon im April sollen zwei Projekte starten: Die bereits bestehende Internet-Stellenbörse www.caritas-jobs.de soll zu einem bundesweiten Berufs- und Ausbildungsportal weiter entwickelt werden. Dann können Arbeitsuchende auf einen Klick erkennen, welche Stellen in ihrer Region angeboten werden. Darüber hinaus sollen gelungene Modelle der Personalentwicklung und Mitarbeiterbindung gesammelt und bei der Fortbildung von Führungskräften vorgestellt werden.