Pfingsten auf dem Spielplatz

Pfingsten und Spielen

Ein Zauber liegt über der Wiese am Spielplatz: lachen, rufen, laufen, werfen. Junge Menschen aus Syrien, aus Eritrea, ein Junge mit Down Syndrom, Erwachsene, Kinder –  alle spielen Wikingerschach.

Was Pfingsten mit spielen zu tun hat / © Friso Gentsch (dpa)
Was Pfingsten mit spielen zu tun hat / © Friso Gentsch ( dpa )

Vom Spielplatz weht Freude in den Garten. Die Spielenden sind alle Gäste unseres Pfingstfestes unserer Familie. Ein Gartenfest, zu dem wir einmal im Jahr Freunde, Kollegen, Familie einladen.

In den letzten Jahren hatten wir, wie so viele andere Menschen in Deutschland, viel Kontakt zu Geflüchteten. Ein bisschen Deutsch konnten sie alle. Aber für richtige Unterhaltungen reichte es nicht. Was tun, wenn man keine gemeinsame Sprache spricht?

Spielen hilft. Ein Kartenspiel braucht in der Regel nicht viele Worte. Zahlen gibt es in jeder Sprache, die brauchen keine Übersetzung.

So haben Kartenspiele uns gerettet, wenn Geflüchtete beim Abendbrottisch mit uns zusammengesessen haben – und nach dem Essen eine große Stille aufkommen wollte, weil wir uns in keiner Sprache wirklich unterhalten konnten.

Spielen hilft, wenn alles gesagt ist. Z.B. im Krankenhaus, wenn der Patient noch zu schwach für lange Gespräche ist oder Schmerzen hat. Dann helfen vor allem die ganz alten, ganz einfachen Spiele: Uno und Kniffel, MauMau und Namenraten, erst kommt Lachen, dann Leben in die Runde.

Spielen hilft auch, wenn das Leben sehr unterschiedliche Menschen zusammenführt, die sich im Alltag wenig zu sagen hätten. So wie bei einem unserer Kinder. Ein Pflegekind.

Im Jugendamt sieht er in Abständen seine leiblichen Eltern für einen Nachmittag. Diese Eltern sind uns sympathisch. Dieselbe Sprache aber sprechen wir nicht.

Auch hier retten uns Spiele. Nicht nur, damit das Kind spielt. Sondern damit diese, so unterschiedlichen, Erwachsenen in den langen Pausen zwischen höflichen Sätzen nicht ins Leere fallen. Mit Uno und Co fallen wir weich.

Im Spiel sind wir alle gleich. Haben dieselben Chancen auf eine Eins. Oder eine Sechs. Im Spiel ist unwichtig, was wir im Leben machen, wieviel Geld wir verdienen oder welche Schulabschlüsse wir haben.

„Sie sprachen die Sprache nicht. Und verstanden einander doch“, heißt es im Pfingstwunder.

Irgendwann nahm jemand während des Pfingstfestes unserer Familie mit den vielen jungen Geflüchteten das Wikingerschach. Kurz danach wehte das oben beschriebene Lachen vom Spielplatz in unseren Garten.

Im Spiel sprechen wir alle dieselbe Sprache. Ein kleines Pfingstwunder.

So einfach. So wunderbar.