Pfarrer wird für seine Zivilcourage bei NPD-Kundgebung geehrt

Mutig-Preis für Glockengeläut gegen Rechts

Ulrich Boom, Pfarrer im unterfränkischen Miltenberg, hat am Wochenende den Aschaffenburger Mutig-Preis 2006 in der Kategorie regional erhalten. Mit seinem Glockengeläut während einer NPD-Kundgebung am 22. Juli habe er ohne Rücksicht auf mögliche nachteilige Folgen für sich "zur richtigen Zeit am richtigen Ort ein Zeichen mit positiver Wirkung gesetzt", heißt es in der Preisurkunde. Das Geläut sollte Verblendung und Verführung in Innehalten und Nachdenken wandeln. Dies sei vorbildlich und mache Mut.

 (DR)


Laudator unterstrich den Mut des Pfarrers
Den Preis in der Kategorie überregional erhielt der Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica (60), für seinen Einsatz gegen die ethnischen Säuberungen durch die Serben in Bosnien-Herzegowina. Der Mutig-Preis ist mit jeweils 500 Euro dotiert und wurde zur Erinnerung an Pater Bernhard ausgelobt. Er hatte 1631 die Stadt Aschaffenburg in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vor der Zerstörung durch Gustav Adolf bewahrt. Boom spendete sein Preisgeld für die soziale Aufbauarbeit in Banja Luka.

In seiner Laudatio für Boom unterstrich der Kapuziner Felix Kraus, dass es kein Wegschauen vor jeder Form des Unrechts, des Rassen- oder Völkerwahns oder der Aberkennung des Lebensrechts unter welchen Umständen oder in welchem Stadium auch immer geben dürfe. "Mit einem Wort: Zur Zivilcourage gehört Mut dazu. Oder anders: Zivilcourage ist Mut", sagte Kraus.

Boom hatte am 22. Juli mit 20-minütigem Glockengeläut eine angemeldete NPD-Kundgebung gesprengt, worauf die Partei ihn wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz anzeigte. Freitag vor einer Woche teilte Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) mit, dass das Verfahren ohne Auflagen eingestellt werde. Die SPD und die jüdische Kultusgemeinde hatten die Staatsanwaltschaft, die das Verfahren nur gegen Zahlung einer Geldbuße von 2.000 Euro einstellen wollte, scharf kritisiert.