Pfarrer in Kapstadt zur Dürre in Südafrika

"Alle merken plötzlich, wie wichtig die Schöpfung ist"

In Südafrika kämpfen die Menschen mit einer der schlimmsten Dürreperioden seit 100 Jahren. Kranke und Arme in den Townships hätten darunter am meisten zu leiden, sagt der deutsche Pfarrer Stefan Hippler, der in Kapstadt lebt.

Kapstadt: Anwohner stehen mit Gallonen für Wasser an.  / © kyodo (dpa)
Kapstadt: Anwohner stehen mit Gallonen für Wasser an. / © kyodo ( dpa )

DOMRADIO.DE: Alle sind zum Wassersparen aufgerufen. Machen Sie da mit? 

Stefan Hippler (Deutscher Pfarrer in Kapstadt und AIDS-Aktivist): Natürlich, das müssen wir. Wir sind per Gesetz verpflichtet und dürfen nur noch 50 Liter Wasser pro Tag verbrauchen. Sonst drohen Strafen - das geht hin bis zu Gefängnis. 

DOMRADIO.DE: Wenn Sie sonst Kapstadt erleben - wie wirkt sich die Dürre auf die Stadt aus? Merkt man das sofort? 

Hippler: Wenn man in die Stadt reinkommt, merkt man, dass die Gärten nicht mehr so gepflegt sind, dass vieles verdorrt und vertrocknet ist, dass Straßen nicht mehr so saubergehalten werden können wie es früher der Fall war. Und vor allem im Umland von Kapstadt ist alles trocken.  

DOMRADIO.DE: Als AIDS-Aktivist kennen Sie die Situation der Menschen in den Townships, in den Elendsvierteln. Vermutlich trifft es die nochmal heftiger, oder? 

Hippler: Es trifft alle Kranken heftiger, die angewiesen sind auf Hygiene und auf Wasser. Gerade in den Towships gibt es ja sowieso immer mal wieder Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Es gab Pläne, sogar ganze Township-Kliniken zuzumachen. Aber inzwischen hat man festgestellt: Das macht keinen Sinn. Von daher plant man - wenn nicht anders möglich - jede Township-Klinik mit Wassertanks zu versorgen um sicherzustellen, dass Kranke und Menschen, die nicht mehr mobil sind, versorgt werden. 

DOMRADIO.DE: Ist die anhaltende Dürre auch Thema in der Kirche? Wird für Regen gebetet? 

Hippler: Ja. Man findet kaum eine Gemeinde, wo es nicht sonntags eine Fürbitte gibt, die sozusagen um Regen fleht. Denn das Thema geht alle an, es trifft alle und alle merken plötzlich, wie wichtig die Schöpfung ist. 

DOMRADIO.DE: Es ist immer vom "Day Zero" die Rede, also vom "Tag Null". Wenn es soweit käme, würde aus den Leitungen kein Wasser mehr fließen. Wie würde es dann weitergehen? 

Hippler: Es gibt Pläne, die besagen, dass es ungefähr 200 Verteilzentren gibt, wo man Wasser entnehmen kann. Diese Punkte werden von Polizei und Militär kontrolliert. Und jeder Bürger hat das Recht, pro Tag 25 Liter dort abzuholen. Das ist der Plan.

Der "Tag Null" ist momentan auf den 9. Juli festgelegt. Wir waren schonmal beim 17. April. Das liegt daran, dass private Farmer vor Kapstadt Billionen von Litern Wasser aus ihren privaten Reservoiren gespendet haben und so den "Tag Null" auf Juli geschoben haben. Wir hoffen, dass es im Juli wieder richtig kräftig regnet, wie es normalerweise in einem Kapstädter Winter der Fall ist. 

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR