Pfarrer bietet Urlaubsseelsorge im Kirchenzelt an

Kirche auf dem Campingplatz

Nördlich von Wilhelmshafen liegt die beliebte Touristenregion: das Wangerland. In den Sommermonaten gibt es ein Seelsorgeangebot der dortigen Kirchen. Der Leiter der Urlaubsseelsorge Lars-Jörg Bratke erklärt, warum er die Seelsorge anbietet.

Camping auf Wangerland / © Felix Kästle (dpa)
Camping auf Wangerland / © Felix Kästle ( dpa )

domradio.de: Die wichtigste Frage, die man vorab stellen muss, auch beim Blick aus dem Fenster hier am Dom, wie ist das Wetter bei Ihnen?

Lars-Jörg Bratke (Seelsorger für die Katholische Gemeinde in Wangerland): Es ist ähnlich, wie das Wetter am Heiligen Abend im zurückliegenden Jahr. Nieselregeln, kalt und zwölf Grad. Also eigentlich kein Sommerwetter.

domradio.de: Seit über einem Monat sind Sie da schon anzutreffen, Open Air mit Ihrer Campingkirche. Wie muss man sich das vorstellen, wie sieht Ihre Arbeit aus?

Bratke: Man muss sich das so vorstellen, dass wir in der Kirchengemeinde Wangerland zwei Campingplätze haben - einen in Hooksiel und einen in Schillig direkt. Dort stehen zwei Kirchenzelte und vier Wohnwagen. Auf den Campingplätzen sind Ehrenamtliche, die dort kirchliche Arbeit und christliche Angebote machen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das ganze Familienprogramm. Nordseeurlaub ist ja immer Familienurlaub, da wird etwas für alle angeboten.

domradio.de: Wie wird das angenommen, kommen da viele Menschen zu Ihnen?

Bratke: Das wird ganz unterschiedlich angenommen, der Schlager ist die Abendgeschichte und der Abendsegen für Kinder und da kommen immer reichlich Kinder, weil sich das herumspricht. Es gibt Angebote für Erwachsene, da sitzt man dann zu Viert oder Fünft im Kirchenzelt. Es ist aber auch so, dass wir schon eine Gute-Nacht-Andacht im Kirchenzelt gefeiert haben, wo wir mit zwanzig oder mehr im Kirchenzelt saßen.

domradio.de: Es kann auch vorkommen, dass man gerade im Urlaub die Seelsorge nötig hat oder auch sucht. Mit was für konkreten Problemen, Anliegen kommen die Leute?

Bratke: Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie diese Wetterlage haben und Sie sitzen zu Viert zusammen in einem Wohnwagen und haben sonst bei Ihnen in Köln 90 Quadratmeter zur Verfügung, dann ist man schon ziemlich an einander gebunden und auf engstem Raum zusammen. Zum Einen ist es so, dass wir für die Familien für eine Zeit getrennt Angebote anbieten. Wir haben also Angebote für Väter, für Mütter und welche für Kinder. Das Andere ist, dass das Leben ja im Urlaub genauso weiter geht, wie zu Hause auch, dass man nur zeitlich anders tickt. Man hat mehr Zeit über alles nachzudenken. Zum Beispiel: "Woher komme ich" und "Wohin will ich", oder auch über Gott. Aber das normale Leben im Urlaub geht weiter. Es gibt Einschnitte und Momente, in denen man Trost und Halt sucht oder vor Freude platzen könnte.

domradio.de: Wie geht es Ihnen damit? Sind Sie manchmal vielleicht ein bisschen melancholisch? Immerhin treffen Sie dort auf Menschen, mit denen sie ins Gespräch kommen, die Sie danach nie wieder sehen, weil es Touristen sind.

Bratke: Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe auf der einen Seite meine 750 Gemeindemitglieder auf 160 Quadratkilometer verteilt mit einer Kerngemeinde von Leuten. Auf der anderen Seite ist die Fluktuation da, von Menschen die kommen und gehen. Aber lassen Sie mich jetzt ein bisschen kitschig sein und bildhaft werden: Damit leben wir. Wir haben hier Ebbe und Flut.

domradio.de: Was steht heute noch bei Ihnen auf dem Programm, auf dem Campingplatz und im Kirchenzelt?

Bratke: Auf dem Campingplatz ist momentan eine Kinderbibelwoche in Hooksiel zum Thema "Abraham". Da haben die Campingkirchenteamer was vorbereitet. In Schillig steht heute Abend noch ein Highlight an, einen Strandgottesdienst - Eucharistiefeier am Strand. Aber dem Wetter nach, sieht es wohl so aus, dass wir in die Kirche müssen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR