Pfarrer aus Kolumbien und Venezuela kicken für den Frieden

Duell der Soutanen

Begeisterte Fans, Sprechchöre auf den Tribünen und ein packendes Unentschieden: Beim Fußballspiel in der kolumbianisch-venezolanischen Grenzstadt Cucuta ging es fast so zu, wie bei einer Partie in einer südamerikanischen Profi-Liga. Der einzige Unterschied: Es trafen zwei Mannschaften von katholischen Geistlichen aufeinander. Sie wollten auf dem grünen Rasen für den Frieden in der konfliktbeladenen Region werben.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Die Resonanz war beachtlich: Knapp 1.200 überwiegend in weiß gekleidete Zuschauer füllten die Tribünen des Stadions "General Santander" des ehemaligen kolumbianischen Fußballmeisters CD Cucuta. Zahlreiche TV-Teams und Journalisten wollten sich das vom örtlichen Bischof Jaime Prieto mit einem Schuss Selbstironie und einem Augenzwinkern angekündigte "Duell der Soutanen" nicht entgehen lassen.

Mit dem katholischen Kräftemessen wollten die Gottesdiener vor allem beweisen, dass es zwischen den beiden Völkern keine Verstimmungen
gibt: "Im Fußball wollen wir alle Tore erzielen, aber das Spiel muss fair und sauber bleiben", sagte Bischof Prieto der Tageszeitung "El Tiempo" und forderte die zerstrittenen Staatspräsidenten Alvaro Uribe (Kolumbien) und Hugo Chavez (Venezuela) auf, in der schweren Krise zur Diplomatie zurückzukehren. "Heute haben alle gewonnen, heute haben wir uns alle umarmt wie Brüder. Das war unsere Botschaft des Friedens. Wir wünschen uns, dass die Politiker wieder den Weg des Dialogs einschlagen."

Beziehungen auf dem Tiefpunkt
Die Beziehungen beider Nachbarländer sind seit drei Monaten auf einem Tiefpunkt, nachdem Kolumbien den USA sieben Militärbasen im Kampf gegen den Drogenhandel zur Verfügung stellte. Zuvor waren die US-Militärs in Ecuador stationiert, doch die Regierung von Präsident Rafael Correa verlängerte den auslaufenden Vertrag nicht. Venezuela betrachtet die nun ausgedehnte Zusammenarbeit Kolumbiens mit den USA als eine militärische Bedrohung: "Es ist ein Krieg gegen uns geplant, das US-Imperium bedroht uns", sagte Chavez noch am Wochenende, nachdem er zuvor die Armee und seine Landsleute aufgefordert hatte, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten.

In der Grenzregion kam es in den vergangenen Wochen zu zahlreichen Zwischenfällen. Venezuela verhaftete illegale Grenzgänger aus Kolumbien. Kolumbien wiederum setzte eine Gruppe von venezolanischen Soldaten fest, die sich offenbar im Gelände verirrt hatten. Der Mord an einer kolumbianischen Hobby-Fußballmannschaft auf venezolanischem Gebiet heizte die Stimmung weiter an. Je nach politischem Lager wurden die linksgerichtete Guerilla oder rechte Paramilitärs für die Bluttat verantwortlich gemacht. Die Hintergründe sind bislang ungeklärt.

Chavez selbst erteilt bisher allen Vermittlungsbemühungen eine
Absage: "Und wenn mich der spanische König oder befreundete Präsidenten darum bitten, es gibt nichts zu bereden mit diesen Verrätern." Kolumbiens Präsident Uribe versichert derweil: "Nichts wird unsere Freundschaft zu unseren Brüdern in Venezuela beeinträchtigen." All das stand am Montag während der spannenden 90 Minuten auf dem Fußballfeld eher im Hintergrund: Immerhin 40 Pfarrer aus beiden Ländern waren dem Aufruf gefolgt und hatten die Fußballschuhe geschnürt. Am Ende trennten sie sich mit dem erhofften Wunschergebnis - einem 2:2-Unentschieden.